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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schwerer, zuletzt stockte er, und Dietrich von Quitzow, so lange Jahre der gefürchtetste Raubritter der Marken, das Vorbild des märkischen Ritterthums, war verschieden, hatte den Tod erhalten durch die Hand des Mannes, den er einst namenlos unglücklich gemacht!
    Der zu spät von der Gefangennahme Dietrich’s unterrichtete Kurfürst kam erst heran, als sein erbittertster Gegner bereits todt war.
    Welche Gedanken mochten ihn beseelen, als er an der Leiche des Mannes stand, der ihm so viele trübe Stunden bereitet hatte und sogar kühn genug gewesen war, sich an seinem Sohne, dem Prinzen Johann, zu vergreifen? Jedenfalls war mit diesem Augenblick der Groll gegen seinen einstigen Gegner behoben. Dafür sprach auch sein weiteres Auftreten, denn er wandte sich an den, einen Schritt zurückgetretenen Sohn des Verstorbenen:
    »Euer Vater hat seine Schuld mit dem Tode gebüßt und gesühnt. Ihr aber habt, seit Ihr die Waffen führt, gezeigt, daß Ihr mir ergeben seid. Ich weiß, daß ich auf Euch bauen kann und daß ich in Euch eine treue Stütze habe. Zur Anerkennung Eures Verhaltens und zum Lohne Eurer bewiesenen Unerschrockenheit und Tapferkeit gebe ich Euch Stavenow und die Burg zu Plaue zum Lohne.«
    Mächtig bewegt dankte Dietz für diesen Beweis des Wohlwollens.
    Der Kurfürst unterbrach ihn aber mit der Frage nach Cuno und befahl, als er hörte, daß der nach ihm ausgesandte Bote noch nicht zurück, er also noch nicht aufgefunden sein müsse, daß er nach seinem Eintreffen bald zu ihm gesandt werden solle.
    »Auch er,« bemerkte der Kurfürst, »hat sich als treu, unerschrocken und tapfer bewährt und verdient die ihm zugedachte Anerkennung!«
    Junker Dietz wartete, als der Kurfürst mit dem Grafen sich entfernt hatte, noch längere Zeit des Bruders. Endlich kehrte der ausgesandte Knecht zurück:
    »Junker Cuno liegt todt am Ufer des Flusses dort drüben. Er muß arg d’rein gehauen haben, denn neben und um ihn herum liegen eine Anzahl Knechte, die jedenfalls ihm zum Opfer gefallen sind, bevor er der Uebermacht erlag.«
    Dietz’s Augen wurden auf’s Neue feucht, als er diese Trauerbotschaft vernahm.
    »An einem Tage also habe ich Vater und Bruder verloren!« stieß er mit gepreßter Stimme hervor und verdeckte einen Moment die Augen mit der Hand.
    Da legte sich ein Arm um seine Schulter und eine Stimme fragte theilnehmend:
    »Armer Dietz, also ist Cuno auch todt?«
    »Leider, Detlev!« erwiderte dieser, ohne aufzusehen. Er erkannte an der Stimme, wer der theilnehmende Freund war, welcher sich bemühte, dem Gebeugten Trost zuzusprechen.
    Detlev, dieser war es in der That, sah, daß Dietz im Augenblick nicht im Stande war, die erforderlichen Dispositionen zu treffen. Er rief deshalb auf eigene Verantwortung eine Anzahl Knechte zusammen, und die beiden Leichen, Vater und Sohn, wurden bis zur Stadt getragen, um von dort mit Hülfe eines Wagens nach Stavenow geschafft zu werden.
    Vier Wochen später saßen im Zauberhause zu Tangermünde Suteminn, der Graf, Detlev und Ritter Dietz von Quitzow zusammen und besprachen die jüngsten bedeutungsvollen Ereignisse.
    Unmittelbar nach siegreicher Beendigung des Kampfes bei Angermünde war Garlosen, dessen Besitzer sich mit den Gegnern verbündet hatten, erstürmt worden, wobei nicht nur die Ritter Boldewin und Thomas von dem Kruge umkamen, sondern auch der alte Wachtmeister und sein noch immer bei ihm weilender Bruder ihren Tod gefunden hatten, und wenige Tage vor dieser Zusammenkunft hatte Suteminn, Hans von Uchtenhagen und Dietz von Quitzow, welch’ Letzterer dem Kurfürsten von dem Vorhandensein der Schatzkammer der ehemals in der Wendenburg hausenden Räuber gesprochen, unter Führung Dietz’s den Aufbewahrungsort der von der Bande des schwarzen Dietrich geraubten Güter besucht und die Letzteren nicht nur aus dem Gewölbe entfernt und dem Kurfürsten zur weiteren Verwendung übergeben, sondern den Gang und das Gewölbe selbst unbenutzbar gemacht.
    Bei der ersten flüchtigen Besichtigung der in der Kiste aufbewahrten Geschmeide wurden fast alle dem Grafen und seiner Gemahlin vom schwarzen Dietrich einst geraubten Werthsachen, welche durch das Wappen des Grafen gekennzeichnet waren, vorgefunden, und der Kurfürst hatte diese Gegenstände dem Grafen selbst sofort zurückgegeben.
    Es läßt sich denken, mit welchen Gefühlen der Graf sowohl als die Gräfin die Sachen wieder in Empfang nahmen, welche sie an die furchtbarste Stunde ihres Lebens erinnerten, und die Stimmung

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