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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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stehende Wachtmeister durch ein hinter ihm wahrnehmbar werdendes Geräusch veranlaßt, seine Aufmerksamkeit dorthin zu richten, von woher er glaubte, das Geräusch gehört zu haben.
    »Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche,« brummte er, »in dem verdeiwelten Kasten spukt’s an allen Ecken und Enden!«
    Zu Herrn Henning von Bismarck herantretend, fuhr er halblaut fort:
    »Herr Ritter, dahinten wird’s lependig!«
    »Oho!« erwiderte dieser, dem Wachtmeister erst einen spöttischen Blick zuwerfend, dann aber, als er aufmerksam horchend, selbst das Geräusch hörte, kurz befehlend:
    »Sehen wir zu, was da los ist!«
    Der Graf hatte dieses kurze Zwiegespräch verstanden und trat näher.
    Vorsichtig durchmaßen sie jetzt den langen Raum und Herr von Bismarck, welcher, das Schwert in der Hand, in unruhiger Hast vorausging, stieß, am Ende des Raumes angekommen, einen Schrei der Ueberraschung aus.
    Der bei dem matten Schein des Lichtes den Herren sich darbietende Anblick war in der That geeignet, momentan zu erschrecken.
    Unter-und übereinander geworfen lagen in einer Ecke des Raumes eine Anzahl gefesselter und geknebelter Männer, von denen die untenliegenden bereits todt zu sein schienen, denn sie regten sich nicht mehr; einige der auf diese geworfenen Gefesselten bewegten sich noch schwach, das Antlitz mehrerer derselben war blau angelaufen, die Augen schienen aus dem Kopfe hervorquellen zu wollen, unter und neben ihnen aber befanden sich große Blutlachen, ein durch die arg mit Blut befleckten Kleider der Männer unterstützter Beweis dafür, daß sie, im Kampfe überwunden, rücksichts-und mitleidslos hier einem entsetzlichen Tode zur Beute fallen sollten.
    Der Graf hatte die Unglücklichen kaum näher betrachtet, als er entsetzt ausrief:
    »Großer Gott, meine Leute!« und versuchte die Fesseln des ihm zunächst liegenden Mannes zu lösen.
    Mit Hülfe der Knechte waren die Gefangenen bald sämmtlich ihrer Bande ledig und der Graf athmete erleichtert auf, als er bemerkte, daß einer der zu unterst gelegenen Männer sich zu bewegen begann.
    »Gott sei Dank, mein Capitän erlangt die Besinnung wieder. Nun werden wir ja erfahren, wie es möglich gewesen ist, daß Räuber mein Schiff aus dem Hafen herausholen und die Ladung desselben zu bergen vermochten!«
    Während der Wachtmeister, von Suteminn damit beauftragt, den mehr und mehr zum Bewußtsein kommenden Capitän die Treppe hinauf und auf das Verdeck, wo die übrigen Herren und Knechte und die Matrosen die gefesselt nebeneinanderliegenden Räuber bewachten, mehr trug, als führte, waren die noch im Kielraum weilenden Herren mit den Befreiten beschäftigt und nicht lange Zeit verging, bis die Letzteren sämmtlich auf das Verdeck geschafft waren.
    Vor allen Dingen war jetzt der Ort zu erforschen, an welchem die Tönnchen versteckt worden und da eine Frage an die seitherige Schiffsmannschaft ergab, daß diese keine Kenntniß von demselben besaß, wurde nothgedrungen zu einer Befragung der Räuber selbst geschritten.
    Wie vorauszusehen, blieben sämmtliche Fragen unbeantwortet, und aus dem höhnischen Grinsen der Gefesselten war ohne Mühe zu erkennen, daß die erforderliche Auskunft von ihnen nur sehr schwer zu erhalten sein würde.
    Da schlug Suteminn plötzlich einen andern Weg ein.
    »Hört, Ihr Schufte,« rief er den Räubern mit lauter Stimme zu, »derjenige von Euch, welcher uns die Stelle auf der Insel angiebt, an der die Fracht dieses Schiffes verborgen liegt, soll nicht nur völlig straffrei ausgehen, sondern auch noch eine Belohnung erhalten. Die übrigen Verbrecher aber werden sofort die furchtbarste Strafe erhalten!«
    »Macht, was Ihr wollt,« höhnte der eine Räuber, »ich sage doch nichts!«
    Ein Anderer brummte:
    »Wer sagt Euch denn, daß wir Eure Goldtonnen auf der Insel versteckt haben? Die hübschen Fäßchen sind längst weit fort von hier!«
    Noch Andere lachten und verspotteten die Ritter. Nur einer der Gefesselten verhielt sich ruhig und richtete forschende Blicke auf Suteminn.
    Dieser, welcher die Elenden scharf beobachtete, nahm dies wahr und trat zu dem Kerl heran.
    »Sprich! Gieb die verlangte Auskunft, und ich werde sofort Deine Fesseln lösen!«
    Der Ritter hatte bei diesen Worten das Schwert leicht erhoben, gleich als wolle er in demselben Augenblicke, in dem der Gefesselte dem Verlangen des Ritters entspräche, die Stricke zerschneiden.
    »Hüte Dich!« knurrte jetzt der Nebenmann des die Worte des Ritters erwägenden Räubers,

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