Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Hm! Ihr kennt ihn bereits hinlänglich! Ich meine den Pater Eusebius!«
»Ha! Ha! Ha!« lachte Junker Boldewin laut auf. »Unserem biedern, frommen Pater gebt Ihr ja ein Zeugniß, auf das hin er etwas weniger sicher reisen kann, als wenn er mit einem Geleitschein versehen wäre. Ha! Ha! Ha! Hochwürdiger Herr, welch’ himmelschreiendes Unrecht wird Dir hier von Herrn Ritter Claus von Quitzow angethan!«
Der Letztere stimmte selbst mit in das ausbrechende Gelächter ein, rief dann aber in dem ernsten Tone, in welchem er seither bereits gesprochen hatte:
»Hrrr! Hm! Ich denke, Pater Eusebius wird gegen die einzig richtige Kennzeichnung seines Lebens und Treibens nichts einzuwenden haben, und sollte er wirklich die Dreistigkeit besitzen, meine Worte nicht anerkennen zu wollen, nun, dann will ich ihn in seinem frommen Wahne nicht mehr stören. Meine unumstößliche Ansicht ist, wie ich heut entschiedener als je behaupte, daß wir doch nicht vorsichtig genug gehandelt haben, als wir den heillosen Pfaffen in unser Vorhaben einweihten und ihn mit einem Auftrage betrauten, der von sehr hoher Bedeutung war!«
»Eure Meinung über das Ausbleiben des Paters,« bemerkte Thomas, »ist mir zwar hinlänglich bekannt, denn wir haben oft genug bereits darüber gesprochen. Dessenungeachtet vermag ich auch heut noch nicht, mich Eurer Ansicht anzuschließen!«
»Ganz recht,« warf Heyso von Steinfurth ein. »Lasset uns noch einmal Alles, was den Pater und seinen Auftrag betrifft, ruhig überlegen, und Ihr werdet mir beistimmen, daß an einen Schurkenstreich des Paters hier nicht zu denken ist. Ich bin wahrhaftig nicht der Freund irgend welches Pfaffen, in diesem Falle glaube ich aber den frommen Eusebius in Schutz nehmen zu dürfen. Er erhielt also von der ganzen Angelegenheit so genaue Kenntniß, als wir sie zu geben vermochten, wurde darauf mit einem Briefe an den Befehlshaber auf dem ›Wiking‹, den auf der See gefürchteten Rolf Vendaskiold, gesandt mit dem Auftrage, diesen für unsern Plan zu gewinnen und ihn zu bewegen, unter der Verpflichtung, die Beute mit ihm theilen zu wollen, das mit dem Gelde zur bestimmten Zeit von England erwartete Schiff wegzunehmen.
Rolf Vendaskiold hat, da der Transport in Hamburg glücklich angekommen ist, entweder das betreffende Schiff verfehlt, oder ist im Kampfe mit demselben unterlegen oder aber, und dies scheint mir, wie ich Euch wiederholt bereits gesagt habe, das Richtigste zu sein, unsern Beauftragten hat, noch bevor er den Wiking erreicht, ein Unglück betroffen. Der Streich, den er uns gespielt hat, liegt demzufolge einzig und allein darin, daß er mit dem Himmel nicht vor der Reise ein Abkommen getroffen hat, durch welches er während der Zeit seiner Reise vor Gefahren genügend geschützt wird!«
Claus von Quitzow schüttelte den Kopf.
»Hrrr! Hm! Ihr glaubt doch nicht etwa, der Pfaffe sei einer solch’ nichtswürdigen That, wie ich fürchte, daß er sie gegen uns begangen hat, nicht fähig?«
»In diesem Falle schwerlich, wie sich leicht beweisen läßt. Der Pater handelt, wie wir Alle, nach dem Grundsatze, in erster Reihe nur das zu thun, was zum eigenen Vortheil gereicht. Hätte er hier wirklich einen elenden Streich gegen uns beabsichtigt und den Vorsatz gefaßt, zum Verräther oder zum Betrüger an uns zu werden, dann würde es sich zunächst fragen, welcher Nutzen ihm durch seine Handlungsweise erwachsen wäre. Pater Eusebius war zu berechnend, zu schlau, um sich nicht zu sagen, daß der Verrath unseres Vorhabens an die zunächst betheiligte Person, den Burggrafen, ihm kaum großen Dank eingetragen haben würde. Friedrich selbst ist kein Freund der Kuttenträger, und Eusebius weiß, wie er mir kurz vor seiner Abreise im Laufe eines Gesprächs selbst sagte, recht genau, daß und in welcher Weise der Burggraf Verräther, selbst wenn deren schändliche Handlungsweise ihm zum Vortheil gereicht, zu behandeln und zu bestrafen pflegt. Der Versuch aber, die Summe für sich allein zu erlangen, verdient gar nicht erst der Erwähnung, aus dem einfachen Grunde, weil er, da Vendaskiold das Schiff entweder nicht angehalten oder zu nehmen nicht vermocht hat, nicht mehr durchführbar ist. Es bleibt uns deshalb, wie ich noch einmal behaupte, nichts anderes übrig, als anzunehmen, Pater Eusebius sei irgendwo verunglückt!«
»Hrr! Hm! Ich will, wenn dies denn durchaus verlangt wird, Eurer Ansicht beistimmen, der Pfaffe sei bei irgend welcher Gelegenheit in’s Jenseits geschickt worden,
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