Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
der kleinen Gesellschaft war eine ungewöhnlich ernste, als es Dietz von Quitzow unerwartet gelang, dem Gespräch und den, den Grafen beherrschenden Gedanken eine andere Richtung zu geben.
    »Da ich nach dem Tode meines Vaters und meines Bruders mit Billigung des Kurfürsten den Kampfplatz verlassen und an der Belagerung von Garlosen und den weiteren Siegeszügen mich nicht mehr betheiligt habe, konnte ich auch nicht erfahren, was mit den gefangenen feindlichen Führern geschehen sollte. Wißt Ihr vielleicht etwas Näheres darüber?«
    Diese Frage Dietz von Quitzow’s an Suteminn erregte bei dem Letzteren ein unwilliges Kopfschütteln, bei dem Grafen aber ein leichtes Auflachen, während Detlev erstaunt bald den Einen, bald den Andern beobachtete.
    »Ihr erinnert mich durch Eure Frage an ein Ereigniß, das ich mir kaum zu erklären vermag,« entgegnete Suteminn ernst. »Der Kurfürst muß durch die endliche Niederdrückung seiner mächtigsten Feinde im Lande und im Norden desselben in eine so freundliche Stimmung versetzt sein, daß er selbst da Milde walten läßt, wo sie wenig angebracht erscheint. Die Wedels in Pommern und namentlich Henning von Wedel auf Friedland, dessen Sohn und Simon von Güntersberg waren die muthigsten Bundesgenossen der Herzöge. Der Junker von Wedel ist gefangen genommen worden. Statt ihn nun zu behandeln, wie die übrigen in Gefangenschaft gerathenen feindlichen Ritter und Herren, hat ihm der Kurfürst auf Bitten des Bischofs von Brandenburg, dessen Nichte mit einem Freunde desselben, dem Joachim Gans zu Putlitz verheirathet ist, die Freiheit gegeben, und der Letztere, welcher die nunmehr glücklich vereitelten Pläne der Gegner zuerst erfahren, verrathen und uns dadurch vor einer Ueberrumpelung, ja ohne Zweifel auch vor einer Niederlage gerettet hat, soll, wie mir lachend erzählt wurde, beabsichtigen, der Hochzeit des Herrn Henning von Wedel mit der Tochter des Güntersbergers beizuwohnen.«
    »Herr Joachim Gans zu Putlitz,« bemerkte nun auch Dietz von Quitzow leicht lächelnd, »scheint sehr kühn zu sein, wenn er sich so bald schon in die Höhle des jedenfalls in Folge der erhaltenen derben Abfertigung noch grimmigen Löwen wagen will!«
    »Henning von Wedel soll erklärt haben, daß er keineswegs ein so erbitterter Gegner des Kurfürsten sei, wie sein Vater, und gern die Hand zur Versöhnung bieten wolle. Ich traue aber den Wedels nicht und bedaure diesen Schritt des Kurfürsten!«
    »Ihr seid ein persönlicher Gegner der Wedels, Herr Ritter?«
    »Ja!«
    Dieses »ja« klang so rauh, so barsch, daß Alle überzeugt waren, Suteminn hege gegen alle Wedels einen tiefgewurzelten Groll.
    Der Ritter schien aber auch kein Hehl aus dieser durch die Erinnerung an Henning von Wedel in ihm hervorgerufenen Mißstimmung machen zu können, der Haß mußte zu mächtig sein, denn seine Miene blieb finster und wurde erst heiterer, als Detlev bemerkte:
    »Der verheißene Besuch bleibt sehr lange aus. Sollte Chlodwig heut’ nicht kommen?«
    »Unnöthiger Kummer!« erwiderte er lächelnd, »Dein Freund ist seither stets sehr pünktlich gewesen und wird auch heut’ nicht verfehlen, sich sobald als möglich hier einzufinden.«
    Zum Grafen gewandt fuhr er fort:
    »Ich sehne mich, einen Augenblick hinaus aus dem beengenden Gemach zu gehen. Die Wedels sollen mir heut’ am wenigsten die Stimmung verderben können. Wollen wir nicht einen kurzen Spaziergang nach der Stadt unternehmen? Ich habe dort eine Angelegenheit zu erledigen, die ich, falls mir heut’ oder morgen keine Zeit mehr bleibt, hierbei in Ordnung bringen könnte. Vielleicht begegnen uns die Grafen von Lindow.«
    Der Graf war ohne Weiteres bereit, ihn zu begleiten, und Beide verließen das Haus.
    Dietz und Detlev waren jetzt, da die Frauen sich längst zurückgezogen hatten, allein.
    »Jetzt, Freund,« begann der Erstere, »erklärt mir, weshalb Ihr so auffallend trübe gestimmt seid! Als ich bei meiner Ankunft Eure Stimmung wahrnahm und fragte, hattet Ihr offenbar keine Lust, mir genügende Auskunft zu geben. Ich drang deshalb auch nicht weiter in Euch. Da wir nun aber allein sind, bitte ich, mir, Eurem aufrichtigen Freunde, zu beichten!«
    »Wenn ich Eurem Verlangen entspreche,« erwiderte Detlev ernst, »geschieht dies in der Voraussetzung, daß Ihr Stillschweigen über meine Mittheilung beobachten werdet. Ich wünsche nicht, daß, nachdem die Sache leider vollständig erledigt ist, Jemand nachträglich noch Anlaß finden könne, das arme

Weitere Kostenlose Bücher