Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Friede, Recht und Ordnung in den durch das Treiben Mächtiger arg zurückgebliebenen Marken zu schaffen.
Einer nach dem Andern fällt von den Gegnern ab, ihre Anzahl wird im Lande selbst immer geringer und ich hoffe, ich bin überzeugt, daß er auch mit seinen, an den Grenzen des Landes lauernden Feinden in gleicher Weise fertig werden wird.
Markgraf Friedrich wird die Macht der Zollern in den Marken begründen und ich sehe im Geiste, wie die Fittiche des Adlers sich ausbreiten weit über die Marken hinaus nach Osten und nach Westen, und unter seinem Schutze Segen und Wohlstand, Friede und Eintracht, aber auch Kunst und Wissenschaft emporblühen werden. –«
»Das gebe der Himmel!« rief Henning von Bismarck sich erhebend.
»Möchte der Markgraf nun aber auch nur solche Freunde an der Seite haben, die, wie Ihr, mit der Stärke und der Gewandtheit der Faust auch die Schärfe des Geistes verbinden. Noch ist ja aber in dieser Hinsicht nichts verloren, aus Wilden können nicht in einem Tage hochgelehrte Magister werden! –
Doch es wird spät, meine Herren, und ich will heut noch ein tüchtiges Stück Weges zurücklegen!«
Weder Suteminn noch der Graf vermochten ihn zu längerem Bleiben zu bewegen, und raschen Schrittes verließ er, gefolgt von den Herren, das Haus und bestieg sein Pferd. Am Thore angekommen, wandte er sich noch einmal zurück und rief ihnen einen Abschiedsgruß zu, welchen der Graf sowohl als der Ritter freundlich erwiderten:
»Auf Wiedersehen!«
Siebzehntes Kapitel
Der Tag der Abrechnung naht!
Henning Friedländer, der Falkenmeister, hatte sein, Brunhilde gegebenes Versprechen, ihren Vater aus der Gefangenschaft zu befreien und sie mit ihm wieder zusammenzuführen, soweit glücklich gelöst, daß er selbst Herrn Simon in seinem Gefängniß auf Friedland besuchen und ihm anzukündigen vermochte, er solle sofort seine Freiheit zurück erhalten, wenn er sich verpflichte, niemals mehr sich mit den Gegnern der Wedels zu verbinden.
Als der Falkenmeister ihm diese Botschaft überbrachte, starrte er ihn erst einige Augenblicke groß, verwundert an, als zweifle er, auch wirklich den Mann zu erblicken, der mit ihm sprach.
»Wie kommst Du hierher?« stieß er endlich gezwungen, hastig hervor.
»Auf geradem Wege, Herr Ritter, und dann getrieben von dem Verlangen, Euch und Eurer Tochter die bitteren Stunden, die durch ein unglückseliges Verhängniß heraufbeschworen worden sind, möglichst abzukürzen!«
»Du kommst von meiner Tochter? Ist sie in Sicherheit? Wie geht es auf Güntersberg?«
»Eure Tochter ist wohlauf und sehnt sich, Euch wieder zu sehen. Gebt das Versprechen, welches Herr Henning von Wedel von Euch verlangt, und folgt mir dann zu ihr!«
»Sage mir erst, wie ist es Dir möglich geworden, bis zu mir vorzudringen? Erstreckt sich denn die Dankbarkeit, von welcher Herr Friedrich von Wedel an dem Tage sprach, an dem ich mich durch Herrn Janeke verleiten ließ, mit der feindlichen Uebermacht anzubinden, auch auf Herrn Henning von Wedel, oder besitzest Du anderweite Mittel und Wege, Dir Eingang selbst dort zu verschaffen, wo man Dich als einen meiner Leute nicht gerade mit sonderlich freundlichen Augen ansehen kann?«
»Ich bitte Euch, die Beantwortung dieser Fragen für später zu belassen. Darf ich dem Herrn Ritter Henning mittheilen, daß Ihr gewillt seid, das geforderte Versprechen zu geben?«
»Meinetwegen. Bleibt mir, wenn ich nicht ewig in dem Käfig stecken und meine Brunhilde noch einmal wieder sehen will, wohl etwas Anderes übrig, als in die Bedingung meines Gegners zu willigen?
Ehe Ihr ihn aber benachrichtigt, sagt mir erst, wodurch Ritter Henning zur Stellung gerade dieses aus verschiedenen Gründen mich befremdenden Verlangens bewogen worden ist?«
»Zu meinem Bedauern kann ich Euch jetzt ebensowenig Antwort auf diese Frage geben. Vielleicht ermöglicht Euch Herr Ritter Henning von Wedel, die gewünschte Auskunft auch ohne mich zu erhalten!«
Ohne noch eine Entgegnung des Herrn Simon abzuwarten, verließ der Falkenmeister denselben, kehrte aber nach kurzer Zeit schon zurück mit der Aufforderung, ihn zu Herrn Henning zu begleiten, welchem Ersuchen der Ritter mürrisch, widerstrebend Folge leistete.
Henning Friedländer ließ ihn allein in den Saal treten, in welchem die Herren Henning und Friedrich von Wedel und Herr Heinrich von Bork anwesend waren.
»Herr Simon,« begann der Erstere, » Ihr habt Euch ohne irgend welche Ursache zu unserem Feinde erklärt und Euch
Weitere Kostenlose Bücher