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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erhoben, um nach den Aufregungen des verlebten Tages die erforderliche Nachtruhe zu suchen.
    Der Wunsch des Grafen, seine Gattin am andern Morgen gestärkt und gekräftigt zu sehen, erfüllte sich; sie vermochte sich von ihrem Lager zu erheben und am Arme Mariens im Wohngemach zu erscheinen, und Suteminn sprach seine offene Freude darüber aus, daß die völlige Wiederherstellung der Gräfin nunmehr in allerkürzester Frist bestimmt zu erwarten sei.
    Der Vormittag verging mit den Vorbereitungen zu der vom Grafen nun beschlossenen Abreise nach Potsdam und eben saßen die Glücklichen beim Abschiedsmahle, als ein Klopfen am Thore hörbar wurde.
    Die Alte eilte hinaus, um zu öffnen, und bald hörten die im Wohngemach Weilenden feste, sporenklirrende Tritte auf den vom Hofthor bis zur Hausthüre liegenden Steinplatten, die Thür ging auf und Herr Henning von Bismarck trat ein.
    Auf das Freudigste von Suteminn, dem Grafen und Detlev begrüßt, nahm er bei ihnen Platz und begann, nachdem die Frauen sich entfernt hatten, zu Suteminn:
    »Wie Ihr vielleicht geahnt habt, komme ich heut im Auftrage des Markgrafen. Er beabsichtigt in sechs Tagen abzureisen und hofft, Euch noch vor dem Tage der Abreise persönlich zu sprechen. Herr Friedrich wünscht lebhaft, Euch so zeitig als möglich bei sich zu sehen!«
    »Werdet Ihr jetzt zurückkehren nach Potsdam? Doch weshalb stelle ich diese Frage, da ich doch sicher annehmen kann, daß Ihr die wenigen Tage bis zu unserer Abreise noch bei Eurem Bruder verleben werdet!«

    »Die Verabschiedung von meinem Bruder ist bereits erfolgt und ich kehre von hier geraden Weges nach Potsdam zurück. Meine Anwesenheit wird dort dringender gewünscht, als irgend wo anders, und ich will heut Abend schon wieder dort ankommen!«
    »Darf ich mir dann an Euch eine Bitte erlauben, Herr Ritter?« fragte der Graf rasch.
    »Wolltet Eure Wünsche mir nur kund geben; ich werde ihnen gern nach Kräften entsprechen!«
    »Dann bitte ich Euch, dem Markgrafen zu sagen, daß ich mit dem Ritter Suteminn zugleich dort eintreffen und mit ihm zusammen die Reise nach Constanz antreten will!«
    »Herr Graf, diese Botschaft allein verdient es, so schnell als möglich nach Potsdam gebracht zu werden. Der Markgraf hat gestern erst wieder das Bedauern ausgesprochen, Euch vor der Abreise nicht in Potsdam oder Berlin begrüßen zu können, und wird sehr erfreut sein zu erfahren, daß Euer Besuch jetzt doch noch erfolgen soll!«
    »Welche Ritter,« fragte Suteminn weiter, »werden sich außer uns in der Begleitung des Markgrafen befinden?«
    »Graf Lindow, Herr Conrad von Besigheim, und mehrere Andere, unter welchen sich auch ein seitheriger, erbitterter Gegner des Zollern befindet. Es würde Euch schwer werden, den richtigen Namen zu errathen. Ich will ihn deshalb bald nennen: es ist Herr Werner von Holtzendorff!«
    »Wer?« fragte Suteminn, hoch überrascht vom Stuhle aufspringend.
    »Dachte mir’s wohl, daß diese Nachricht Euch in Staunen versetzen würde. Ja, ja, es ist so, wie ich sage, Herr Werner von Holtzendorff hat, als er sah, daß das Burggräflein, wie er den Markgrafen stets benannte, Ernst mit der Drohung mache, ihn nicht nur von Bötzow zu vertreiben, sondern ihm auch, sofern er nicht vorzeitig seine Person in Sicherheit bringe, den verdienten Lohn für seine Aufsässigkeit auszuzahlen, sich gebeugt, und der bärbeißige Freund Dietrich von Quitzow’s ist heut zum ergebenen Bewunderer des Markgrafen geworden. Dietrich Quitzow wird sich gewiß recht sehr freuen, sobald er Kenntniß von dieser Schwenkung seines tapferen Genossen erhalten!«
    Diese Mittheilung hatte Suteminn sichtlich sehr überrascht. Längere Zeit verharrte er sinnend, schweigend.
    »Ich erinnere mich eben,« begann er endlich, »Eurer Worte, als Ihr zum erstenmal mich hier aufsuchtet. Das kleine, unscheinbare Burggräflein kommt aus dem fernen Franken herbei und wirft sich binnen wenig Wochen den trotzigen, kraftvollen und an Streitkräften ihm weit überlegenen Adel des Landes zu Füßen!«
    »Wahrlich, mehr und mehr muß es auch dem Befangensten, muß es den noch fest auf ihre seitherigen, gewaltsam angemaßten Vorrechte pochenden Rittern und Herren, die heut noch zu den Gegnern Friedrich’s zählen, klar werden, daß das Geschlecht der Zollern berufen ist, die Marken, ja den Norden des Deutschen Reiches überhaupt der Cultur zu erschließen, daß Markgraf Friedrich, mit geistiger Kraft ausgerüstet, wohl im Stande und auch gewillt ist,

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