Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
hatte.
„Gut, Sie zu treffen, Sheriff", sagte Darkwater mit einem bemühten Lächeln. „Wir müssen uns unterhalten."
„Hat das nicht noch einen Augenblick Zeit?" Der Drang, bei seiner Gefangenen vorbeizuschauen, hatte ihm keine Ruhe gelassen, seit er von zu Hause weggefahren war. Jetzt war er so stark, dass Roan schon fast geneigt war, dem Direktor zu sagen, dass er ihn später in seinem Büro aufsuchen würde.
„Ich glaube nicht. Sie müssen diese Frau hier rausschaffen." Er deutete mit dem gereckten Daumen auf Donnas Tür.
Roan hakte seine Daumen in seine Gürtelschlaufen. „Ihr Gesundheitszustand dürfte eine Entlassung wohl kaum rechtfertigen."
„Das weiß ich, aber ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar, wenn Sie sie nach Baton Rouge oder New Orleans brächten. Das hier ist ein kleines Gemeindekrankenhaus. Wir sind für diese Art Fälle nicht ausgestattet."
Damit wollte der Klinikdirektor sagen, dass sie hier keine eigene Abteilung mit Gittern und Schlössern hatten. „Mir ist klar, dass es Beschwerden geben wird, aber ..."
„Sie haben ja keine Ahnung! Man hat mich aus dem Bett geholt, damit ich sie beantworte. Ich habe so viele Anrufe bekommen, dass ich mein Telefon abgestellt habe." Der Mann zog vor Aufregung hörbar durch die Nase den Atem ein. „Das Krankenhaus bewegt sich immer noch dicht am Rand der roten Zahlen. Wenn wir wegen dieser Sache Patienten verlieren, weil sie Angst haben, dass sie in ihren teuren verstellbaren Betten überfallen werden könnten, werden wir schneller pleite sein, als wir schauen können. Und dann können wir dichtmachen."
Roan konnte nicht viel Mitgefühl aufbringen, vor allem deshalb, weil sein eigenes Telefon auch unter normalen Umständen ständig klingelte. Davon abgesehen, verfolgte der Klinikdirektor eigennützige Ziele. Er hatte den Posten seit kaum einem Jahr inne, hatte es jedoch bereits geschafft, das Krankenhaus aus den roten Zahlen herauszubringen und die Belegungsrate drastisch zu erhöhen. Man erzählte sich, dass er entschlossen war, in Turn-Coupe Wunder zu bewirken, allerdings nicht, weil er sich um die Gemeinde sorgte und sicherstellen wollte, dass ihr das Krankenhaus erhalten blieb, sondern nur, um sich zu profilieren, damit er sich anschließend irgendwo anders einen lukrativeren Job unter den Nagel reißen konnte.
Roan hatte Mühe, höflich zu bleiben, als er jetzt sagte: „Ich kann sie nicht ohne Grund in ein anderes Krankenhaus verlegen, das wissen Sie. Wenn jemand vom Personal oder ein anderer Patient verletzt oder bedroht worden wäre, wäre das etwas anderes, aber das ist nicht der Fall. Wir haben alle nur einen kleinen Schreck bekommen."
Der andere hielt seinem Blick für einen langen Moment herausfordernd stand. Aber dann schien ihm irgendetwas zu sagen, dass er mit seinem Ansinnen auf Granit beißen würde. Seine Lippen wurden wieder schmal. „Können Sie nicht wenigstens am Eingang noch einen Mann postieren?"
Roan neigte zustimmend den Kopf. „Das werde ich, obwohl ich nicht glaube, dass es heute Nacht noch weitere Probleme geben wird."
„Hoffen wir das Beste", gab der Klinikchef zurück, wobei er sichtbar erschauerte. Als Roan sich abwenden wollte, ergriff der Mann seinen Arm. „Da ist noch der Glasschaden am Eingang zur Notaufnahme. Ich kann beim besten Willen nicht einsehen, warum das Krankenhaus dafür aufkommen sollte."
„Schicken Sie mir die Rechnung."
Roan schüttelte die Hand des Mannes ab, dann wandte er sich zum Gehen. Obwohl er sich sicher war, dass die Versicherung für den Schaden aufkommen würde, lohnte es in seinen Augen den Aufwand nicht. Er würde in seinem Budget schon irgendeinen Posten dafür finden. Falls nicht, würde er es eben aus seiner eigenen Tasche bezahlen.
Er klopfte kurz an die Tür zu Donnas Zimmer, dann trat er ein. Als er sie bleich und still mit geschlossenen Augen, das Haar wie einen Fächer ausgebreitet, in den Kissen liegen sah, blieb er abrupt stehen. Die Tür fiel mit einem leisen Klicken hinter ihm ins Schloss.
Als Tory das Geräusch hörte, schrak sie zusammen und wandte langsam den Kopf. Sie schaute einen Moment auf den Stern an seiner Brust, dann wanderte ihr Blick, der sich wie ein Laserstrahl durch seine Kleidung zu brennen schien, nach oben zu seinem Gesicht. Und heftete sich gleich darauf an den Stetson, den er beim Eintreten nicht abgenommen hatte. Um ihren weichen Mund zuckte ein schlaftrunkenes Lächeln, das einen Moment später einem fragenden Ausdruck wich.
„Wo
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