Der beiden Quitzows letzte Fahrten
begann und die durch Dietrich’s Gewaltstreich entflammten Gemüther der Ritter sich mehr beruhigt hatten, neugierig und lächelnd:
»Hoffentlich ist es Ritter Dietrich gelungen, seinen Raub an einem sicheren Orte zu bergen und eine Stätte zu finden, von der aus er, geschützt vor den Anhängern des Nürnberger Grafen, mit diesem ein ernstes Wort zu sprechen vermag. Bei der Umsicht und der staunenswerthen Kühnheit Dietrich’s bezweifle ich keinen Augenblick, daß er heut schon dieses Ziel erreicht und Unterhandlungen mit Herrn Friedrich eingeleitet hat!«
»Das glaube ich auch,« meinte Herr Thomas, »und möchte erfahren, wo er sich hingewandt hat!«
»Hrrr! Hm!« bemerkte Ritter Claus, »das wird uns schwerlich lange Zeit verborgen bleiben. Vorläufig können wir zufrieden sein, zu wissen, daß er unserem gemeinsamen Feinde einen so gewaltigen Streich gespielt hat! Hören wir jetzt vor allen Dingen erst, was Freund Werner uns noch mitzutheilen hat. Da Grabsdorf auf Eurem Gebiete liegt, scheint mir etwaige Besorgniß Eurerseits nicht ganz unberechtigt zu sein!«
»Will’s meinen!« erwiderte Ritter Werner ernst. »Unter den Begleitern des Prinzen ist, so viel ich erfahren habe, Nymand von Löben gewesen. Dieser ist einer meiner erbittertsten Gegner und er soll sofort bemüht gewesen sein, mich als Denjenigen hinzustellen, welchem die Hauptschuld an der Entführung des Prinzen beizumessen sei. Ich gebe nun zwar gern zu, daß ich Dietrich in Grabsdorf ein Asyl verschafft und daß ich, wäre ich in Dietrich’s Lage und hätte an dem fraglichen Tage gleich ihm Gelegenheit gehabt, mich an meinem furchtbarsten Feinde zu rächen, keinen Augenblick länger, als unumgänglich nöthig, gezögert haben würde, dem Gegner einen gewuchtigen Schlag zu versetzen. Leider habe ich in diesem Falle aber meinem Freunde nicht zu zeigen vermocht, daß ich das Geschehene vollkommen billige und soll mir nun ein Verdienst zuertheilen lassen, das mir nicht zusteht. Der Burggraf von Nürnberg hat sich der Ansicht seiner Ohrenbläser angeschlossen und beabsichtigt, wie meine Freunde in Potsdam mir heut’ mitgetheilt haben, Rache zu üben.«
»Hm!« bemerkte Heyso von Steinfurth kopfschüttelnd, »möchte doch wissen, was das Gräflein Euch noch weiter anhaben will. Durch sein Gericht hat er Euch Euer Besitzthum ja bereits absprechen lassen; will er sich jetzt etwa gar noch an Leib und Leben eines Ritters vergreifen?«
»Erscheint Euch das nach dem seitherigen Auftreten des Grafen wirklich auffallend?« erwiderte Herr Werner in bitterem Tone; »die That unseres Freundes erheischt Sühne und an wen soll er sich hier halten, wenn nicht an mich, auf dessen Gebiet der Vorfall geschehen. Es wird zwischen uns ein Kampf auf Leben und Tod entbrennen, ein Kampf, bei welchem es auf meinen Untergang abgesehen ist. Ich denke aber, dem wüthenden Gräflein die Verwirklichung seines Planes ein wenig zu erschweren!«
Der alte Boldewin erhob sich jetzt und trat dem Ritter Werner von Holzendorff näher.
»Wir Alle haben Euch bereits unsere Hilfe zugesagt und werden Euch redlich beistehen in Eurem Kampfe mit jenem Uebermüthigen. Lasset uns nur rechtzeitig wissen, wann wir bei Euch einzutreffen haben, oder verlangt Ihr etwa jetzt schon unsere Hilfe?«
»Erlaubt mir zuvor eine Frage,« nahm Ritter Werner das Wort. »Ich sah im Hofe eine Schaar gerüsteter Knappen und glaube, während ich vom Pferde stieg und über den Hof schritt, auch Aeußerungen gehört zu haben, die auf einen demnächst von Euch auszufechtenden Strauß schließen lassen. Habe ich mich nicht geirrt, und wem gelten Eure Rüstungen? Vielleicht gegen einen der immer kecker gegen uns auftretenden Markgräflichen?«
Claus von Quitzow richtete einen forschenden Blick auf den neben ihm sitzenden Ritter und bemerkte dann:
»Hrrr! Hm! Eure Klinge, Freund Werner, könnte uns bei dem bevorstehenden Tanze gute Dienste leisten. Wollt Ihr nicht einen oder zwei Tage hier bei uns verweilen? Länger wird sich die ganze Angelegenheit schwerlich verzögern!«
»Zwei Tage? Wenn ich überzeugt sein könnte, daß Friedrich die Ausführung seiner gegen mich gerichteten Pläne noch einige Zeit verschiebt, dann will ich Euch gern beistehen!«
»Habt Ihr denn nicht Auftrag gegeben, im Nothfalle Euch hierher schon Nachricht zu senden?«
»Das ist allerdings geschehen, Freund Thomas; da ich jedoch nicht beabsichtigt habe, heut bis zum Abend hier zu bleiben, würde bei meiner längeren Abwesenheit von
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