Der beiden Quitzows letzte Fahrten
könnt, will ich mit meinen Freunden Euch verlassen! Hoffentlich sträubt er sich nun, nachdem Ihr einer der Unserigen geworden, nicht mehr allzusehr, Euch die ersehnte Aufklärung zu geben!«
Lachend verließen die Ritter das Gemach und der allein zurückbleibende Ritter Simon rief erstaunt, besorgt:
»Was bedeutet das? Mein Falkenmeister sollte –?«
»Ihr habt mich rufen lassen?« fragte dieser, rasch eintretend.
»Ja, ich möchte Gewißheit darüber haben, wen ich eigentlich in Dir vor mir sehe!«
»In mir? Nun ich denke, Euren seitherigen Falkenmeister!«
»Unsinn! Deinem Einflusse verdankte ich die Freiwerdung aus der Gewalt des Ritters Friedrich von Wedel und heut auch meine Rettung aus noch ernsterer Gefahr.
Einen derartigen Einfluß sollte ein Knecht besitzen? Wie wäre dies möglich, was vermag die stolzen Wedels zu bewegen, dem Andringen eines Untergebenen in Dingen zu entsprechen, die von hoher Bedeutung für ihre eigene Machtstellung sind?«
»Erlaubt mir, bevor ich Eurem Verlangen entspreche, die Frage, ob Ihr Kenntniß von dem erhalten habt, was sich seit Eurer Trennung von Eurer Tochter ereignet hat!«
»Nein! Was ist geschehen? Brunhilde ist ja, wie Ihr mir sagtet, wohl!«
»Das ist richtig, sie ist aber zur Zeit nicht mehr auf Güntersberg.«
»Was?« schrie Herr Simon auf. »Brunhilde sei nicht –! Tod und Teufel, was bedeutet das? Ist sie gefangen genommen oder –«
»Sprecht nur immerhin Eure Vermuthung aus; sie wird dem Richtigen wohl ohngefähr entsprechen!«
Der Ritter prallte zurück.
»Güntersberg ist – zer – stört?«
»Zerstört? Nein, aber erobert von Feinden, deren Anführer ich nicht genau erkannt habe!«
»Himmel! und wo ist Brunhilde?«
»In Sicherheit und erwartet Euch!«
Wie vernichtet sank der Ritter auf einen Stuhl: dieser Schlag kam zu hastig, zu überraschend. Er bedurfte einiger Zeit zur Wiedererlangung der verlornen Fassung. Dann aber sprang er auf:
»Wo sind die Ritter? Rufe sie oder führe mich zu ihnen, nur schnell!«
Henning Friedländer eilte hinaus und bald stand Herr Henning von Wedel vor ihm.
»Euer Begehr?«
»Sagt, Herr Ritter, ist die Nachricht begründet, daß Güntersberg zerstört oder doch zum mindesten in die Gewalt eines meiner Feinde gerathen sei?«
»So viel ich weiß, ja; doch laßt Euch deshalb nicht vom Gram überwältigen. Der gelegentlich der Belagerung angerichtete Schaden soll meinen Erkundigungen nach nicht so bedeutend sein, daß er sich nicht in kurzer Zeit vollständig ausbessern ließe!«
»Wer hat meine Abwesenheit von Güntersberg benützt, um seiner Rache oder auch seiner Raublust Genüge zu leisten?«
»Einer Eurer Gegner, der, wie ich heut schon bestimmt versichern kann, Euch nunmehr ohne Umstände die Rückkehr auf Euer Besitzthum gestatten wird!«
»Und meine Tochter?«
»Hat Euer Falkenmeister gerettet!«
Ritter Simon sah den jungen Mann lange, ohne ein Wort zu sprechen, an.
Er schien im ersten Moment die Hand erheben und diesem reichen zu wollen, ließ sie indeß wieder fallen und zwang gewaltsam die Erregung nieder, welche bei dem Anblick des Mannes in ihm mächtig wurde, der ihn fort und fort zu Dank verpflichtete.
Henning Friedländer mochte verstehen, was den Vater Brunhilden’s bewegte, und ein Lächeln flog über seine Züge, als Ritter Simon sich hastig zu Herrn Henning wandte.
»Ihr habt mir die Freiheit wiedergegeben. Ueberlaßt mir nun auch meine Waffen und ein Pferd. Mein treuer Beistand in gefährlichen Zeiten mag mich vorerst zu meiner Tochter und dann nach Güntersberg begleiten.
Wo ist Brunhilde?«
»Auf Betow! Frau Hedwig hat Eure Tochter in freundlichster Weise begrüßt und ich glaube, die Jungfrau wird mit diesem vorläufigen Unterkommen zufrieden sein!«
Wieder richtete Simon von Güntersberg einen forschenden Blick auf den Falkenmeister; die Frage, wer bist Du? schwebte ihm auf den Lippen, er unterdrückte sie jedoch und verließ bald darauf in Begleitung des jungen Mannes Burg Friedland. Seine Gedanken eilten voraus nach Betow und auch nach Güntersberg. Er beachtete deshalb auch nicht, daß sein Begleiter die vom Fenster aus ihnen nachschauenden Ritter freundlich grüßte, und daß dieser Abschiedsgruß eben so freundlich erwidert wurde.
Schweigend ritten sie den Weg dahin und trafen noch vor Anbruch des Abends in Betow ein.
Der Ritter vermochte seine Ungeduld, Brunhilde wiederzusehen, kaum mehr zu beherrschen, aber auch dem Falkenmeister klopfte das Herz bei dem
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