Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
er strahlte dieselbe Selbstsicherheit und Verwegenheit aus wie die drei Männer auf dem Foto, das Tory auf dem Speicher gesehen hatte. Trotzdem war sie immer noch nicht ganz bereit, ihre Wachsamkeit aufzugeben.
„Nennen Sie mir einen guten Grund."
„Hm. Ich könnte Ihnen meinen Führerschein zeigen, aber ich habe meine Brieftasche nicht mitgenommen, weil ich auf Jenny rübergekommen bin."
„Jenny", wiederholte sie mit ausdrucksloser Stimme.
„Mein Flugboot", erklärte er kurz, bevor er auf das Telefon auf dem Nachttisch deutete. „Rufen Sie Roan an, okay? Er wird sich für mich verbürgen."
Roan bei der Arbeit zu stören, war das Letzte, was sie wollte. Da sie sich plötzlich mit der Statue in der Hand lächerlich vorkam, stellte sie sie auf den Nachttisch zurück. Beau ließ sich wie auf ein Stichwort hin wieder auf den Bettvorleger fallen. Nachdem sie einen Moment nachgedacht hatte, schlug sie vor: „Vielleicht könnten sie mir ja etwas über Ihren Cousin erzählen, das mich überzeugt."
„Ich soll Cousin Roans Geheimnisse preisgeben?" Clay legte den Kopf auf die Seite, während in seine klaren blauen Augen ein Glitzern trat. „Das könnte ein Problem werden."
„Soll heißen?"
„Ich bin mir nicht sicher, ob er welche hat."
Sie bedachte ihn mit einem bösen Blick. „Ich erwarte, dass Ihnen etwas einfällt."
„Eine Herausforderung, hm?" Er lehnte sich gegen den Türrahmen, dann stellte er lässig einen gestiefelten Fuß über den anderen. „Warten Sie. Er wird vierunddreißig. Jake ist vierzehn, das heißt also, dass Roan knapp zwanzig war, als sein Sohn geboren wurde. Er ist schon seit einer halben Ewigkeit Sheriff von Tunica Parish und arbeitet nach allgemeiner Einschätzung viel zu viel. Wie finden Sie das?"
„Machen Sie weiter." Sie verschränkte die Arme über der Brust.
Clay erweckte den Eindruck, als ob er angestrengt überlegte. „Also: Der alte Roan angelt leidenschaftlich gern, vorausgesetzt natürlich, dass er die Zeit dafür findet. Am liebsten isst er gebratenen Flussbarsch. Er hasst Light-Bier, wohingegen er Light-Kartoffelchips liebt. Sein Sohn ist das Wichtigste in seinem Leben, aber gleich danach kommt sein 1970er Plymouth Super Bird."
„Sein was?"
„Ein Klassiker", sagte Clay mit Betonung. „Ein superelegantes Wunder aus Chrom und Stahl, wie es heutzutage nicht mehr hergestellt wird - eine Symphonie aus Präzisionstechnik und atemberaubendem Design, die so viel Anmut und Bewegung ausstrahlt, dass sie sogar im Stillstand aussieht, als würde sie rasen."
Er redete von dem Auto auf dem Foto, das sie auf dem Speicher gesehen hatte. „Farbe?"
„Purpur. Irgendein blöder Name. Hab's vergessen."
„Plum Crazy", sagte sie und lächelte.
„Richtig", stimmte er zu und schaute sie scharf an.
„Noch die Originalfarbe?"
„Garantiert. Das Auto ist spitzenmäßig in Form ... kein einziger Kratzer oder was, fährt wie der Teufel und verliert keinen Tropfen Öl." Er starrte sie an. „Aber wie kommt's, dass Sie von Roans Baby noch nichts gehört haben?"
Sie zuckte die Schultern, senkte halb die Lider und versuchte ihre Begeisterung zu zügeln. „Es hat sich nicht ergeben."
„Das kommt schon noch, warten Sie's nur ab."
Sie legte den Kopf auf die Seite. „Das klingt, als hätten Sie mehr als nur ein flüchtiges Interesse."
„Es färbt eben ab, wenn man hinter drei Cousins her- dackelt, die alle Autonarren sind. Das ist natürlich schon Jahre her. Jetzt, bei der vielen Arbeit und wo fast alle Familie haben, hat keiner mehr die Zeit dafür. Ich jedenfalls bin auf Boote umgestiegen, na ja, Boote und Landschaftsfotografie."
„Dann sind Boote Ihre derzeitige Leidenschaft?"
Uber sein Gesicht huschte ein Grinsen. „Sozusagen. Roan hat einen superschnellen Flitzer mit einem 150 PS-Motor, den ich ihm unbedingt aus dem Kreuz leiern will. Aber er will nicht so recht... dabei steht das Ding bloß bei ihm rum, weil er nicht mehr Zeit dafür hat als zum Angeln. Ist auch so eine Art Klassiker, allerdings so frisiert, dass alle anderen Boote auf dem See ziemlich alt dagegen aussehen. Er hat es sich gekauft, nachdem er gegen Luke und Kane ein Rennen verloren hat und ihnen dafür am nächsten Tag im Adamskostüm das Frühstück servieren musste."
Sie starrte Clay an. „Sie meinen ... nackt?"
„Bei der Vorstellung wird Ihnen ganz schwindlig, was?"
Lieber nicht dran denken. „Und darum hat er sich dann dieses superschnelle Boot gekauft, weil er das nächste Rennen unbedingt
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