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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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leisen Zweifel über die Giltigkeit desselben hegte, der durfte froh sein, mit heiler Haut und einigen derben Püffen davonzukommen.
    So viel Scheu man vor dem Alten hatte, so geliebt war sein schönes Töchterlein Brunhilde, die als ein Engel auf Güntersberg waltete und überall Segen verbreitete, wohin ihr kleiner Fuß nur trat. Sie war ein gar herrliches, freundliches und herziges Wesen, und der Abgott ihres Vaters, der gar manchen seiner Streiche unterließ oder in Güte sühnte, weil er dem Blicke ihres Auges und dem Wohlklange ihrer Stimme nicht zu widerstehen vermochte. Trotzdem sie ein Muster ächter Weiblichkeit war, besaß sie doch einen festen, ja starken Character; was sie einmal ergriffen hatte, das führte sie auch sicher durch und es gab sogar Fälle, wo sie mit dem Vater in offenen Kampf trat, um irgend einen Geängsteten oder Bedrohten gegen ihn in ihren liebreichen Schutz zu nehmen. Eine ihrer Lieblingserholungen war die Jagd, der sie ihre freien Stunden mit jugendlicher Fröhlichkeit widmete, und obgleich es ihrem weichen Gemüthe wehe that, die Beute leblos vor sich liegen zu sehen, so bereitete es ihr doch ein hohes Vergnügen, im kühnen Ritte scharf hinter dem Wilde herzufliegen.
    Der Reiter hatte den ersten, kleineren See erreicht; er ließ den Blick über denselben schweifen und gewahrte an den Ufern eine Anzahl von Schlagwänden, wie sie zum Fangen wilder Enten angelegt und benutzt werden. Da auch er ein Freund der Jagd war, so lockten ihn diese Vorrichtungen zur Besichtigung. Er leitete das Pferd bis an das hohe Schilf, stieg ab und befestigte das Thier, indem er die Zügel um einen Büschel des festen, holzigen Grases wand. Sodann schritt er auf die Wände zu, um die Art und Weise ihrer Anfertigung in Augenschein zu nehmen.
    Noch war er damit beschäftigt, als er von fern her das Nahen von Pferden hörte, deren Hufe den festgefrorenen Erdboden stampften, daß es weithin zu vernehmen war. In jenen Zeiten war Vorsicht bei allen Dingen und zu allen Zeiten nöthig; er trat deshalb hinter eine der Wände, um zu warten, bis die Reiter vorüber seien.
    Es war eine Cavalcade von mehreren Personen. Voran kamen zwei Falkeniere. Sie waren jeder mit einer Falkeniertasche versehen, die an einem rothledernen, ausgefranzten Bandelier hing, und trugen auf starken, hirschledernen Handschuhen je einen Jagdfalken. Hinter ihnen wurde eine Cage mit Reservefalken getragen und dann folgte auf weißem Rosse eine weibliche Gestalt. Den Zug schlossen auf starken Kleppern zwei Knappen, denen die Aufgabe zufiel, die Beute an sich zu nehmen.
    Zuerst wurde das Auge des jungen Mannes von den Vögeln angezogen. In vollständig ruhiger Haltung saßen sie auf den Fäusten ihrer Träger, die Köpfe verhüllt von einer ledernen Steckhaube, die verziert war mit farbigen Tuchlappen und einem Trosch von schillernden Federn, die man in Form einer Nelke zusammengewunden hatte.
    »Lauter Wildfänge,« murmelte er mit Kennermiene, »drei Schlachtfalken und ein Schmerlfalke, kein einziges edles Thier! Der Besitzer muß an der edlen Beitze wenig Wohlgefallen finden. Wem mögen sie wohl gehören?«
    Bei dieser Frage erst richtete er den Blick auf das Mädchen und war vor Ueberraschung fast einige Schritte aus seinem Verstecke hervorgetreten.
    »Welch’ ein herrliches Wesen! Wie sie sitzt, wie sie reitet, und welch’ eine Lieblichkeit ihres holden Angesichtes. O, wüßte ich doch, wer sie ist! Ich werde ihnen folgen, um es zu erfahren!«
    Es war das nicht nothwendig. Gefolgt von einigen Knechten kam eine Koppel von entfesselten Beitzhunden seitwärts über das Moor geflogen, vor sich zwei Hasen, welche den Weg nach dem spiegelglatt gefrorenen See einschlugen. Sofort hielt der Trupp, und die beiden vorderen Falken wurden abgehäubt und gegen den Wind emporgeworfen. Sie stiegen zunächst in die Höhe, zogen oben einige Kreise, um die unter ihnen liegende Gegend zu übersehen, und folgten sodann, als sie das Wild erblickten, demselben schnellen Fluges. Jetzt wurde auch einer der Reservefalken losgelassen, der dieselbe Richtung einschlug. Die drei Vögel stießen wiederholt auf die Hasen, schlugen sie mit den Ballen und versuchten, sie zu ergreifen, aber die wohlgenährten Thiere waren zu stark und kräftig für sie, warfen sich auf den Rücken und streiften so ihre geflügelten Feinde ab oder duckten sich nieder und schossen, sobald der Angreifer auf sie niederfuhr, eiligen Laufes von dannen, so daß er Mühe hatte, sich vor einem

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