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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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obgleich – Katzen in der Regel auf die Pfoten fallen. Hat Eusebius dann aber den Brief an Rolf Vendaskiold mitgenommen?«
    »Dachte ich mir’s doch,« brummte der Junker, »daß nun der Brief wieder an die Reihe kommen wird!«
    An der Fortsetzung seines Monologs wurde er durch Thomas verhindert.
    »Hölle und Tod!« fuhr dieser nämlich auf, »was ficht Euch denn nur an, daß Ihr heut’ wieder allerlei Bedenken hegt und Fragen aufwerft, die einen Menschen, der gewohnt ist, auf das sich gesteckte Ziel unbedenklich geradeaus zu gehen, in Verlegenheit bringen könnten! Laßt doch endlich den Pfaffen in seinem trockenen oder meinetwegen auch nassen Grabe ruhen, und freuen wir uns, daß trotz allen Mißgeschicks, das uns hindernd in den Weg zu treten schien, der kostbare Fang uns doch nicht entgehen wird!«
    »Du hast Recht, Thomas,« bemerkte der alte Boldewin, »ich glaube auch, daß Eusebius todt ist und denke, da der Transport in einer Weise vor sich gehen soll, die deutlich zeigt, daß der Burggraf offene, unverdeckte Stärke der Anwendung von List vorzieht, daß wir keinen Hinterhalt zu besorgen haben!«
    Herr Claus von Quitzow unterließ fortan jede weitere Einwendung; es war aber nicht zu verkennen, daß er mit den Einwendungen seiner Freunde nicht völlig einverstanden war.
    Waren diese schon hierdurch und durch das ganze Verhalten des alten kampflustigen und stets jeder Gefahr spottenden Gefährten in ein befremdendes Erstaunen versetzt worden, so wurden sie es noch viel mehr, als Ritter Claus sich bald darauf erhob und sie mit der trockenen Ankündigung überraschte:
    »Hrrr! Hm! Ich werde nach Stavenow reiten und morgen früh mit meinen Leuten zurückkehren!«
    Die Herren von dem Kruge wußten, daß Claus von Quitzow nie zu bewegen sei, von einem einmal gefaßten Entschlüsse abzugehen; sie bemühten sich deshalb auch nicht erst, ihn zum Bleiben zu bewegen, und nicht lange nachdem das Thor sich hinter ihm geschlossen, suchten die Herren von dem Kruge und Heyso von Steinfurth ihre Lagerstätten auf.
    Am folgenden Tage traf Claus von Quitzow zur bestimmten Zeit mit seinen Knechten auf Garlosen ein, und als die Sonne hinter den Wipfeln der Bäume verschwand, verließen die Ritter mit ihren Mannen das Schloß und schlugen die Richtung nach der westlich vorüberführenden Straße ein, welche der Transport entlang kommen mußte.
    Ritter Hans von Uchtenhagen hegte eine keineswegs übertriebene Besorgniß, wenn er von Lauenberg ab eine starke Bedeckung als erforderlich erachtete.
    Die Straße führte meilenweit durch zu beiden Seiten sie dicht begrenzende Wälder, in deren Schutz es Wegelagerern gar leicht wurde, ihr schändliches Handwerk zu treiben. Die Wälder waren überdies vielfach von Sümpfen, Mooren und wasserreichen Flächen durchzogen, deren Ueberschreiten nur Denjenigen möglich war, welche die einigermaßen tragfähigen Stellen und die Pfade genau kannten, die einzig durch die sumpfigen Strecken führten.
    Diese Schleichwege waren auf Garlosen und den Mannen des Herrn Claus genau bekannt und von den Rittern und deren Knechten schon oft begangen worden, daß Heyso von Steinfurth, als er einerseits die Gefährlichkeit des Weges erkannte, und andererseits aber auch die Sicherheit wahrnahm, mit welcher die Moräste und Sümpfe überschritten wurden, erstaunt ausrief:
    »Wahrhaftig, Ihr Herren, das Krämervolk muß die Straße nach Hamburg oft benützen, anderenfalls wäre es ja nicht möglich, daß Eure Leute gelernt hätten, auf bodenlosen Wegen zu gehen!«
    Thomas lachte spöttisch auf, der alte Boldewin aber brummte:
    »Das Volk wird leider immer vorsichtiger. Wir haben seit längerer Zeit auf dieser Strecke keinen guten Griff mehr gethan, und es wundert mich selbst, daß wir alle mit einander noch nicht verlernt haben, die wirklich nicht ganz ungefährlichen Fußwege über das Moor zu betreten.«
    Bald hatten sie das Ziel ihrer Wanderung erreicht.
    Claus und der alte Boldewin nahmen Stellung zu beiden Seiten der an dieser Stelle zwischen zwei unmittelbar vom Wege aus aufsteigenden, dichtbewaldeten Anhöhen dahinführenden Straße, während Heyso mit seinen Mannen etwa hundert Schritte nördlich und Thomas und Junker Boldewin in geringer Entfernung von Claus südlich an der Straße sich aufstellten.
    Nach harten Kämpfen war es Claus erst gelungen, diesem seinem Plan Annahme zu verschaffen.
    »Hrrr! Hm!« meinte er ernst und scharf, »hat der Burggraf wirklich nicht nöthig erachtet, außer dem

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