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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anblickenden Wachtmeister in ängstlichem Tone.
    »Komm mit mir, Kleiner!« brummte der Letztere.
    »Nein ich gehe nicht mit, wenn ich nicht vorher erfahre, was Ihr –«
    »Mordelement,« polterte nun aber der Wachtmeister ergrimmt, »Gott straf mich, wenn ich fluche; wenn Du nicht gleich Deine kleinen Peine in Pewegung setzest und mich pegleitest wohin ich will, dann werde ich Dich mit meinem Schwerte in Gang pringen. Vorwärts, der Ritter wartet. Da gehen sie schon so weit vor uns. Peeile Dich, Hallunke, sonst –«
    Die Ritter schritten eben einem seitwärts von dem Häuschen gelegenen kleinen Hügel zu, als ein lautes Geschrei sie veranlaßte, einen Blick nach der Richtung zu werfen, von welcher der Lärm ertönte. Eine eigenthümliche Scene bot sich ihnen dar:
    Der Wachtmeister brachte Hinrich mehr geschleift als geführt, und dicht auf dem Fuße folgte den Beiden ein Weib. Diese schrie und weinte, Hinrich jammerte und der Wachtmeister fluchte – die drei Personen äußerten sich dabei so laut, daß Suteminn ihnen barsch entgegen rief:
    »Seid Ihr alle drei verrückt geworden? Ruhe, oder ich werde die Schreihälse stopfen!«
    »Gott straf mich, Herr Ritter, wenn ich fluche,« murrte der Wachtmeister; »der kleine Kerl muß einmal, das alte Weip aper erst zweimal todtgeschlagen werden, wenn man die Peiden zur Ruhe pringen will! Lieper will ich mit Pären und Wölfen kämpfen, als mit dem Drachen dort noch länger mich ärgern zu müssen!«
    »Hier ist die Höhle!« rief in diesem Augenblick der Führer.
    »Wo?« fragten der Graf und Suteminn zu gleicher Zeit, denn ringsum vermochten sie nichts Anderes zu sehen, als eine Anzahl am Fuße des Hügels verstreut liegende Steine auf einer von vielen Sandflächen durchbrochenen dichten Moosdecke.
    »Helft mir hier den ersten der Steine bei Seite schieben!«
    Diesem Wunsche des Führers wurde bereitwillig entsprochen, und nun wurde an der blosgelegten Stelle eine starke hölzerne Thüre bemerkbar, welche durch einen oben aufliegenden Haken vom Führer in die Höhe gehoben wurde.
    Der Kleine hatte im Augenblick erkannt, daß der ihm wohlbekannte Führer zum Verräther geworden, und knirschte in ohnmächtiger Wuth mit den Zähnen.
    Auf einen Wink Suteminn’s brachte der Wachtmeister Hinrich herbeigeschleppt und nun befahl der Ritter den beiden ehemaligen Genossen und dem Wachtmeister, hinabzusteigen in die Höhle und die Fäßchen heraufzuschaffen.
    »Mein Capitän mag auch mit hinabgehen!« bemerkte der Graf; noch ehe dieser aber den Befehl an den Capitän ertheilt, hatte Letzterer sich bereits beeilt, an die in das Gewölbe führende Treppe zu gelangen.
    Dort stieß er mit dem Wachtmeister heftig zusammen.
    »Mordelement,« brummte dieser, »wollt Ihr mich in das verdeiwelt finstere Loch stoßen? Seht Euch vor, Caspar Liepenow läßt nicht mit sich spaßen!«
    Er bemerkte nicht, daß der Capitän erstaunt zurückfuhr, sondern stieg fluchend die Leiter hinab.
    Ihm folgten die beiden Gefangenen und dann zum Schluß der Capitän.
    »Hier ist es ja finster, wie im Rachen der Hölle,« brummte der Wachtmeister.
    »Hapt Ihr kein Licht in der Mordgrupe?« schrie er die beiden Männer an, »sonst rennt mich der Capitän noch pei lependigem Leipe um!«
    »Gleich!« knurrte der Führer, holte aus einem Versteck hinter der Leiter einige Späne hervor, die er schnell in Brand steckte, und schritt dann mit dem Kleinen voraus.
    Nur wenige Schritte hatten sie zu gehen, als sie vor einer aus starken Bohlen bestehenden Thür standen, die der Kleine auf Gebot des Führers durch einen Druck auf einen der in die Thüre eingeschlagenen Nägel ohne Mühe öffnete.
    Ueberrascht blieben der Wachtmeister und der Capitän stehen.
    »Die Hallunken hapen ja furchtpar Peute gemacht!« murmelte der Erstere, »ich möchte nur wissen, wie sie die Waaren all hierher gepracht hapen!«
    Vor ihnen lag ein großes, durch den Kienspan nur schwach erhelltes Gewölbe, in welchem sie eine Reihe Waarenballen auf-und nebeneinander bemerkten, Kisten und Kasten lagen in größter Unordnung in dem weiten Raume umher und es war ersichtlich, daß lange Zeit und viel Kämpfe erforderlich gewesen, bis die Räuber eine so bedeutende Masse an Waaren und Kaufmannsgütern zu erbeuten vermocht hatten.
    Nach den Tönnchen sahen sich Beide aber vergeblich um!
    »Stehen pleipen!« brüllte in diesem Augenblicke der Wachtmeister, welcher zufällig bemerkte, daß der Kleine sich möglichst behutsam hinter die in das Gewölbe

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