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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Brüder wieder Worte.
    Der Graf hatte bereits das Zimmer verlassen und Bismarck folgte nun mit Detlev, so daß Beide allein waren.
    In fliegender Hast erzählte Suteminn, daß er nach seiner Trennung vom Bruder erst in Westphalen bei einem dem Vater befreundet gewesenen Ritter Unterkunft gefunden und dort auch seine weitere Ausbildung erhalten, daß er dann weit in fernen Ländern umhergezogen und endlich seit einer langen Reihe von Jahren in den Marken wohne. »Durch Zufall habe ich in der Nähe unseres einstigen Heim’s das ehemalige Kammermädchen unserer Mutter aufgefunden, sie mit mir genommen, und das mittlerweile hochbejahrt gewordene Weib führt mir nun nahezu eben so lange Zeit, wie ich in den Marken und zwar in Tangermünde lebe, das Hauswesen. Demnach habe ich doch wenigstens eine Person bei mir gehabt, die Vater, Mutter und Bruder gekannt hat. Wie aber,« schloß er seine Mittheilungen, »ist es seither Dir ergangen, lieber Bruder? Was treibst Du hier? Sprich, erzähle; ich vermag Dir nicht zu sagen, wie sehr ich mich nach dem Wiedersehen mit Dir gesehnt habe, wie oft ich den Himmel um die Gunst gebeten, Dich noch einmal in meine Arme schließen zu dürfen. Er hat meine Bitte erhört! Ihm sei Dank!«
    »Als ich thöricht genug gewesen war,« antwortete nun Olaf, »eines Mädchens wegen, die wir zwar mit gleicher Stärke liebten, die uns aber doch entrückt wurde durch einen Engländer, mich von Dir zu trennen, wandte ich mich nach Schleswig, ging von da zur See und bin heut’ als Befehlshaber des Wiking und unter dem Namen Rolf Vendaskiold, wie ich glaube, nicht mehr ganz unbekannt!«
    »Wie?« fuhr Suteminn, den wir als Otto von Moltke erkennen, auf, »Du bist das gefürchtete Oberhaupt der Vitalienbrüder?«
    »Nein, mein Junge, das bin ich nicht. Ich lebe für mich allein und habe mich nie unter die Regeln einer Genossenschaft oder die Gesetze eines besonderen Staates gestellt, die Fürsten mehrerer Nordseestaaten sind vielmehr zu mir gekommen und haben meine Hülfe unter den von mir aufgestellten Bedingungen nachgesucht! Doch laß uns zunächst von Naheliegendem sprechen. Du warst von drei Herren begleitet. Der Eine derselben war angeblich ein Herr von Bismarck, den jungen Mann kenne ich nicht, der Aeltere aber ist ein Graf Warwick aus England. Wie kommst Du zu diesem Manne, mit dem ich wegen des auf Neuwerk mir zugefügten Schadens ein ernstes Wort zu sprechen habe?«
    »Graf Warwick ist mein Freund. Ich will ihn für einige Zeit nach England begleiten und bitte Dich, das, was Du mit ihm abzumachen hast, so lange zu verschieben, bis Du ihn näher kennen gelernt haben wirst. Die Neuwerker Angelegenheit trifft ja überdies auch mich, denn ich war bei derselben betheiligt.«
    »Du? In welcher Weise?«
    Suteminn erzählte nun die Ereignisse nach der Ankunft des Grafen in Hamburg, und Olaf sprang erregt auf.
    »Der Hergang der Sache ist mir in anderer Weise erzählt worden. Nach Deiner Mittheilung trifft die Schuld der Begegnung auf Neuwerk nur meine Leute, welche ihre Strafe übrigens bereits erhalten haben. Daß es aber dem Grafen gelungen ist, glücklich zu entkommen, bedaure ich, und er hat es nur allein Dir zu danken, daß er nach England zurückzukehren vermag. Seine Ankunft in Hamburg war mir bereits bekannt, als ich Euch begegnete und, als ich Euch auf der ›Schwalbe‹ bemerkte, war mir sofort klar, daß nur er der lang herbeigesehnte Graf sein könne.«
    »Wodurch hat der Graf Deinen Groll in so hohem Grade erregt, daß Du ihm den Untergang zugedacht hattest?«
    »Er ist ein Engländer! Das genügt!«
    »Ich verstehe Dich noch nicht!«
    »Nun; ein Engländer hat uns unglücklich gemacht und uns zum Aufenthalt in der Fremde gezwungen. Ein Engländer hat uns aber auch Wanda geraubt –«
    »Du scheinst in einem Irrthum befangen zu sein. Der Fürst von Waren war es, wie ich sicher erfahren habe, welcher uns im Verein mit den Wedels betrogen hat; er trägt die Schuld an dem frühen Tode unseres Vaters, und ihm verdanken wir es, daß wir nur zu früh schon eltern-und heimathlos umherirren und uns in der weiten Welt einen schwachen Ersatz für das Verlorene suchen mußten. Er hat seinen Lohn erhalten!«
    »Inwiefern?«
    »Durch unfreiwilligen mehrjährigen Aufenthalt in den Gefängnissen eines Raubritterhorstes, Garlosen, war seine Gesundheit derart zerrüttet, daß er bald nach seiner Befreiung aus dem elenden Käfige, in den die Besitzer von Garlosen ihn gesperrt hatten, auf der Reise nach

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