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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schien, »und so werden wir Euch in allem unterstützen, was zum Gelingen Eures Vorhabens erforderlich ist. Aber wir wünschen dabei, daß wir nicht etwa später um unserer früheren Sünden willen zur Rechenschaft gezogen und bestraft werden. Wenn Ihr uns dieses versprecht, so bin ich bereit, Euch zu Eurem Bruder zu führen, ohne daß Ihr von Jemandem bemerkt werdet. Ich kenne den Ort, an welchem die vornehmen Gefangenen aufbewahrt werden, bis sie ihr Lösegeld bezahlt haben oder sterben müssen.«
    Uchtenhagen versprach ihm Vergebung alles Geschehenen und forderte ihn dann auf, mit dem Werke der Rettung nicht lange zu säumen.
    »Ich bin bereit, mit Euch aufzubrechen und Euch zu führen; meine Kräfte sind noch stark genug zum Gehen, aber die Gefährten hier müssen zurückbleiben; sie vermögen nicht, den Weg zu machen, und werden erst dann mit uns gehen können, wenn wir ihnen Speise und Trank gebracht haben. Seht hier die bereits Gestorbenen! Ihr könnt daraus schließen, wie arg der Schmerz in unserm Innern wüthet.«
    Mit Grauen wandte sich der junge Mann von dem schaudervollen Anblicke ab und schritt dem Räuber voran, welcher ihm nicht eher folgte, als bis er den Seinen mit den heiligsten Worten versprochen hatte, zurückzukehren, um ihnen Speise und Trank zu bringen und sie dann mit hinaus zu nehmen in die Freiheit. Er hatte die Waffen des Erstochenen an sich genommen und schwur mit grimmiger Bitterkeit, Jeden ohne Gnade und Erbarmen niederzustoßen, der es wage, sich ihm in den Weg zu legen. Oben angekommen, blieb er stehen und musterte das nicht ferne Ufer des Sees.
    »Wenn wir schnell laufen, kommen wir vielleicht hinüber ohne gesehen zu werden. Besser aber ist es, daß wir einzeln gehen, dann werden sie denken, es ist der Wärter, welcher aus dem Brunnen zurückkehrt. Laßt mich voranschreiten; ich werde Eurer hinter der Buschecke warten, welche ihr hier grad’ gegenüber erblickt!«
    »Sag mir vorerst Deinen Namen, ehe Du gehst!«
    »Den einen habt Ihr schon gehört, der andere heißt Schwalbe, Jobst Schwalbe also heiße ich vollständig. Ihr werdet von mir und über mich vielleicht noch gar Manches hören, und wenn Ihr mir Gelegenheit dazu bietet, auch Vieles sehen, was Eure Zufriedenheit erlangen soll. Jetzt aber laßt uns nicht länger plaudern, denn wir müssen das Unsrige gethan haben, noch ehe der Morgen graut.«
    Langsamen Schrittes begab er sich über das Eis, und nur kurze Weile, nachdem er drüben angelangt war, folgte ihm Uchtenhagen. An dem bezeichneten Orte trafen sie zusammen, und der Letztere sah nun mit lebhafter Spannung dem Kommenden entgegen. Er hatte vor, an der Seite eines einzigen Mannes, auf dessen Treue er noch nicht einmal sicher bauen konnte, in die Mitte einer Schaar von Strauchdieben einzudringen, um seinen Bruder zu finden, der ganz gewiß unter einer scharfen Bewachung stand. Dieses Unternehmen war nicht nur ein schwieriges, sondern es war auch mit den mannigfaltigsten Gefahren verbunden; doch ging er mit freudigem Muthe daran; das Romantische des Abenteuers sprach ihn an, und es galt ja nicht nur eine theure Seele, sondern auch noch Andere zu erretten, denen er seine Hilfe versprochen hatte.
    »Was haben wir jetzt zu beginnen?« fragte er.
    »Das werdet Ihr gleich sehen! Ich bin der Vertraute des ›Schwarzen‹ gewesen und kenne die Wege und Schliche besser als selbst der ›Reiter‹, dem die Mannen jetzt an seiner Stelle gehorchen müssen. Darum – –«
    »Wer war der ›Schwarze‹, und wer ist der ›Reiter‹?« unterbrach ihn Karl.
    »Habt Ihr noch niemals etwas von dem ›schwarzen Dietrich‹ gehört?«
    »O ja; also den meinst Du?«
    »Den und keinen Andern. Wer er war, das weiß ich nicht und keiner von uns. Er kam und ging, ohne daß wir wußten, woher und wohin; aber wenn er kam, so gab es stets einen guten Streich. Er hatte verschiedene Orte, wo er mit seinen Gesellen hauste, hier, an der Spree, im Zotzen und sonst noch weiter, aber hier ist er am liebsten gewesen, und hier sind auch die Gewölbe, in denen er die Reichthümer verwahrt hält, welche er den Rittern, Städten und Leuten abgenommen hat, gegen welche wir auf der Lauer gelegen haben. Lange Zeit ist er nicht hier gewesen, aber er hat uns seine Rückkehr verheißen und den Mann zum Anführer gesetzt, welcher auf seinem Pferde und mit einer brennenden Leuchte unter dem Mantel die Bewohner der Gegend zu fürchten macht. Der ›Schwarze‹ bleibt diesem zu lange aus, und nun hat er die Gesetze

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