Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
sind Sie gewesen, Cowboy? Sie haben mich allein gelassen, und jetzt schauen Sie, was passiert ist."
Er war ein Narr. Er musste ein Narr sein, weil er sich plötzlich so fühlte, als säße er hoch zu Pferd im Sattel, bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen.
Und noch während Roan die Frau anschaute, der die Augen schon wieder zugefallen waren, wusste er, was er mit Donna X tun würde.
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4. KAPITEL
„Lieber gehe ich ins Gefängnis!"
Die trotzigen Worte hingen in der Luft. Tory versuchte in dem verschlossenen Gesicht des Sheriffs zu lesen, aber er ließ durch nichts erkennen, dass ihre Worte auch nur den geringsten Eindruck auf ihn gemacht hatten. Tatsächlich schaute er nicht einmal auf, als er antwortete.
„Diese Wahl haben Sie nicht."
„Sie können mich nicht einfach mit zu sich nach Hause nehmen", protestierte sie impulsiv. Sie hatte Sheriff Roan Benedict seit dem Entführungsversuch vor zwei Nächten nicht mehr gesehen. Seine Ankündigung, dass sie aus dem Krankenhaus verlegt und unter Hausarrest gestellt werden sollte - in seinem Haus -, hatte sie atemlos und verwirrt zurückgelassen.
„Ich kann. Hier entscheide ich."
„Das ist barbarisch!"
„Finden Sie?" fragte er mit einem spöttischen Lächeln.
„Das kann nicht legal sein. Ich meine, Sie können es Hausarrest nennen, wenn Sie wollen, aber..."
„Genau das wird es sein, nicht mehr und nicht weniger", gab er zurück. „Wenn Sie bezweifeln, dass es vom Gesetz her gedeckt ist, rufen Sie einen Anwalt an. Aber sorgen Sie dafür, dass Sie ihm einen vollen rechtsgültigen Namen nennen und erklären können, wie Sie die Rechnung bezahlen wollen."
Darauf hatte sie keine Antwort, zumindest nicht, solange sie bei ihrer derzeitigen Strategie blieb. Einen Moment lang fragte sich Tory, ob der Sheriff womöglich wusste, dass sie ihm etwas vormachte, und ob er sie mit seinem Vorhaben zwingen wollte, ihr Versteckspiel aufzugeben. Aber warum sollte das so sein? Soweit sie es wusste, hatte sie ihm keinen Anlass gegeben, dass er denken könnte, ihre Amnesie wäre nur vorgetäuscht.
Vom vielen Nachdenken bekam sie wieder Kopfschmerzen. Nach dem Besuch von Zits und Big Ears hatte sie das starke Schmerzmittel, das man ihr intravenös zuführte, abgelehnt und sich stattdessen für eine gelegentliche Tablette entschieden. Und das war gut gewesen. Bis jetzt.
„Ich glaube nicht, dass es mir schon gut genug gut geht, um das Krankenhaus verlassen zu können", sagte sie in einem gequälten Tonfall, der nicht ganz gespielt war.
„Doc Watkins sagt etwas anderes. Ihm zufolge ist Ihre Wunde gut verheilt, und Sie können bereits aufstehen und herumlaufen. Davon abgesehen, drängt die Klinikleitung darauf, dass Sie das Krankenhaus schnellstmöglich verlassen. Ich konnte gerade noch erreichen, dass Sie so lange bleiben können."
Dasselbe hatte sie bereits von Stationsschwester Johnnie gehört. „Ich nehme an, Sie nehmen alle Ihre verletzten Gefangenen als Pensionsgäste bei sich auf?" fragte sie spöttisch.
„Niemals. Aber bestimmt werden Sie die Unterbringung in Dog Trot wesentlich komfortabler finden."
„Dog Trot?"
„Mein Haus."
Es klang ganz nach einem baufälligen Schuppen im tiefsten Wald. Ihr schoss das Bild von einer Blockhütte mit bellenden Jagdhunden und Außenklo wie aus irgendeinem Hillbilly-Film durch den Kopf. Mit vor Ironie triefender Stimme sagte sie: „Ich bin mir sicher, dass es ... hübsch ist."
„Auch wenn es nicht das Ritz ist, ist es doch immer noch wesentlich besser als Knast. Das Stadtgefängnis liegt im obersten Stockwerk des Gerichts und wurde Ende des neunzehnten Jahrhunderts erbaut, also vor der Erfindung solcher Annehmlichkeiten wie Heizung und Klimaanlage. Wir haben zwei Zellen mit je vier Betten. Derzeit sind fünf Leute in Haft, ausschließlich Männer. Ich könnte sie zwar alle fünf zusammenlegen, aber die Zellen liegen nebeneinander und sind nur durch Gitterstäbe getrennt. Und die Hygieneeinrichtungen sind aus Sicherheitsgründen einsehbar."
„Sie meinen, da kann man sehen, wie ..."
„Alles. Immer. Genau."
„Du lieber Gott!"
„Und sie würden sie vierundzwanzig Stunden am Tag voll labern. Es dürfte ein Schnellkurs über die niederen Instinkte der Bestie Mann werden."
Diese Aussicht kostete sie einen Moment schweigend aus. Dann warf sie ihm einen Blick von der Seite zu und fragte mit einem heiseren zweideutigen Timbre in der Stimme: „Und was ist mit Ihren Instinkten? Wie wollen Sie sie zügeln,
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