Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
wenn wir in diesem Haus ohne Gitterstäbe und Zeugen allein sind?"
Roan zog eine Augenbraue hoch. „Lassen Sie mich raten. Diesmal Mae West, ganz und gar weltverdrossen und schwül?"
„Lauren Bacall", sagte sie, verärgert darüber, dass er ihr Spiel durchschaut hatte. „Nicht dass es von Bedeutung wäre."
„Richtig. Was halten Sie von der Idee, dass ich pfeife, wenn ich Sie brauche? Es ist ein Gedanke, aber nichts, was Ihnen schlaflose Nächte bereiten dürfte. Erstens wäre es kein gutes Vorbild für meinen Sohn Jake. Und zweitens funktioniere ich nicht so. Niemand auf Dog Trot wird Sie in irgendeiner Weise belästigen. Und ich schon gar nicht.
„Und das soll ich Ihnen glauben." Die Verärgerung in ihrer Stimme wurde von Neugier überlagert.
„Sie haben mein Wort."
Und das meint er auch genau so, dachte sie. Das Versprechen schwang in seiner tiefen Stimme mit und zeigte sich in der unerschütterlichen Eindringlichkeit seines Blicks. Das Seltsame war, dass sie ihm tatsächlich glaubte. Obwohl sie sorgfältig darauf achtete, es sich nicht anmerken zu lassen.
Bei näherem Hinsehen hatte die Vorstellung, irgendwo in der tiefsten Provinz zu sitzen, durchaus einen gewissen Reiz. Roan Benedict würde ein sicherer und extrem praktischer Schutzschild gegen Zits und Big Ears sein oder sogar gegen Harreil. In einer weniger reglementierten Umgebung wie einem Privathaushalt würde sie wesentlich mehr Bewegungsfreiheit haben, mehr Gelegenheit, bestimmte Vorkehrungen zu treffen, um zu verschwinden, wenn es an der Zeit war. Doch fürs Erste war es wohl am besten, den Sheriff nicht merken zu lassen, dass sie durchaus geneigt war, sich mit der Situation anzufreunden, weil er sonst wahrscheinlich gleich misstrauisch werden würde.
„Die Sache schmeckt mir trotzdem nicht", wandte sie schließlich ein.
Roan Benedict schaute sie ruhig an. „Sie befinden sich im Gewahrsam der Polizei von Tunica Parish. Was Ihnen schmeckt oder nicht, spielt keine Rolle."
„Und wenn ich mich beschwere?"
Sein leises Auflachen klang aufrichtig belustigt. „Nur zu, vorausgesetzt, Sie finden heraus, an wen Sie Ihre Beschwerde richten können."
„Sie haben sich alles genau überlegt, stimmt's?" Sie starrte ihn mit gespielter Frustration an.
„Kann sein", stimmte er lakonisch zu. „Packen Sie Ihre Sachen zusammen. In einer Stunde fahren wir."
Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern wandte sich um und verließ mit weit ausholenden Schritten, in denen die geschmeidige Grazie des Sportlers lag, das Zimmer. Er drehte sich nicht um.
Tory starrte auf seine breiten Schultern und die schmalen Hüften, bis sich die Tür hinter ihm schloss. Es würde dem Mann nie in den Sinn kommen, dass sie irgendetwas anderes tun könnte als genau das, was er befahl. Und er hatte Recht. Im Augenblick jedenfalls.
Sie schob sich im Bett hoch und stützte sich auf ihren nicht verletzten Ellbogen, während sie auf den Klingelknopf drückte. Einen Moment später öffnete sich die Tür, und der Hilfssheriff Cal Riggs steckte den Kopf durch den Spalt. „Falls Sie Johnnie brauchen, wird es einen Moment dauern. Sie ist mit den anderen Schwestern unterwegs, um bei einem Notfall zu helfen. Sobald sie zurückkommt, sage ich ihr Bescheid."
Sie bedankte sich mit einem Lächeln. Zuerst hatten sie die Männer, die vor ihrer Tür postiert waren, genervt. Aber seit dem Entführungsversuch war sie in gewisser Weise sogar dankbar für ihre Anwesenheit. Cal und Allen, die beiden, die am häufigsten bei ihr reinschauten, waren seitdem sogar ziemlich freundlich. Sie riefen eine Schwester, wenn sie eine brauchte, versorgten sie mit Kaffee, Saft oder Limonade und borgten ihr sogar ihre Zeitungen. Wahrscheinlich rührte ihre Hilfsbereitschaft zum Teil daher, weil sie sich tödlich langweilten, aber der Rest war vielleicht Kleinstadtfreundlichkeit. Auf jeden Fall konnte sie sich so ein Umgehen der Bestimmungen in einer Großstadt nicht vorstellen.
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" erkundigte sich Cal, als er ein bisschen später ins Zimmer kam.
„Eigentlich nicht. Ich habe ja so gut wie nichts zu packen." Tory machte eine vage Handbewegung in Richtung der paar
Toilettenartikel, die ihr das Krankenhaus zur Verfügung gestellt hatte, und der Hausschuhe, die ihr der Sheriff im örtlichen Discountladen besorgt hatte. „Aber Sie können mir sagen, ob Sheriff Benedict das Recht hat, mich woanders als im Gefängnis festzuhalten."
Der Hilfssheriff stutzte einen Moment und zog
Weitere Kostenlose Bücher