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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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freier Straße aufzuhalten, übersehen. Mein Name geht Euch nichts an!«
    Ohne sich weiter um die Herren zu kümmern, ging der Fremde nach der andern Seite der Straße und bog dort hastig in eine Seitengasse ein.
    Bismarck wollte ihm nacheilen, ein Blick auf Suteminn, welcher einige Schritte zurückstand, veranlaßte ihn jedoch, von der Ausführung seines Entschlusses abzustehen.
    Der Ritter starrte mit weitgeöffneten Augen dem Fremden nach, bleich und mit halbvorgebeugtem Oberkörper stand er neben einem der längs des Dammes eingerammten Pfähle und bot in so hohem Grade ein Bild hülflosen Schreckens, daß nicht nur Bismarck, sondern auch Detlev, welcher gleichfalls auf ihn aufmerksam wurde, rasch zu ihm trat.
    »Um Gottes Willen, was ist Euch zugestoßen? Ist es möglich, daß der Grobian Euch in diesen Zustand zu bringen vermochte?«
    Diese Fragen erschollen fast gleichzeitig, ohne indeß eine sofortige Beantwortung zu erfahren.
    Als nun aber auch der Graf besorgt sich ihm näherte, da richtete er sich auf und sprach, während ein wehmüthiges Lächeln um seinen Mund spielte:
    »Seid ohne Sorge, Freund. Durch den Anblick des Fremden ist die Erinnerung an Jemand in mir plötzlich wachgerufen worden, der mir sehr nahe stand und noch steht. Die Ueberraschung war sehr stark. Doch wird die Schwäche bald überwunden sein.«
    »War es denn,« fuhr er leise, mehr für sich selbst fort, »wirklich eine Täuschung? Könnte Olaf nicht noch leben, sich hier aufhalten und mir jetzt begegnet sein?«
    Detlev hatte den Ritter aufmerksam, forschend beobachtet und mußte die letztere Frage verstanden haben, denn er bat, als Suteminn sich zum Weitergehen anschickte:
    »Erlaubt mir, den räthselhaften Fremden zu verfolgen. Er kennt Herrn von Bismarck, und Ihr kennt, wie mir nicht mehr zweifelhaft ist, ihn. Weshalb sollte sich diese Angelegenheit nicht aufklären lassen?«
    »Ich begleite Euch!« erklärte Herr von Bismarck rasch, Suteminn bat jedoch nachdrücklichst, jeden Versuch, den Mann aufzufinden, zu unterlassen. »Kommen wir,« meinte er, »zufällig noch einmal zusammen, dann werde ich mir selbst Gewißheit verschaffen; begegne ich ihm aber nicht mehr, nun, dann will und werde ich ihn vergessen!«
    Bismarck wie Detlev fügten sich diesem Wunsche sichtlich nur ungern und sie kehrten schweigend, langsam nach dem Gasthof zurück, in welchem Graf Lindow und die Frauen sie erwarteten.
    Als sie am Hause des Kaufherrn Wilkens ankamen, blieb der Graf stehen.
    »Ich bitte Euch, einen Augenblick mit mir hier einzutreten. Da ich zufällig hier vorübergehe, will ich eine Angelegenheit erledigen, die anderenfalls sich wohl noch längere Zeit verzögert haben würde!«
    Gleichgültig folgten die Herren dem Grafen, welcher in das Comptoir des Handelshauses trat und eben nach Herrn Wilkens fragte, als dieser aus einem Seitenzimmer trat.
    Auf seine Einladung hin traten die Herren in dieses Arbeitszimmer des Kaufherrn und Detlev wie Herr von Bismarck unterdrückten nur mit äußerster Mühe einen staunenden Ausruf, als ihnen hier der Fremde plötzlich gegenüber stand.
    Suteminn stutzte nur einen Moment, dann trat er nahe an den ihn nicht minder gespannt beobachtenden Mann heran und rief mit in Folge innerer Bewegung bebender Stimme:
    »Vergebt, Herr, daß ich Euch mit einer Frage behellige, und wenn ich mich in meiner Annahme getäuscht habe, dann erklärt Euch meine Bitte mit dem lebhaften Wunsche, eine mir theure Person wiederzufinden!«
    »Fragt!« stieß der Fremde weniger mürrisch als scheu hervor.
    »Olaf Moltke!« rief Suteminn leise, während er nach der Hand des halb von ihm abgewendet stehenden Fremden griff.
    Dieser zuckte zusammen und blickte dem Ritter mit unverkennbarer Angst einen Moment nur in das Auge.
    »Olaf!« rief Suteminn, die Hand des Fremden festhaltend, »kennst Du mich, Deinen Bruder, nicht wieder?«
    »Otto!« schrie dieser jetzt laut auf, und in demselben Augenblick lagen beide Männer sich in den Armen.
    Wortlos hielten sie sich lange, lange fest umschlungen und der Graf, wie auch Bismarck und Detlev, welche durch diese Erkennungsscene auf das Höchste überrascht waren, wandten sich feuchten Blickes ab. Es war ihnen ja ein fremder Anblick, Männer weinen zu sehen. –
    Nicht minder schien aber auch der Kaufherr überrascht zu sein, denn er blieb wie erstarrt in der Thüre stehen und starrte die Gruppe an, dann trat er schleunig in das Comptoir zurück und drückte die Thüre in’s Schloß.
    Endlich fanden

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