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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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also wohl jetzt keinen Entschluß fassen werde, der ihrem Wunsche zuwider sei. In diesem Sinne nahm er auch das Wort, indem er sagte:
    »Laßt es gut sein, Vetter, daß ich Euch um die schöne Rede gebracht habe; es ist Euch damit kein Schade geschehen, denn sie wäre zu spät gekommen, und darum ist es mir ganz recht und lieb, daß sie unterblieben ist.«
    »Zu spät?« rief Janeke, indem er funkelnden Auges einige Schritte vortrat. »Ich hoffe, daß Ihr damit nicht etwa sagen wollet, ich müsse mit einem Korbe davonreiten. Da sollte Euch und Euer eingebildetes Jungfräulein doch gleich auf der Stelle das heilige Wetter treffen! Ich bin in ehrlicher und löblicher Absicht gekommen, und wenn Ihr mich mit dieser von Euch weiset, so werde ich Euch sammt Eurem alten Güntersberg zu Brei zermalmen!«
    Die ungewohnte Höflichkeit des ehrenfesten Degens war auf einmal von ihm gewichen und hatte seinem stets bereiten Zornesmuthe Platz gemacht. Simon kannte ihn und ließ sich durch die barschen Worte keineswegs aus der Fassung bringen, sondern antwortete in ruhigem Tone:
    »Wäret Ihr nicht mein Freund und Waffenbruder, so würde ich auf Eure Grobheit Euch mit dem Schwerte Gegenrede geben, da ich aber Eurer Treue und Biederkeit versichert bin, so hege ich die Hoffnung, daß Ihr Euch beruhigen werdet, sobald ich Euch sage, weshalb Eure Rede zu spät gekommen wäre.«
    »Bleibt mir mit Eurem Weshalb nur immerhin vom Leibe! Es mag sein was es will, so ist es doch der Grund zu dem schnöden Abweise, welchen ich erfahre. Es wird sich wohl irgend ein glattes und lockeres Jünglein eingefunden haben, von dem Eurer Tochter das Köpfchen verdreht worden ist, und da muß freilich der alte, häßliche Stegelitz zurücktreten und sich von dem Lotterbuben ausstechen lassen. Aber ich gebe Euch den guten Rath, ihn nicht einmal so nahe an mich zu bringen, daß ich ihn erreichen kann, denn dann würde ich ihm die Fuchshaut walken, bis sie so dick ist, wie die Ringmauern von Stargard oder Reetz!«
    »Das werdet Ihr so bald wohl nicht unternehmen, denn der junge Wedel auf Reetz weiß sich zu wehren, und sein Vater, der alte Erasmus, ist ja stets und heute noch Euer Freund gewesen, trotzdem sein ganzer Anhang zu Falkenburg, Friedland, Tütz und Draheim sich deshalb gegen ihn aufgeworfen hat.«
    »Der Wedel – mein Mitcumpan auf Reetz? Der soll die Brunhilde haben? Der scheinheilige, heimtückische Gesell, der es nicht einmal der Mühe für werth hielt, mir ein Wörtlein davon zu berichten? Dem werde ich die Minne versalzen, daß er den Mund aufreißen soll von Nordosten bis Südwesten!«
    »Ihr werdet ihm wohl nicht viel thun dürfen, Vetter, da er vollständig unschuldig ist und von unserm Plane noch nicht das Mindeste weiß und erfahren hat.«
    »Unserm Plane? Ein Plan ist es also? Und wer ist denn Derjenige, welcher ihn mit Euch ausgesonnen hat?«
    »Der Erasmus selbst, und wenn Ihr die Gründe kennt, wegen denen ich ihm meine Tochter als Schwäherin angeboten habe, so werdet Ihr mir nicht länger zürnen. Brunhilde selbst hat bis auf diese Stunde noch nichts von der Sache geahnt, und sie sollte verborgen bleiben bis späterhin; da Ihr aber das Mädchen mit hereingebracht habt, so mag sie hiermit meinen Willen kennen lernen. Die von Bork und Wedel mit ihrem ganzen Anhange sinnen auf Unheil gegen mich, und es wird gar bald zur offnen Fehde kommen. Auch Euch sind sie gewaltig feind, und daher gebot mir die Klugheit, mir aus ihrer eignen Mitte einen Freund zu erküren, der mir gegen ihre Rathschläge dient und Leistung bringt. Ich bin nicht wenig stolz auf diesen Streich, den ich ihnen spiele, denn es ist eine große Lücke, die ich durch denselben in ihre Reihen reiße, und so ein Bundesmann mag mir mehr Nutzen bringen als ein Anderer, der nicht zu ihrer Sippe gehört.«
    »Den Erasmus habt Ihr angeworben für Euch und mich, Vetter? Das ist ein Meisterstück, auf dessen Lösung ich bisher vergebens gesonnen habe, und wenn es so ist, so mag die Brunhilde meinetwegen draufgegeben werden; ich mache mir den Kukuk daraus, denn aus Weiberhand ist ja nun und niemals Friede und Segen zu haben. Soll mich Gott vor einer Frau bewahren, wenn ich den alten Erasmus an ihrer Stelle bekommen kann!«
    »Gut, so sind wir einig, und der Hader mag zwischen uns wohl beigelegt bleiben. Uebrigens haben sich die beiden jungen Leute noch gar nie gesehen, und der kleine Wedel, welcher bisher an dem Hofe des Kurfürsten zu Sachsen gewesen ist, wird erst nach einiger

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