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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesinnt, als ich Euch stets gesehen habe. Verzeiht, daß ich Euch störte. Es geschah, weil ich im Moment wähnte, Euch trüber zu finden als gewöhnlich, und mir es doppelt weh gethan haben würde, gerade heut, gerade in diesem Augenblick Den nicht froh zu wissen, dem ich nächst Gott nur allein verdanke, daß ich noch einmal ganz glücklich werde!«
    »Ich danke Euch für diese Theilnahme, muß aber gestehen, daß ich weniger an mich als vielmehr an Euch und Eure Gattin gedacht habe.«
    »Besorgt Ihr vielleicht noch eine Gefährdung meiner Frau?«
    »Unter Umständen ja!«
    »Ich verstehe Euch nicht!«
    »Wir werden mit der Rückkehr nach Tangermünde kaum länger zögern dürfen, als bis Eure Gattin erwacht sein wird.«
    »Das sehe ich recht wohl ein.«
    »Falls sich dieses Erwachen aber sehr lange verzögert?«
    »Dann wollen wir ihr ein bequemes Lager im Wagen bereiten, ich werde sie hinüber tragen, Marie mag bei ihr Platz nehmen und wir treten langsam den Rückweg an!«
    Suteminn war nicht ganz einverstanden mit diesem Vorschlage, schwieg aber.
    »Wir wollen doch erst noch warten. Ich werde, während Ihr bei den Euren weilet, zum Wagen gehen und dort für alle Fälle Vorkehrungen treffen!«
    Feuchten Blickes betrachtete der Graf die kleine Gruppe am Fuße der Eiche.
    Ein unnennbares Glück erfüllte ihn, als er die liebende Sorgfalt beobachtete, mit welcher Marie um ihre schlummernde Mutter beschäftigt war, wie sie jeden Athemzug bewachte, und Detlev, an der andern Seite des Lagers knieend, kein Auge von der Mutter verwandte. –
    Lange, lange verharrten sie regungslos in dieser Stellung und der Graf, durch die vorschreitende Tageszeit und die Erinnerung an die weite Entfernung ihres zeitigen Aufenthaltsortes von der Lichtung dazu veranlaßt, erwog bereits die Absicht, welcher er dem Ritter gegenüber Ausdruck verliehen, als eine leise Bewegung der Schlummernden und die unregelmäßiger werdenden Athemzüge derselben darauf hinwiesen, daß sie bald erwachen werde.
    Noch wenige Augenblicke und die Gräfin schlug die Augen auf.
    Einen Moment nur sah sie verwundert auf die zu beiden Seiten ihres Lagers knieenden jugendlich blühenden Gestalten, dann richtete sie sich hastig auf, und noch hatte der Graf nicht Zeit gewonnen, ihr zu sagen, wer neben ihr kniee, als der Jubelruf erscholl:
    »Mutter!« »Mutter!« »Meine Kinder!« und die Wiedervereinten in sprachlosem Entzücken eine eng aneinander geschlossene Gruppe bildeten. –
    Der Graf wandte sich, unfähig, sich bei diesem Anblick länger zu beherrschen, mit Thränen erfülltem Auge ab.
    Mutter wie Kinder gaben ihre unbeschreibliche Freude nur in unzusammenhängenden Ausrufen kund, es war ihnen unmöglich, die Worte zu finden, welche im Stande waren, ihrem Glück genügenden Ausdruck zu geben.
    Mit Hülfe Detlev’s und Marien’s richtete die glückliche Mutter sich endlich empor. Den besorgt auf ihr ruhenden Blick des Gatten erwiderte sie mit strahlendem Lächeln:
    »Fürchte nichts, Edward, ich fühle mich jetzt so wohl, so stark, o Gott, so namenlos glücklich, wie ich wohl noch nie gewesen bin!«
    Der Graf hegte jedoch keineswegs vollen Glauben in diese Zuversichtlichkeit.
    »Kinder,« wandte er sich zu Detlev und Marie, »geht zum Wagen und bereitet dort mit Hülfe dieser Decken ein angenehmes Lager; wir werden bald nachkommen!«
    Beide eilten so rasch als möglich fort und die ihnen mit leuchtenden Blicken nachschauende Mutter versuchte am Arm des Gatten selbst in der Richtung nach der Straße fortzugehen.
    Nur wenige Schritte war sie indeß erst gegangen, als sie wankte und der Graf sie nur durch ein rasches, festes Umfassen vor dem Zusammenbrechen zu bewahren vermochte.
    Schnell entschlossen nahm er sie auf und trug sie bis zum Wagen und bald ruhte sie in diesem auf weichem bequemem Lager.
    Marie hatte neben ihr Platz genommen und wurde nicht müde, ihr wieder und wieder zu erzählen, wie namenlos glücklich sie sich fühle, mit ihrer geliebten Mutter endlich vereint zu sein. Schweigend hörte diese, während ein beseligendes Lächeln ihre Züge erhellte, dem Geplauder ihrer Tochter zu und Marie war hoch überrascht, als der Wagen vor dem Thore des sogenannten Zauberhauses hielt und der Graf im Scherze fragte, ob ihr die Fahrt wirklich so kurzweilig geworden sei, daß sie an das Verlassen des Wagens erinnert werden müsse. –
    »Ich habe nicht darauf geachtet,« erwiderte sie lachend, »ob wir fahren, oder wo wir sind, es genügte mir vollkommen,

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