Der beiden Quitzows letzte Fahrten
im Trinken ein.
Die Unterhaltung gerieth, da auch der ältere Boldewin wortkarg wurde, immer mehr in’s Stocken und drohte ganz einzuschlafen, Stunde um Stunde verrann, und müde vom vielen Trinken, schienen die drei älteren Zechgenossen Neigung zum Schlaf zu verrathen, als endlich wieder sich rasch nähernde Tritte hörbar wurden, die Thüre hastig aufging und Balthasar eintrat.
»Nun? Was bringst Du für Nachricht?« fuhr Ritter Heyso auf, während Herr Claus im ersten Moment noch mit dem Schlaf rang, der ihn zu überwältigen drohte.
»Peter ist heut’ noch eine Meile weiter, als ihm befohlen worden war, geritten und ist in Lauenberg, das gar nicht mehr weit von der Grenze des Hamburger Gebietes liegt, mit einigen Knechten des Ritters Hans von Uchtenhagen zusammengetroffen, mit denen er von früher her bekannt oder befreundet ist.«
»Der Ritter Hans von Uchtenhagen?« rief Herr Heyso von Steinfurth, während der ältere Boldewin unwillig murmelte:
»Das habe ich mir wohl gedacht!«
»Ja, also Herr Ritter!« fuhr Balthasar fort. »Peter hat den Knechten unaufgefordert erzählt, daß er seinen seitherigen Dienst bei Herrn Henning von Wedel, wenn ich nicht irre, verlassen habe und nach Westphalen oder irgendwohin zu gehen beabsichtige, hat die Knechte durch eine Zeche redselig gemacht, sich ihr Vertrauen erworben und ohne besondere Mühe erfahren, daß sie ihren Herrn, den Ritter von Uchtenhagen, welcher von Hamburg aus einen Transport bis nach Potsdam führen werde, bis hierher begleitet hätten und nun die Mannen des Herrn Heinrich von Strantz erwarten sollten.«
»Weshalb sind diese Knechte beauftragt worden, die Mannen des Ritters von Strantz gerade in Lauenberg zu erwarten?« fragte Boldewin, nachdenklich den Kopf schüttelnd.
»Dieselbe Frage will Peter auch an die Knechte gerichtet und die Antwort erhalten haben, die beiden Ritter hätten verabredet, mit ihren Mannen in Lauenberg zusammenzutreffen. Herr Hans von Uchtenhagen sei, als Herr Heinrich von Strantz zur festgesetzten Zeit nicht eingetroffen, weitergegangen und habe die Knechte mit der Weisung zurückgelassen, eine Anzahl der Strantz’schen Leute dort zurückzubehalten. Eine starke Bedeckung sei erst von Lauenberg ab erforderlich. So, also!«
»Was weiter? Ist noch nicht bekannt, wann die Strantz’schen Leute in Lauenberg eintreffen werden?«
»Sie wurden heut’ erwartet!«
»Die Ritter Hans von Uchtenhagen und Heinrich von Strantz sind also die Leiter des Transportes?«
»Soviel Peter gehört hat, werden diese beiden Herren mit ihren Mannen den oder die Wagen begleiten.«
»Hrrr! Hm!« fing Herr Claus von Quitzow, der bis jetzt schweigend zugehört hatte, an, »wann soll denn nun eigentlich der Zug in Lauenberg ankommen und warum hat der Hallunke, der Peter, die Botschaft nicht selbst hierher gebracht?«
»Falls Herr Heinrich von Strantz mit seinen Mannen heut’ in Lauenberg angekommen ist, dann soll der Transport morgen gegen Abend bereits in Lauenberg eintreffen. Herr Hans von Uchtenhagen hat ausdrücklich befohlen, daß die in diesem kleinen Orte wartenden Knechte morgen Nachmittag ihn von Hamburg aus erwarten sollen. Peter wollte die Ankunft der Strantz’schen Leute abwarten und dann erst selbst hierherkommen. Den Knecht hat er in dem Glauben vorausgeschickt, es werde Euch erwünscht sein, so bald als möglich etwas Bestimmtes zu erfahren! So, also!«
Durch die Mittheilungen Balthasar’s schien die Müdigkeit, welche vordem die Herren befallen, vollständig beseitigt worden zu sein. Die Aussicht auf einen nahe bevorstehenden ernstlichen Kampf regte sie mächtig auf, doch einigten sie sich bald dahin, vor Fassung eines bestimmten Beschlusses, ob und wann zu dem voraussichtlich blutigen Strauß aufgebrochen werden solle, erst die Ankunft Peters abzuwarten.
Von Neuem mußte jetzt der alte Cuno ohne Unterbrechung vom Saal in den Keller und umgekehrt wandern und seufzend schlich er eben wieder mit den leeren Krügen aus dem Saal dem Keller zu, als Balthasar in Begleitung eines Knechtes an ihm vorüberging.
»Freue Dich nur, Alter,« raunte Balthasar dem Alten zu, »morgen wirst Du wenig Arbeit haben!«
»Weshalb nicht?« fragte dieser rasch, Balthasar war mit seinem Begleiter jedoch schon an der Thür des Saales angelangt, und Beide traten zum Erstaunen des Kellermeisters ohne Weiteres ein.
Herr Claus bemerkte die Eintretenden zuerst.
»Hrrr! Hm! Peter, sind die Mannen des Herrn Heinrich von Strantz in Lauenberg
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