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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Weinstube!«
    »Ich werde ihn bald mitbringen, habt nur einen Augenblick Geduld!«
    Mit diesen an den Grafen gerichteten Worten eilte der Wirth mit dem Bootsmann fort.
    Noch war er nicht zurück, als Herr Hans von Uchtenhagen mit mehreren Mannen eilig daherkam. Es war zu dunkel, um zu erkennen, welche Auswahl er getroffen, doch erkannte Junker Dietz von Quitzow sofort den schimpfenden Wachtmeister an seiner trolligen Ausdrucksweise.
    »Wer aber folgte keuchend und pustend dem Ritter?«
    »Kein Zweifel,« rief Suteminn, der den Nachzügler schärfer in’s Auge faßte, als dieser näher herankam, »Herr Henning von Bismarck!«
    »Wie er leibt und lebt!« erwiderte dieser außer Athem; »sagt nur, weshalb ich, eben erst in Hamburg angekommen, schon wieder wie toll herumspringen muß?«
    Bald war er von dem Vorgefallenen unterrichtet und, nachdem auch er dem Grafen seine Bereitwilligkeit erklärt hatte, ihm nach Kräften beistehen zu wollen zur Wiedererlangung des auf räthselhafte Weise abhanden gekommenen Fahrzeuges, erzählte er unaufgefordert:
    »Ich wurde durch einen mißlichen Fall in Brandenburg aufgehalten, rechtzeitig an der besprochenen Stelle einzutreffen und bin deshalb, so schnell mein Pferd es aushielt, auf geradestem Wege hierhergeeilt. In Lauenberg theilten mir Eure Knechte, Herr von Uchtenhagen, mit, daß auch Herr von Strantz bereits angekommen, und ich glaubte oder vielmehr fürchtete, nun gleich auf dem Pferde sitzen bleiben zu müssen, als ich in dem Gasthause, wo ich die Knechte wußte, erfuhr, Ihr hättet mit dem Verladen noch nicht angefangen und wohntet in einem Gasthofe, dessen Namen ich übrigens schon wieder vergessen habe. Eben wollte ich die mühselige Fußwanderung dahin antreten, als Herr von Uchtenhagen mir entgegenkam und ohne weitere Erklärungen mich im Sturmschritt hierher führte. Wo –«
    In diesem Augenblick kam der Gastwirth mit dem Capitän daher und Herr von Bismarck hielt in seiner Erzählung inne, denn die Aufmerksamkeit der Herren richtete sich nun auf die Zwiesprache des Grafen mit dem Capitän.
    Wenige Worte und der Hinweis auf eine glänzende Belohnung genügten, eine Einigung zwischen den beiden Unterhandelnden herbeizuführen, und eine halbe Stunde später war das Schiff des Capitäns zur Abfahrt bereit.
    Der Graf stand mit dem Capitän auf dem Quarterdeck und unterrichtete ihn, soweit er dies erforderlich erachtete, und der Capitän ging mit Freuden auf das Ansinnen des Grafen, die Schwalbe zu suchen und in jedem Falle anzugreifen, ein.
    »Meine Jungens sind tüchtig und Ihr habt, wie ich sehe, auch eine Anzahl Männer bei Euch, die zu schlagen verstehen. Ich denke, das Einnehmen der ›Schwalbe‹ wird nicht schwer werden, wenn wir sie nur erst in Sicht hätten!«
    Das Schiff setzte sich in Bewegung und die Matrosen hatten, als die Schwankungen des Fahrzeuges stärker wurden, ihre helle Freude an den Versuchen der »Landratten«, sich aufrecht zu erhalten.
    Der Wachtmeister war der Erste, welcher das Gleichgewicht verlor und die Länge des Schiffes maß.
    »Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche,« schrie er, als er stürzte; »auf dem vermaledeiten Kasten kann man ja nicht einmal stehen; den elenden Schuften, die uns durch ihre Spitzpüperei auf das Wasser gelockt hapen, will ich es aper einpläuen; in Kochstücken zerhacke ich sie!«
    »Das ist brav!« erwiderte ihm ein Matrose, der den Bemühungen des Wachtmeisters, sich wieder aufzurichten, lachend zusah, weshalb aber so viel Mühe aufwenden? »Hängen wir sie doch lieber an den Mast oder werfen wir sie in’s Wasser!«
    »Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche! Wenn ich auf den heillosen Prettern nur erst stehen könnte. Hört denn das gottvergessene Schwanken nicht pald auf? Ich werde ja duselig und dann falle ich am Ende gar noch in die Pfütze!«
    Endlich gelang es ihm, sich aufzurichten; auf seinen langen Raufdegen gestützt, hielt er sich nun aufrecht, bot dabei aber ein so komisches Bild, daß selbst die Ritter sich eines Lächelns nicht erwehren konnten.
    Lange Zeit waren sie bereits gefahren und der Capitän flüsterte dem unbeweglich auf dem Vordertheil des Schiffes stehenden und scharf auslugenden Grafen eben zu:
    »Der dunkle Punkt da vorn, welcher sich rasch vergrößert, ist die Insel Neuwerk, ein mir längst höchst verdächtig gewordenes Stückchen Land!«
    Als der Graf, dessen Augen dem Wink des Capitäns folgten, plötzlich ausrief:
    »Was ist das dort?«
    Die Umrisse der Insel

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