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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bei meiner Mutter zu sein und Dich zu unserem Schutze bei uns zu wissen!«
    Ohne die Hülfe eines der Herren abzuwarten, schwang sie sich leicht von dem hohen Gefährt; der Graf hob seine Gattin herab und trug sie, da sie zum Gehen zu schwach war, in das Haus, das gesehen zu haben sie sich nicht zu erinnern vermochte, und bald lag sie dort auf ihrem seitherigen Lager wieder in festen Schlummer versunken.
    Der Graf betrat mit Suteminn dessen Gemach.
    »Ihr beharrt demnach auf Eurem mir bereits mitgetheilten Entschluß?« nahm der Letztere das während der Rückkehr geführte und durch die Ankunft zu Hause unterbrochene Gespräch wieder auf.
    »Ja, Freund, und ich denke, Ihr werdet meiner Ansicht beipflichten, daß es unter den jetzt eingetretenen glücklichen Umständen das Beste ist, was ich überhaupt zu thun vermag.
    Ich habe von meinem Könige den Auftrag erhalten, in seinem Namen an dem Concil theilzunehmen, und will und muß Gehorsam leisten. Es kann mich aber Niemand zwingen, in Costnitz länger zu verweilen, als der Markgraf dies thun wird.«
    »In dieser Hinsicht stimme ich Euch vollkommen bei, weniger jedoch vermag ich mich mit der Annahme zu befreunden, daß unsere Rückkehr in wenigen Monaten bereits wird erfolgen können. Der Markgraf erstrebt in Costnitz ein hohes Ziel, und wenn auch der Kaiser ihm sehr gewogen ist, so fürchte ich doch, daß es nicht ohne Schwierigkeiten abgehen wird, ihn zur Billigung des Verlangens des Herrn Friedrich zu bewegen!«
    »Was bewegt Euch zu dieser Besorgniß?«
    »Der Markgraf besitzt, wie ich vielfach erfahren, unter den Churfürsten mehrere versteckte Gegner, die ihren Einfluß aufbieten werden, die Erhöhung und Kräftigung des Markgrafen zu verhindern!«
    »Gleichviel; ich hoffe, Herr Friedrich wird den geheimen Umtrieben seiner Gegner zur rechten Zeit und mit gehörigem Nachdruck einen Riegel vorschieben und dann – bedenkt den allgewaltigen Schlüssel, welchen er in Händen hat!«
    »Auf den,« rief Suteminn lachend, »baue auch ich vorzugsweise, und wenn er seine Dienste nicht versagt, dann ist es allerdings sehr wahrscheinlich, daß« – seine Stimme wurde wieder ernst – »die Mission der Zollern den ungeschlachten seitherigen Gewaltherren in den Marken in einer Weise und so nachhaltig zum Bewußtsein gebracht werden wird, daß sie sich beugen lernen!«
    »Harte Kämpfe werden Herrn Friedrich im eignen Lande allerdings noch bevorstehen; bei seiner Macht und seiner geistigen Ueberlegenheit wird es ihm indeß nicht schwer werden, die Widerspänstigen zu Paaren zu treiben. Falls meine Frau morgen früh sich soweit gekräftigt fühlt, daß ich keine Besorgniß wegen eines Rückfalles oder eines neuen Schlages zu fürchten habe, dann will ich im Laufe des Tages nach Potsdam aufbrechen, dort mit dem Markgrafen mich über den Termin der Abreise verständigen und am dritten Tage hierher zurückkehren.«
    »In der Zwischenzeit werde ich hier die erforderlichen Vorbereitungen treffen und Herrn Henning von Bismarck verständigen!«
    »Detlev ist bereits davon verständigt, daß er zum Schutze der Frauen und des Hauses hier zurückbleiben wird, und mit Eintritt des Herbstes werden wir, wie ich bestimmt erwarte, wieder hier sein!«
    »Ich hoffe dies, fürchte die Erfüllung dieses Eures nur zu berechtigten Verlangens aber auch ebenso sehr!«
    »Weshalb?«
    »Ich hoffe es mit Rücksicht auf den Markgrafen, dem ich das Gelingen seines Vorhabens von ganzem Herzen wünsche, und fürchte es, weil dann der Zeitpunkt nahe herankommt, an dem ich mich von Detlev und Marie und von Euch selbst trennen soll! Ich hätte nicht geglaubt, daß ich nach meinen Erfahrungen noch im Stande wäre, zu Jemandem eine so aufrichtige, freundschaftliche Zuneigung zu gewinnen, wie zu Euch, Graf, und zu den Euren. Detlev und Marie sind mir so lieb geworden, als wären sie mein Eigen!«
    »Freund,« rief der Graf ergriffen, »sprecht nicht von Trennung. Was Ihr für die Meinen und mich gethan, werde ich Euch niemals auch nur annähernd vergelten können; ich kann Euch heut noch nichts, als treue Freundschaft dafür bieten und reiche Euch nicht nur die Freundes-, sondern die Bruderhand! Schlagt ein!«
    Wortlos folgte Suteminn dieser Aufforderung und der Bruderbund dieser beiden an edler Gesinnung zwar gleichen, in ihrer Lebensstellung aber so sehr verschiedenen Männer war geschlossen.
    Noch lange saßen sie an diesem Abende in lebhaftem Gespräch und es war Mitternacht längst vorüber, als sie sich

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