Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
richtig?"
„Nicht viel."
Roan seufzte. Er nahm seinen Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, dann setzte er den Stetson wieder auf. „Es ist nur, weil sie so verdammt allein ist. Einerseits macht sie mich verrückt mit ihren Spielchen und ihrem arroganten Gerede und ihrem provozierenden Verhalten, aber andererseits muss ich mich auch schwer bremsen, um sie nicht wie ein Kind in den Arm zu nehmen und zu trösten. Irgendetwas ist los mit ihr, irgendwas, das sie nicht erzählt, und bis ich es herausgefunden habe, lasse ich sie nicht aus den Augen, weil ich mich für sie verantwortlich fühle. Alles andere ist nebensächlich."
„Oh, Himmel", sagte Kane mit einem langsamen Kopfschütteln. „So sieht’s also aus. Dich hat's erwischt. Dich hat's total erwischt."
„Wovon redest du?"
„Wenn du es nicht weißt, werde ich den Teufel tun, es dir zu erklären. Mir wäre trotzdem wohler, du würdest sie ins Krankenhausgefängnis von Baton Rouge bringen. Aber ich sehe, dass das für dich nicht in Frage kommt."
Roan schüttelte den Kopf. „Das schaffe ich nicht, Kane. Ich muss tun, was ich für richtig halte, egal, was diese Stadt oder die Familie darüber denken."
„In Ordnung", sagte Kane und schlug ihm auf die Schulter.
„Aber du weißt, dass du uns jederzeit anrufen kannst, wenn du uns brauchst. Du musst das nicht im Alleingang machen."
„Ich weiß." Im selben Moment wurde Roan klar, wie wenig wahrscheinlich es war, dass er seine Cousins um Hilfe bitten würde. Er war zu lange allein gewesen, um an der Vorstellung Geschmack zu finden, dass sich die Familie in sein Leben oder seine Entscheidungen einmischen könnte.
Kane ging um den Wagen herum auf die Fahrerseite. Mit einem Fuß schon im Auto, schaute er sich noch einmal um. „Hast du in letzter Zeit mal was von deinem Dad gehört? Weißt du, wo er ist?"
Kanes Ton war so beiläufig, dass Roan fast die versteckte Absicht hinter der Frage überhört hätte. Doch selbst dann konnte er sich nicht ganz erklären, worauf Kane hinauswollte. „Dad? Soweit ich weiß immer noch in Vegas, zumindest, als ich das letzte Mal von ihm gehört habe. Du weißt ja, wie er ist, er ruft nur alle Jubeljahre mal an und schreibt auch nie, sondern taucht immer dann auf, wenn man am wenigsten mit ihm rechnet."
„Er hat da draußen nicht zufällig ein neues Hobby entdeckt, oder? Sie haben gestern im Fernsehen einen Bericht über spielsüchtige Senioren gebracht. Scheint so, dass sie mit Bingo anfangen, einfach so zum Zeitvertreib. Bis du plötzlich drauf- kommst, dass die ganze Erbschaft den Bach runter ist."
„Dad ist nicht so naiv."
„Freut mich zu hören."
„Ist es wegen dem Kasinodampfer?" fragte Roan, um die Sache etwas zu beschleunigen.
„Ich habe gehört, dass der Bürgermeister ein bisschen Dampf machen will, bevor die Opposition aufwacht."
„Scheint so."
„Ich habe nicht viel übrig für die Idee."
„Dito", stimmte Roan zu. Er missbilligte den Plan nicht aus moralischen Gründen, weil er der festen Überzeugung war, dass jeder Mensch mit seinem Geld tun konnte, was er wollte, und wenn jemand glaubte, es zum Fenster rausschmeißen zu müssen, so war das seine eigene Sache. Er hatte nur etwas dagegen, wenn Leute versuchten, sich einen unerlaubten Vorteil zu verschaffen. Außerdem fragte er sich besorgt, wer wohl hinter dem geplanten Geschäft stecken mochte, weil es einen negativen Einfluss auf die kriminellen Aktivitäten haben könnte, die mit dem legalen Glücksspiel einhergingen. Turn-Coupe war eine anständige Gemeinde, in der es immer noch möglich war, Kinder in gesunder und angemessener Weise großzuziehen, mit weniger als den durchschnittlichen Problemen, die von Alkohol- und Drogenmissbrauch und Bandenkriegen herrührten. Und er wollte, dass das auch in Zukunft so blieb.
Kane nickte. „Ich war gestern mit dem Staatsanwalt von Natchez essen. Die Kriminalitätsrate dort ist sprunghaft angestiegen, seit Kasinos erlaubt sind, und die meisten Delikte sind Raubüberfälle."
„Der Stadtrat hat das Thema in ein paar Tagen auf der Tagesordnung. Ich könnte gut ein bisschen Unterstützung von den Rechtsvertretern der Stadt brauchen."
„Melville und ich stehen hinter dir. Ich will sehen, was ich bei dem Rest erreichen kann."
Melville war Kanes Teilhaber in der Kanzlei, und sein Cousin hatte in Juristenkreisen großen Einfluss. „Um mehr kann ich nicht bitten."
„Das brauchst du auch nicht." Kane setzte sich hinters Steuer, dann schlug
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