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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denken sollen? Ich muß eben die Schuld tragen für etwas, was ich nicht begangen habe! Nun – so sei es denn!«
    Langsam, fast zögernd ritt er die Straße dahin, dem nicht fernen Plaue zu.
    Der festgesetzte Plan der Reise erlitt indeß eine kleine Aenderung.
    Der Kurfürst hatte den Grafen Warwick selbst nach Tangermünde zurückbegleitet, sich hier von den Damen und Suteminn verabschiedet, und Henning von Bismarck, welcher später noch eintraf und die Hütung und Instandhaltung des Zauberhauses freiwillig übernommen, ließ sich nicht davon abbringen, die Herrschaften bis Hamburg begleiten zu wollen.
    Die alte Frau, welche vor dem Eintritt Marien’s in das Haus die Leitung des Hauswesens geführt hatte, blieb allein zurück und weinte bitterlich, als die Gräfin und Marie, zu welch’ Letzterer sie sich besonders hingezogen fühlte, ihr zum letztenmale die Hand boten. Aber nicht nur die Gräfin und ihre Tochter, sondern Suteminn sogar wurde weich gestimmt, als die Alte klagend ausrief:
    »Gott im Himmel, nun stehe ich also gerade wieder so allein in der Welt da, wie vor langen Jahren! Damals war ich noch jung, heut’ aber –? Lebt wohl, lebt wohl, Gott wird mich doch bald abrufen von dieser Welt. Ich muß ja endlich einmal Ruhe finden!«
    »Sei getrost, Alte,« rief ihr Suteminn noch zu, als er sich auf sein Pferd schwang, »ich vergesse Dich nicht, und Herr von Bismarck wird, so lange ich nicht hier bin, Dir gewiß beistehen. Wir sehen uns gewiß noch einmal wieder!«
    »Gott gebe es, Herr!« flüsterte die Alte bebend, während sie hinter dem zuletzt den Hof verlassenden Ritter das Thor schloß.
    Ohne Unfall kamen die Reisenden in Hamburg an.
    Der Graf von Lindow blieb mit den Frauen und seinem Sohne im Gasthofe zurück, während Graf Warwick in Begleitung Detlev’s, Bismarck’s und Suteminn’s nach dem Hafen ging, um nach der, der erhaltenen Weisung gemäß hier noch ankernden »Schwalbe« zu sehen.
    Ohne besondere Mühe fanden sie dieselbe unter der großen Masse der im Hafen vor Anker liegenden Schiffe heraus, und es war nun ihre erste Sorge, auf der »Schwalbe«, auf welcher in Abwesenheit des Kapitäns der Constabel Sam Haberland das Commando führte, an Stelle des bei der Erstürmung Garlosens um’s Leben gekommenen Kapitäns einen befähigten Ersatzmann zu finden.
    Langsam gingen sie, nachdem sie die »Schwalbe« verlassen, am Hafendamm entlang.
    Während sie im eifrigen Gespräch dahinschritten, und Suteminn eben einige Einzelheiten des Vorfalls in Erinnerung brachte, welcher ihnen seiner Zeit beim Empfange des von England kommenden Grafen zustieß, rief Herr von Bismarck hastig:
    »Da sehe ich ja auch den Mann wieder, welcher uns damals so auffällig und aufmerksam betrachtete, daß ich mich versucht fühlte, ihm mich vorzustellen. Wahrhaftig, er scheint nun, nachdem er uns gesehen, noch dieselbe Neugierde zu hegen. Sehen Sie, meine Herren, wie er bei unserem Anblick zusammenfährt und stehen bleibt! Hollah, er kommt uns geraden Wegs entgegen!«
    Auch Suteminn hatte den Fremden schärfer in’s Auge gefaßt. Die beiden Ritter beobachteten den Letzteren ebenso unablässig und eben so finster, wie dieser sie selbst. Noch wenige Schritte und sie standen vor einander. Während Suteminn den Fremden, wie von einer plötzlichen Regung überwältigt, ängstlich forschend betrachtete, trat Bismarck dem Fremden in den Weg:
    »Ihr scheint ein besonderes Interesse an uns zu nehmen. Es ist nun schon das zweitemal, daß wir uns von Euch höchst auffälliger Weise beobachtet sehen, und sind deshalb wohl berechtigt zu dem Ersuchen um eine Erklärung Eures eigenthümlichen Verhaltens!«
    Einen Moment blitzte das dunkle Auge des Fremden auf. Er schien eine scharfe Erwiderung geben zu wollen, begnügte sich schließlich aber mit einem geringschätzigen Achselzucken und wandte sich zum Weitergehen.
    Dies empörte Herrn von Bismarck.
    »Auf ein freundliches Ersuchen gebt Ihr nichts. Nun gut, dann verlange ich Antwort, oder, bei Gott, Henning von Bismarck wird Euch den Mund öffnen!«
    Der Fremde zuckte zusammen, als er diese Worte hörte.
    »Welchen Namen nanntet Ihr? Henning von Bismarck? Seid Ihr aus den Marken?«
    »Gewiß, ich führe diesen Namen und bin ein märkischer Ritter. Kennt Ihr mich, und wer seid Ihr?«
    »Dann habt Ihr einen Bruder, Namens Claus?«
    »Auch dies ist richtig. Wer zum Teufel seid Ihr?«
    »Dieses Eures Bruders wegen, mit dem ich einst befreundet war, will ich Eure Kühnheit, mich auf

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