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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lange und wohlgesetzte Rede, wie sie Herr Janeke von Stegelitz wohl seit langen Jahren nimmer gehalten hatte. Er war ein alter, schweigsamer Gesell, der mit dem Schwerte besser umzugehen verstand, als mit der Zunge, und mit dem vollen Weinhumpen besser als mit der frommen Hauspostille. Und dazu hatte er von einer Sache gesprochen, die er vorbringen wolle, und sich dabei aller jener Kernwörter enthalten, mit welchen sonst seine Ausdrücke gespickt und wohlbereichert waren. Da mußte die Sache wohl eine gar absonderliche sein, und es war daher kein Wunder, daß Fräulein Brunhilde sich beeilte, hinauf zu dem Vater zu kommen, obgleich sonst die Unterhaltung der beiden wackern Degen wenig Anziehendes für sie zu haben pflegte.
    Der alte Simon wartete der beiden Ankömmlinge schon unter der geöffneten Thür.
    »Es soll mich bedünken,« meinte er scherzend, »daß Küche und Keller auf Güntersberg nicht schlecht sein müssen, da so ein Kenner wie Ihr, Herr Janeke, sich schon des Morgens bei mir einfindet. Aber das soll mich nicht verdrießen, und ich werde Euch, wie alle Tage, auch in Allem tüchtig und genügend Bescheid thun.«
    »Ihr irrt Euch, Herr Simon,« antwortete der von Stegelitz, »wenn Ihr meint, daß Euer Wein und Braten die Schuld an meinem frühen Kommen tragen, vielmehr habe ich mich so baldig aufgemacht, weil ich dachte, daß der Morgen sich besser zu einer wichtigen Unterredung schicke als der Abend, weil uns stets schon des Mittags die Geister der Flasche auf allerhand dummen Schnickschnack bringen, der uns nicht eher Ruhe läßt, als bis wir ihn gehörig ausgeschlafen haben.«
    »Wichtige Unterredung? Dummer Schnickschnack? Und dabei seid Ihr so feierlich, wie der fromme Pater Albinus wenn er Wasser trinkt! Tretet herein, nehmt einen Schluck und wärmt Euch, denn ich glaube, daß die Kälte Eurem Kopfe unterwegs geschadet hat.«
    »Was dies betrifft, so irrt Ihr Euch, Vetter, denn noch niemals hat mein Kopf einen so klugen Einfall gehabt, wie derjenige ist, von dem ich Euch berichten werde.«
    »So nehmt Euch Euren altgewohnten Sessel und erzählt! Brunhilde mag uns währenddeß den Imbiß bereiten.«
    »Mit nichten, sondern ich meine vielmehr, daß es besser sei, wenn sie hier bleibe; ich habe die Jungfrau derohalben gleich mit zu Euch gebracht, da meine Worte nicht blos Euch, sondern auch ihr gelten werden.«
    »Was zum Henker, Vetter, Ihr wollt sie doch nicht etwa gar zur Hochzeit von mir begehren!«
    »Hört, laßt doch lieber die Leute erst vollständig ausreden, ehe Ihr ihnen die Worte vom Munde wegnehmet. Ich habe mir von dem Pater Albinus einen Aufsatz machen lassen, der Euch Wunder genommen hätte, und ihn mit vieler und großer Mühe auswendig gelernt, und nun ich eben beginnen will, Euch die wohlgelungene Rede vorzudeclamiren, fallt Ihr mir in das Wort mit Eurer Frage, ob ich Jungfrau Brunhilde zum Weibe begehre. Das ist doch bei allen Teufeln geradezu zum Dreinschlagen, und wenn Ihr nicht der Vater meines Weibes werden solltet und noch dazu obendrein mein Mitgesell und werther Vetter wäret, so wollte ich Euch wohl lehren, den Mund zu halten, wenn ein Anderer zu reden begehret. Ob ich sie zur Hochzeit möchte? Freilich, und ich sehe auch gar nicht ein, warum ich diesen Wunsch nicht haben soll! Bin ich doch ein Kerl, der sich überall in Ehren sehen lassen darf; und was dem jungen Weiblein etwa nicht behagen sollte, das kann ich ja zur Seite thun, denn in Liebe und Freundlichkeit läßt sich noch gar Manches aus mir machen.«
    Brunhilde hatte sich erröthend abgewendet und war an das Fenster getreten, um ihre Verlegenheit und Rathlosigkeit zu verbergen. Herr Janeke von Stegelitz stand, wie auch seine grauen Haare bewiesen, schon seit Langem nicht mehr in den Jahren, in denen man vorzugsweise der süßen Minne obzuliegen pflegt, auch war er ein gar barscher und ungeleckter Bär, der es wohl wenig verstand, mit einem zarten Gemahl in der rechten Weise umzugehen, aber er war des Vaters treubewährter Bundesgenosse, der gar wohl Schonung und Rücksicht verdiente, und wenn sein Antrag ihr auch keineswegs willkommen sein konnte, so ehrte er sie doch immerhin und war ihr ein Beweis davon, daß sie nicht ungeeignet sei, neben der Liebe und Zuneigung auch Achtung zu erwecken. Irgend eine Unsicherheit über die Art und Weise, wie sie seiner Werbung zu begegnen habe, fühlte sie nicht und konnte die Antwort ruhig dem Vater überlassen, welcher, wie sie wußte, ganz andere Absichten mit ihr hegte und

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