Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Uchtenhagen und dem Strantz noch weiteren Schutz für sein Geld zu suchen, dann werden wir uns immerhin nicht eher des Sieges erfreuen dürfen, bis nicht Herr Hans von Uchtenhagen und Herr Heinrich von Strantz entweder todt oder in unserer Gewalt sind. Wir müssen darauf gefaßt sein, daß sie sich vertheidigen werden bis auf das Aeußerste. Haben aber die Gewährsmänner Peters selbst nicht genaueren Bescheid über die Stärke der Begleitmannschaften gehabt und sind wir demzufolge ungenau unterrichtet worden, dann ist es nothwendig, daß wir rechts wie links im ersten Augenblick Deckung haben und erst mit Uchtenhagen und Strantz fertig werden können, ehe wir mit den Neuhinzukommenden anbinden. Die genannten beiden Herren und ihre Leute wollen Freund Boldewin und ich allein beseitigen!«
Mit Widerstreben wurde diese Ansicht, welche eine gewisse bei dem furchtlosen Claus befremdende Besorgniß durchblicken ließ, schließlich gebilligt, und schweigend harrten die beutegierigen Ritter und deren kampflustige Mannen des Zeichens, durch das die ausgestellten Posten ihnen das Herannahen des Transportes verkündigen sollten.
Die Nacht brach an. Der Himmel hatte sich dicht mit Wolken bedeckt und es fing an zu regnen, erst nur schwach, allmälig aber immer stärker und der Himmel schien alle seine Schleusen geöffnet zu haben, um die am Fuße der Anhöhe hinter den Bäumen versteckt lagernden Knechte durch das herabströmende Wasser aus ihrer immer ungemüthlicher werdenden Position zu vertreiben.
Wohl wurde manches leise Fluchwort hörbar, doch schien der Kampfesmuth hierdurch nicht geschwächt zu werden; im Gegentheil ließen finstere Drohworte der dem Regen am meisten ausgesetzten Knechte darauf schließen, daß sie gewillt seien, die Unbilden der Witterung den Uchtenhagen’schen und Strantz’schen entgelten zu lassen.
Mitternacht mochte nahe sein. Der Regen ließ nach und hörte bald ganz auf. Ein leichter Wind erhob sich, zerriß hier und da den dichten Wolkenschleier und es wurde bei dem fahlen Lichte der Sterne möglich, einige Schritte weit Gegenstände deutlicher zu erkennen, wie vordem.
Die unbeweglich in ihrer Stellung verharrenden Ritter und Knechte athmeten auf und sehnlichst wurde nun die Ankunft der Gegner herbeigewünscht, um durch Bewegung das unangenehme Gefühl zu verdrängen, das durch das Tragen vollständig durchnäßter Kleider in einer kalten Märznacht hervorgerufen werden muß.
Da wurde endlich der Schrei eines Vogels hörbar.
In demselben Augenblicke waren die Ritter und ihre Leute in Bewegung. Die Säbel wurden gezogen und angestrengt gelauscht.
Ein Geräusch wurde jetzt vernehmbar, erst unklar, bald aber immer deutlicher, und die Lauschenden waren nach wenigen Augenblicken nicht mehr im Zweifel darüber, daß der Transport und dessen Begleitmannschaften daher kämen.
Jetzt vermochten sie die Reihen der Letzteren bereits zu unterscheiden und das Knirschen der Räder beim Rollen über Kies oder Steine genau zu hören; zwei Wagen kamen mitten im Zuge der Bedeckung langsam dahergefahren. Die Letztere hatte augenscheinlich keine Ahnung von der drohenden Gefahr, denn sie beobachtete nur flüchtig den Saum des Waldes und plauderte recht lustig.
Voran ritt ein Reiter, ohne Zweifel Hans von Uchtenhagen, und unmittelbar vor dem Wagen ein zweiter einzelner Mann. Claus vermochte ihn zwar ebensowenig wie den Ersteren genau zu erkennen, doch konnte es ja kein Anderer sein als Herr Heinrich von Strantz. Die Wagen waren inzwischen soweit herangekommen, daß sie dem hinter einem der ersten Bäume am Wege harrenden Claus gerade gegenüber sich befanden.
Nun war es Zeit zum Angriff. Rasch ritt er vor und mit ihm zugleich stürzten seine Leute, von der anderen Seite aber verabredetermaßen der ältere Boldewin mit seinen Mannen auf die anscheinend keinen Ueberfall gewärtigende Schaar der Begleiter.
Einen Moment nur stutzten diese, dann befanden sie sich mit den Angreifenden schon im erbittertsten Handgemenge. Die Ritter Claus und Boldewin der Aeltere aber ritten, der Erstere auf Hans von Uchtenhagen, der Letztere auf Heinrich von Strantz los.
»Oho!« rief der Uchtenhagener, als er die Absicht Claus von Quitzow’s, mit ihm anzubinden, merkte, »mit welchem Wegelagerer und Strauchdieb habe ich es denn hier zu thun?«
Das Schwert in der Faust, ritt er dem die Hiebe der Knechte nur leicht abwehrenden und sich durch das Gewirre drängenden Ritter entgegen.
»Sollst es bald sehen!« erwiderte
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