Der beiden Quitzows letzte Fahrten
durch ihn gegebenen Vorschriften der oder die Kranke wieder hergestellt worden!«
»Hoffen wir, daß dies auch hier in unserem Falle geschehen mag! Du kennst den Junker Dietz von Quitzow?«
»Ja, weshalb fragst Du jetzt gerade nach diesem jungen Manne?«
»Weil ich ihn kennen lernen und mündlich Näheres über das Gefängniß hören möchte, aus dem er die Mutter befreit hat.«
»Recht gern will ich Dich, wenn Du es haben willst, zum Ritter von Uchtenhagen, bei dem er noch weilt, begleiten. Von der Lichtung ist es nicht mehr weit bis zu dem Stammsitz der Uchtenhagener.«
»Erzähle mir doch noch einmal die Vorgänge an dem Morgen, an welchem Du die Mutter aus der Gewalt der Knechte befreitest!«
Detlev kam dieser Aufforderung so ausführlich nach, als er dies nur im Stande war, wurde aber mitten in seiner Erzählung unterbrochen durch den Ausruf seines Vaters:
»Sieh dort vor uns die Ritter! Eben sprechen sie mit Herrn Suteminn. Jetzt kommen sie uns entgegen. Wer sind sie?« Detlev sah schärfer nach den rasch daher Reitenden aus.
»Das trifft sich ja eigenthümlich! Die beiden Junker von Quitzow sind es mit ihrem alten Leibknappen. Den anderen Knecht kenne ich nicht!«
»Dagegen,« fiel der Graf rasch ein, »ist er mir wieder genau bekannt!«
Die Reiter waren inzwischen nahe herangekommen, und Detlev und die beiden Junker, in deren Begleitung sich der Wachtmeister und sein Bruder befanden, begrüßten einander in freundschaftlichster Weise. Letztere waren im Begriff nach Brandenburg zu reiten und der Graf wandte sich zu Junker Dietz mit der Frage, wann sie von dort zurückkehren würden.
»In spätestens zwei Tagen!«
»Dann wünsche ich Euch in einer mich hoch interessirenden Angelegenheit zu sprechen.«
»Der Herr Ritter Suteminn hat mich von Eurem Wunsche bereits in Kenntniß gesetzt und ich werde nicht versäumen, auf meiner Rückreise Euch in Tangermünde bei Herrn Suteminn aufzusuchen.«
»So? Der Herr Ritter hat Euch dies schon mitgetheilt? Woher hat er Kenntniß von meinem Verlangen? Ich habe ihm doch noch nichts davon erwähnt? Doch gleichviel, es soll mich freuen, Euch recht bald in Tangermünde zu sehen!«
Die Herren wollten eben ihren Weg weiter fortsetzen, als der Capitän sich mit der Bitte an ihn wandte, ihn zurück begleiten zu dürfen.
Von keiner Seite erfolgte ein Widerspruch, und der Graf setzte, in Begleitung Detlev’s und des Capitäns, nach einer freundlichen Verabschiedung von den Junkern den Weg nach der Lichtung fort.
Als sie bis zu der ersten Biegung des Weges gekommen waren, erblickten sie in weiter Ferne den Wagen und den Ritter, die ihrer zu warten schienen, nun aber langsam sich wieder in Bewegung setzten.
Schweigend wurde nunmehr der Weg fortgesetzt und nach kurzer Zeit waren sie dem langsam dahinfahrenden Wagen so nahe gekommen, daß sie den Wink des sich nach ihnen zurückwendenden Ritters, zurückzubleiben, zu beachten vermochten.
Sie hielten in unmittelbarer Nähe der Lichtung. Suteminn stieg vom Pferde und Marie verließ mit der gleichgültig ihre Umgebung musternden Unglücklichen, von der sie ja noch nicht wußte, wie nahe sie ihr stand, den Wagen.
Suteminn sprach nun zu Marie einige Worte, welche diese sichtlich zu befremden schienen, denn sie schüttelte leicht das Köpfchen und ging dann zurück in der Richtung, in der ihr Vater und Detlev hielten.
Der Ritter dagegen trat mit der willenlos ihm folgenden Frau links von der Straße ab in den Wald.
Kaum waren sie hinter den Bäumen verschwunden, als der Graf mit Detlev zu der ihrer harrenden Marie vorritt, abstieg und ohne die erstaunt fragenden Blicke seiner Tochter zu beachten, aufmerksam lauschte.
Er vermochte von seiner Stelle aus die Lichtung und besonders die Eiche deutlich zu erkennen und wagte kaum zu athmen, als er jetzt bemerkte, daß seine unglückliche Gattin den freien Platz betrat.
Sie war, ohne ihrem Wege irgend welche besondere Aufmerksamkeit zu widmen, die kurze Strecke von der Stelle, an welcher sie vom Wagen gestiegen, bis zur Lichtung selbst langsam dahingegangen.
Dort angekommen, schlug sie das Auge auf; einen Moment stand sie unbeweglich, dann zuckte sie zusammen und mit einem gellenden Aufschrei sprang sie auf die in der Lichtung stehende Eiche zu, lehnte sich an den Stamm und brach in die in herzzerreißenden Tönen hervorgestoßene Klage aus:
»Meine Kinder, meine armen Kinder! Wo sind sie? Wo ist mein Gemahl? Soll ich Euch denn nie mehr sehen?«
Suteminn war am Rande der
Weitere Kostenlose Bücher