Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Richtung des Weges einschlagen, uns also direct entgegenkommen?«
»Das ist, so weit ich die zu beiden Seiten des Weges in der Richtung nach Lauenberg sich hinziehenden Waldungen kenne, nicht anzunehmen. Ein Abbiegen von dem Wege nach der rechten Seite verbietet sich in Rücksicht auf die nahe Elbe von sich selbst; nach der linken Seite aber würde dies, wenn anders die Räuber nicht etwa vorziehen, bis Lauenberg selbst zu kommen, der vielen Teiche, Sümpfe und Meere wegen, welche die Waldungen durchziehen, ebensowenig angehen. Es bleibt ihnen, da eine Fahrt nach Lauenberg doch mehr als gefährlich für sie werden könnte, nichts Anderes übrig, als nach der entgegengesetzten Richtung weiter zu fahren.«
»Ihr kennt,« bemerkte Suteminn jetzt, »die Gegend, welche wir zumeist im Auge behalten müssen, recht genau und ich erkläre mich mit Eurem Plane vollkommen einverstanden!«
Suteminn und Hans von Uchtenhagen schritten nun ohne Zögern an die Einleitung der erforderlichen Vorbereitungen, um am andern Tage nach der noch abzuwartenden Ankunft des Ritters Heinrich von Strantz mit der Ladung der Wagen für den ersten Transport vorzugehen.
Am Abende endlich kamen die drei Herren, denen sich nun auch die beiden Junker von Quitzow zugesellten, in einem Gasthause zusammen, und Graf Warwick, welcher mit Suteminn eine mehrstündige geheime Unterhaltung pflog, wurde gegen seine ursprüngliche Absicht veranlaßt, im Gasthause in Gesellschaft der Ritter die Nacht über zu bleiben.
»Meinem Capitän,« meinte er, nachdem er sich zum Bleiben entschlossen, »werde ich doch noch Nachricht geben müssen. Er weiß, daß ich am Abende noch zurückkehren wollte und würde in dem Glauben, mir sei ein Unfall begegnet, Schritte zu meiner Auffindung thun, die ich vermieden wissen will!«
Ein Bote wurde aus dem Gasthause nach dem Hafen abgeschickt, um dem Capitän der »Schwalbe« diesen Entschluß des Grafen mitzutheilen.
Nahezu zwei Stunden vergingen, ohne daß dieser Bote zurückkehrte, und der Graf ließ nun, hierdurch in ihm unerklärlicher Weise beunruhigt, den Besitzer des Gasthofes rufen, um diesen zur Anstellung von Nachforschungen nach dem Boten zu veranlassen.
Der Wirth, selbst erstaunt über die Nachlässigkeit des Boten, welcher seither sich stets als pünktlich und zuverlässig erwiesen hatte, versprach das Verlangen des Grafen sofort erfüllen zu lassen, kehrte aber nach Verlauf einer weiteren Stunde mit dem ebenso kurzen als inhaltschweren Bescheide zurück:
»Der Bote ist verschwunden und die ›Schwalbe‹ hat vor einer Stunde den Hafen verlassen!«
Die Ritter sprangen entsetzt auf, der Graf aber starrte den Gastwirth einen Augenblick sprachlos an, als vermöge er die Worte des Mannes nicht zu fassen, dann schnellte er von seinem Sitze empor.
»Was sagt Ihr? Die ›Schwalbe‹ sei fort? Ihr seid wahnsinnig!«
»Ueberzeugt Euch selbst davon!« brummte der Gastwirth unwirsch und wollte das Zimmer verlassen.
Der Graf rief ihn jedoch zurück.
»Wo ist der Bote, welcher diese Meldung brachte?«
»Ich war selbst am Hafen!«
» Unbegreiflich!«
Hocherregt schritt der Graf einigemal im Zimmer auf und ab, dann blieb er vor dem in der Nähe der Thür wartenden Gastwirth stehen.
»So unwahrscheinlich die Nachricht klingt, daß mein Schiff vor einer Stunde den Hafen verlassen habe, will ich Euch doch glauben. Seid Ihr mit dem Capitän eines der im Hafen ankernden Schiffe bekannt?«
»Gewiß!«
»Wollt Ihr mich sofort zu ihm begleiten?«
»Meinetwegen!«
»Gut denn, gehen wir! Wollt Ihr mich begleiten?« wandte der Graf sich zu den Herren.
Alle waren sofort bereit dazu, Suteminn aber fügte seiner Erklärung, dem Grafen folgen zu wollen, die Frage an:
»Ihr wollt ohne Zweifel die ›Schwalbe‹ verfolgen? Würde es für alle Fälle nicht gerathener sein, noch einige der stärksten und gewandtesten Knechte des Herrn Ritters von Uchtenhagen mitzunehmen?«
Der Graf hatte kaum seine Zustimmung zu diesem Vorschlage gegeben, als Uchtenhagen schon zur Thüre hinausstürmte, um die furchtlosesten und kräftigsten seiner Leute zu holen.
»Wir erwarten Euch am Hafen!« rief ihm Suteminn zwar noch nach, es blieb aber ungewiß, ob er die Worte verstanden hatte, so eilig verließ er das Haus.
Als die Herren, vom Gastwirth geführt, am Hafen ankamen, rief der Wirth einen ihm begegnenden Bootsmann an:
»He, Clas, wo ist Euer Capitän?«
»Dann kommt nur mit! Ein paar Schritte von hier findet Ihr ihn in einer
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