Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
einlegte. Sekunden später waren die beiden Männer fort.
So viel zu ihrem tollen Einfall, alle mit ihren Kochkünsten zu beeindrucken. Tory wandte sich um und ging in die Küche zurück. Roan konnte später essen, aber das war nicht dasselbe, nichts würde so frisch und gut sein wie im Moment. Dabei hatte sie sich so viel Mühe gegeben und zum Dessert sogar noch eine besondere Creme Brülee gezaubert. Aber natürlich war ein ruiniertes Essen nichts im Vergleich zu dem Versuch, bei einem schweren Verkehrsunfall Menschenleben zu retten. Dennoch war sie enttäuscht. Sie hatte sich wirklich gewünscht, ihre Nützlichkeit unter Beweis stellen zu können.
Tory überlegte erneut, ob sie Roan nicht von Harrell erzählen sollte, ob sie nicht ihre Karten auf den Tisch legen sollte. Das wäre doch bestimmt der Weg, den die Benedicts wählen würden, oder? Alles völlig offen, so dass jeder ganz genau sehen konnte, was vor sich ging und wer wo stand. Es war möglicherweise der beste Weg.
Sie wagte es nicht. Sie hatte zu viel zu verlieren. Davon abgesehen würde es unerträglich sein, die Verachtung auf Roans Gesicht zu sehen, wenn er herausfand, dass sie ihn nach Strich und Faden angelogen hatte.
Seit wann war ihr das, was er über sie dachte, so wichtig? Warum war es ihr überhaupt wichtig?
Es war nicht wichtig, nicht wirklich. Natürlich nicht.
Mit einem schnellen Kopf schütteln ging sie zum Tresen, wo sie für sich und Jake je einen Teller mit Fleischpie zurechtmachte. Roans Sohn, der immer noch grollte, weil man ihn nicht mitgenommen hatte, verzog sich mit seinem Teller ins Wohnzimmer. Tory ging zum Küchentisch, schenkte sich ein Glas Merlot ein und nahm einen Salat aus dem Kühlschrank. Dann setzte sie sich hin, um zu essen. Allein.
Tory wurde an einem strahlenden Samstagmorgen von einem lauten Röhren geweckt. Es klang, als ob jemand vor dem Haus in der Auffahrt an einem starken Motor herumspielte, mächtig Gas gab und den Motor dann wieder drosselte, um dem Geräusch nachzulauschen. Sie warf ihr Laken zurück, glitt aus dem Bett und griff nach Shorts und T-Shirt.
Roans Super Bird stand in der Auffahrt. Er war ein Prachtstück, elegant und schnittig und so auf Hochglanz poliert, dass sein purpurroter Lack mit dem irisierenden Glanz einer Santa Rosa-Pflaume in der Sonne blinkte. Dass er noch genauso perfekt aussah wie an dem Tag, an dem er vom Fließband gerollt war, war der liebevollen Pflege zu danken, die ihm sein Besitzer im Laufe seines Lebens hatte angedeihen lassen.
Torys Schritte knirschten auf dem Kies, als sie um das Auto herum nach vorn ging, wo Roan mit dem Kopf unter der Motorhaube stand. Als er sie hörte, richtete er sich auf und drehte sich zu ihr um.
Woanders hätte sie ihn womöglich nicht erkannt. Er wirkte völlig verändert, jünger und unbeschwerter, in seiner Jeans, die so ausgewaschen war, dass sie an manchen Stellen fast weiß war, einem T-Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln und Badelatschen an den Füßen. Seine noch feuchten Haare waren verwuschelt und nicht wie sonst ordentlich gekämmt, ganz so, als ob er sich nach dem Duschen nur flüchtig mit den Fingern durchgefahren wäre. Ein feiner Schweißfilm auf seinen muskulösen Armen lenkte die Aufmerksamkeit auf ihre geschmeidige Kraft.
Tory hatte nie gesehen, dass er Sport trieb, was bedeutete, dass seine Konstitution weitgehend angeboren sein musste. Gehörig beeindruckt, gestattete sie ihrem Blick, an seinen langen, ebenfalls muskulösen Beinen nach oben zu wandern, über seine schmalen Hüften und den flachen Bauch hin zu seinem breiten Brustkorb.
„Morgen", sagte er gedehnt, wobei er fragend eine Augenbraue hochzog.
Als ihr klar wurde, dass sie ihn fast mit Blicken verschlungen und er sie dabei ertappt hatte, konnte sie spüren, wie ihr die Röte bis unter den Haaransatz kroch. Um die peinliche Situation zu überspielen, trat sie schnell neben ihn und warf einen Blick in den Motorraum. Sofort war ihre Verlegenheit vergessen.
„Ein 426er Hemi", sagte sie und stieß in Gedanken einen anerkennenden Pfiff aus. „Ich wette, sie kann fliegen."
Seine Antwort ließ so lange auf sich warten, dass sie aufschaute und seinen Blick suchte. Er musterte sie mit einem amüsierten Gesichtsausdruck. Als er ihrem Blick begegnete, blinzelte er, dann nickte er und sagte: „Ich hatte ihn auf der Rennstrecke schon über dem Tacholimit, mehr als zweihundert Meilen pro Stunde. Bei den NASCAR-Rennen fährt man auch Super Birds, obwohl die
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