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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verpflichtet, dem uns feindlich gesinnten Orden der deutschen Ritter im Kampfe gegen uns nach Kräften beizustehen. Ohne Zweifel durch Herrn Janeke habt Ihr Euch weiter bewegen lassen, einen sehr kühnen Angriff gegen uns auszuführen, seid, wie dies nicht anders zu erwarten war, überwältigt und gefangen genommen worden und solltet nach Recht und Brauch nun auch die Strafe tragen, welche die Bethätigung Eurer unberechtigten, gehässigen Gesinnung gegen uns verdient.
    Herr Friedrich von Wedel hatte kaum eine Stunde vor unserem Zusammentreffen Euch überwunden, und nur mit Rücksicht auf Euren Falkenmeister Euch gegen eine verhältnißmäßig geringe Buße die Freiheit belassen.
    Im blinden Uebermuthe habt Ihr die Warnungen dieses Mannes verlacht und befindet Euch nun als Gefangener in unserer Gewalt. Noch einmal Gnade vor Recht ergehen zu lassen, geht nach dem, was ich soeben erfahren, nicht an. Auf Bitten des Mannes, den Ihr gelegentlich unserer Begegnung zum Hüter Eurer Tochter bestimmt hattet, und der, wie ich erfahren, dieser Aufgabe besser nachgekommen ist, als Ihr es verdient habt, wollen wir die Strafe aber so mild als möglich bemessen. –«
    »Was wollt Ihr von mir,« fiel ihm Simon von Güntersberg in’s Wort, »macht’s kurz!«
    »Ruhe! Ruhe! Ihr verpflichtet Euch also, alle Verbindungen mit unseren Gegnern vollständig und für immer abzubrechen, stets unseres Winkes zur Bekämpfung unserer Feinde, die ja von Stunde an auch die Eurigen sind, gewärtig zu sein und endlich Eurem seitherigen Falkenmeister Euch dankbar zu zeigen dafür, daß er Euch auch in dieser ernsten Gefahr, in die Ihr durch eigene Schuld gerathen, wirksamste Hülfe geleistet hat!«
    »Wenn ich Euch recht verstanden habe, soll ich Herrn Erasmus von Wedel die Freundschaft aufkündigen und Herrn Janeke von Stegelitz fortan als Feind betrachten, lediglich aus keinem andern Grunde, als weil Ihr dies verlangt?«
    »Ich verlange nichts zu Schweres von Euch. Erklärt Ihr Euch gegen uns, dann müßt Ihr in das Gefängniß zurück und es ist fraglich, wann Ihr das Tageslicht wieder erblicken werdet, zum Mindesten nicht vor Beendigung der Fehde mit den deutschen Rittern; willigt Ihr dagegen in meinen Vorschlag, dann seid Ihr frei, könnt Eure Tochter wieder sehen und dürft Euch meiner Freundschaft versichert halten!«
    Ritter Simon schien einen schweren Kampf mit sich selbst durchzukämpfen. Es widerstrebte ihm, seine seitherigen Freunde aufzugeben, andererseits winkte aber auch die Freiheit, und das Verlangen nach Brunhilde wurde immer lebendiger, und endlich war der Hinweis auf die Freundschaft der mächtigen Sippe der Wedels auch nicht gering anzuschlagen.
    »Erhält Herr Janeke auch seine Freiheit zurück?« fragte er endlich.
    »Heut noch nicht!« lautete die entschiedene Antwort. »Janeke genießt nicht die Vorrechte, welche Euch eingeräumt werden sollen!«
    »Welchen Grund habt Ihr, gerade mich zu bevorzugen? Bin ich denn weniger Euer Gegner gewesen, als dieser?«
    »Ich habe Euch bereits gesagt, daß Ihr Eurem Falkenmeister zum zweitenmale die Rettung aus ernster Gefahr zu danken habt. Macht das dann mit ihm selbst aus. Jetzt aber erklärt Euch, ob Ihr die gestellten Bedingungen annehmen wollt oder nicht!«
    »Ja, ich nehme sie an!«
    »Gut denn, hier meine Hand darauf, daß ich meiner Verpflichtung, Euch beizustehen, stets eingedenk sein werde, sofern Ihr nie vergeßt, unter welchen Bedingungen wir Frieden geschlossen haben!«
    »Ich schlage ein und wiederhole mein Versprechen!«
    Ritter Simon schien sich immer noch nicht in diese überraschende Veränderung seiner Lage finden zu können. Er erwiderte die freundlichen Fragen mechanisch und ohne sich selbst über das, was er sprach, recht klar zu werden. Am meisten jedoch beschäftigte ihn die Frage, wer eigentlich der eines so gewaltigen Einflusses sich erfreuende Falkenmeister sei. –
    »Klärt mich doch über diesen räthselhaften Mann auf!« bat er; »erst wenige Stunden in meinen Diensten, zwingt er mich schon zu der höchsten Dankbarkeit; er hatte sich noch nicht einmal eingerichtet auf Güntersberg, als er schon meine Bewunderung seiner Geschicklichkeit in der Führung der Waffen errang.
    Wahrlich, ich fühle mich versucht, ihn für mehr zu halten, als er scheinen will!«
    »Verschafft Euch doch die Euch noch mangelnde Gewißheit über die geheimnißvolle Person!« rief Ritter Henning lachend. »Ich werde ihn Euch bald hierher senden. Damit Ihr ungestört mit ihm sprechen

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