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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Waren hülflos im Walde umkommen mußte.«
    »Recht so! Deine Ansicht jedoch hinsichtlich der Theilnahme der Wedel’s an dem gegen unsern Vater verübten Bubenstück ist, wie ich bestimmt weiß, nicht genau. Ich habe selbst Friedrich von Wedel auf – ich glaube Altenwedel gesprochen und von ihm gehört, daß ihr Name fälschlich in dieser Sache genannt worden sei. Der Fürst von Waren sei ihnen nicht einmal persönlich bekannt!«
    »Hm! Es sollte mich freuen, wenn die Wedel’s nicht die Leute wären, als welche ich sie seither erachten mußte. Doch! Hast Du von Wanda nie etwas erfahren? Lebt sie noch? Wo ist sie? Wie geht es ihr?«
    »Ich weiß nichts weiter, als daß sie, wie ich Dir bereits mittheilte, mit einem Engländer verheirathet ist, einem Mitgliede der Krämerzunft, die ich hasse bis in den Tod!«
    »Ich bitte Dich, den Grafen Warwick auszunehmen. Er verdient diesen Haß wirklich nicht.«
    »Dir zu Liebe will ich mich zwingen, dem Manne meine wahre Gesinnung nicht zu zeigen. Falls ich mit ihm zusammenkomme, dann verschweige ich meinen seither geführten Namen.«
    »Gut. Der Graf wird jedenfalls seine Angelegenheit mit Wilkens bereits erledigt haben und mich erwarten. Herr von Bismarck wird ebenfalls nicht wenig gespannt auf die Nachricht sein, mit wem er am Hafen gesprochen. Du begleitest mich doch?«
    »Meinetwegen. Mit Wilkens kann ich ja später das abmachen, was mich hierhergeführt hat.«
    Beide verließen das Zimmer und fanden die drei Herren im Comptoir ihrer noch wartend.
    Der Graf verfärbte sich leicht, als er jetzt den wahren Namen Suteminn’s hörte, Bismarck aber bot Olaf beide Hände dar.
    »Mein Bruder Claus spricht heut’ noch sehr oft von Euch und hegt die Hoffnung, Euch noch einmal wiederzusehen. Er wird sich sehr freuen, zu hören, daß sein Verlangen doch noch erfüllt werden kann und – darf ich ihm dies sagen? – wird!«
    »Ja, ich werde meinen alten Freund aufsuchen!«
    Im lebhaften Gespräch, an welchem der Graf sich auffallender Weise indeß nur wenig betheiligte, kamen sie in dem Gasthofe an, und Olaf unterhielt sich eben mit dem Grafen von Lindow über die Kämpfe zwischen der Hansa und den Dänen, als die Thüre aufging und die Gräfin mit Marie in den Saal trat, in welchem die Herren sich befanden.
    Olaf bedurfte der äußersten Anstrengung, die Aufregung zu verbergen, welche ihn bei dem Anblick Marien’s und der Gräfin zu überwältigen drohte. Einen Augenblick starrte er sie fassungslos an, dann aber grüßte er zwar höflich, doch so kurz, daß nicht nur sein Bruder, sondern auch Bismarck darauf aufmerksam wurden. Die Gräfin schien im ersten Moment selbst mit einiger Verlegenheit zu kämpfen, überwand diese jedoch so schnell, daß keiner der Herren den Wechsel der Stimmung der Gräfin bestimmt wahrzunehmen vermochte.
    Olaf vermied sichtlich, die Gräfin anzusprechen, schien sich überhaupt beengt im Saale zu fühlen, und athmete erleichtert auf, als er mit dem Bruder ein paar Worte allein zu sprechen vermochte.
    »Kennst Du die Gräfin?« fragte dieser neugierig.
    Olaf sah erstaunt, fragend auf.
    »Du scheinst die Ursache unseres einstigen Streites vergessen zu haben!«
    »Nicht möglich! Wanda?«
    »Gewiß! Wanda von Löwenholm nennt sich heut’ Gräfin von Warwick!«
    Suteminn war im Augenblick so verblüfft, daß er keine Worte fand. Endlich brummte er unwillig:
    »War ich denn mit Blindheit geschlagen, daß ich sie, die so lange unter meinem Dache gelebt hat, nicht zu erkennen vermochte?«
    »Unter Deinem Dache hat sie gelebt? Was heißt das?«
    Suteminn, oder vielmehr Otto von Moltke erzählte ihm nun im Zusammenhange das, was er aus eigener Erfahrung von dem Geschicke der Gräfin in den Marken wußte, und Olaf rief, als der Bruder schwieg, erschüttert:
    »Arme Wanda, welche Leiden hast Du zu ertragen gehabt! Aber auch der Graf,« fügte er sinnend hinzu, »ist vom Schicksal hart, sehr hart heimgesucht worden. Der Himmel hat das Rächeramt übernommen – ich stehe von fernerem Verlangen nach Rache, nach Vergeltung ab!«
    Zufällig fand er bald Gelegenheit, die Gräfin selbst zu sprechen, und nun hörte er, daß er wie sein Bruder nicht von ihr vergessen, oder vom Grafen selbst durch Hinterlist oder Verleumdung von ihr verdrängt worden sei, daß vielmehr die Ihrigen sie zu der Verbindung gezwungen hätten und sie Gott sei Dank nie Ursache erhalten habe, diesen Schritt zu bereuen.
    Ueber das Geschick der im Geheimen immer noch Geliebten nunmehr beruhigt,

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