Der beiden Quitzows letzte Fahrten
bin gern bereit, Eurem Wunsch zu entsprechen,« nahm nun Graf Warwick das Wort. »Wie Euch vielleicht bekannt geworden, habe ich vor einigen Wochen bereits einen sicheren Boten von England herübergesandt, welcher den Tag meiner Ankunft hier in Hamburg anzeigen sollte.
Dieser Mann ist auf seiner Rückkehr hier einem früheren Bekannten begegnet, dessen Bruder mit dem Vendaskiold in irgend welcher, keinesfalls jedoch achtungswerthen Verbindung steht und durch Zufall Kenntniß erhalten hat von dem Befehle des Kapitäns auf dem ›Wiking‹, fortan jedes Schiff anzuhalten, die Besatzung eines jeden aus England kommenden Schiffes aber über die Klinge springen zu lassen.
Mein Bote, dessen Argwohn hierdurch erregt worden, hat Alles aufgeboten, Näheres über die Beweggründe zu diesem Befehle zu erhalten, und ist denn auch so glücklich gewesen, auf demselben Wege zu erfahren, daß aus England ein Schiff erwartet werde, dessen Ladung Gold und dessen Befehlshaber ein Graf sei.
Er hat sich sofort gesagt, daß dieses Schiff nur die ›Schwalbe‹ sein könne, mit Hülfe der Geldmittel, mit denen ich ihn vor seiner Abreise von England reichlich ausstattete, ein Fahrzeug gemiethet und die ›Schwalbe‹ glücklich rechtzeitig erreicht.
Dank der nun verdoppelten Vorsicht und der Schnelligkeit meines Schiffes gelang es mir, um mich kurz zu fassen, der Gefahr einer Begegnung mit Rolf Vendaskiold zu entgehen und unbehelligt im Hafen von Hamburg ankommen zu können!«
Als der Graf jetzt schwieg, fuhr Suteminn fort:
»Für die sichere Ueberführung des Geldes bis Potsdam werden wir nun die Sorge übernehmen! Hoffentlich kommt auch Herr Ritter von Bismarck noch rechtzeitig hier an!«
Hans von Uchtenhagen hatte schweigend zugehört. Nun endlich bemerkte er:
»Ihr spracht die Absicht aus, die Biedermänner, welche Wegelagerei treiben und sich des Geldes bemächtigen wollen, das für den Markgrafen bestimmt ist, seien an der Nordgrenze der Marken zu suchen. Habt Ihr irgend einen Ritter bestimmt in Verdacht? Wohl kenne ich mehrere, die einer derartigen verächtlichen Handlungsweise fähig sind, doch glaube ich, von ihnen in diesem Falle absehen zu können. Die Herren von dem Kruge haben schwerlich Freunde in Potsdam!«
»Desto eher aber Claus von Quitzow!« entgegnete Suteminn scharf. »Claus von Quitzow besitzt, trotzdem er nicht ohne Grund des Straßenraubes und sogar der Theilnahme an den Verbrechen beschuldigt wird, deren sich der ›schwarze Dietrich‹ schuldig gemacht hat, doch in den Marken noch so viele offene und geheime Freunde, daß es nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich sein dürfte, Herrn Claus bei unserer Rückkehr hinter irgend einem Busch plötzlich hervorbrechen zu sehen!«
»Hm! Hm!« machte der Uchtenhagen zweifelnd.
Suteminn fuhr aber, unbeirrt hierdurch, ruhig fort:
»Was Claus von Quitzow erfährt und weiß, das bleibt auch seinen guten Freunden auf Garlosen nicht verborgen. Diese edlen Gesinnungsgenossen vermögen, wie Ihr mir gewiß zugeben werdet, eine namhafte Anzahl Knechte in’s Feld zu schicken und wagen das Aeußerste, einen guten Fang zu machen!«
»Ihr könnt wohl Recht haben und ich will Euch nicht verhehlen, daß ich die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs erst im Auge gehabt habe und noch habe, doch glaubte ich seither, die Gefahr von einer anderen Seite erwarten zu dürfen!«
»Wenn Ihr Garlosen außer Acht laßt, weiß ich in der That nicht, von woher wir Grund zu einer Besorgniß erhalten könnten?«
Die drei Herren waren mittlerweile am Hafen angelangt und Graf Warwick ersuchte die beiden Ritter, ihn auf die »Schwalbe« zu begleiten, dort könne das Erforderliche ruhiger und bequemer besprochen werden, als während des Spazierganges oder gar in einem Gasthause.
Dieser Vorschlag wurde bereitwilligst angenommen und nicht lange darauf befanden sie sich an Bord des Schiffes und in der luxuriös ausgestatteten Kabine des Grafen.
»Welche Besorgniß also,« fing Suteminn jetzt, nachdem sie Platz genommen, von Neuem an, »hegt Ihr? Ihr habt ohne Zweifel einen bestimmten Vorfall, oder eine Wahrnehmung vor Augen!«
»Allerdings! Herr Heyso von Steinfurth auf Alvensleben ist vor einigen Tagen mit seinen Mannen aufgebrochen und hat die Richtung nach der Elbe eingeschlagen. Seine Leute haben, wie ich bestimmt erfahren, offen erzählt, daß der Zug der lohnendste sein werde, den sie seit langer Zeit gemacht, und die Ueberzeugung ausgesprochen, daß ein blutiger, hartnäckiger
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