Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
Sein sandfarbenes Haar war kinnlang, und seine Augen waren eher braun als grau. Als sein Vater ihm die Rechte auf die Schulter legte, schaute er ihn an und machte keinen Versuch auszuweichen.
„Mein Sohn Jake, Donna."
„Hallo", sagte Tory, ihre Hand ausstreckend. Der Junge musterte Tory kurz, während er ihre Hand nahm, sagte jedoch nichts. Er hielt ihre Finger kaum eine Sekunde, ließ sie dann sofort wieder los und schob die Hände in seine Hosentaschen.
Sie versuchte es mit einem Lächeln. „Tut mir Leid, wenn ich durch meine Anwesenheit hier störe. Ich werde versuchen, mich so ruhig wie möglich zu verhalten."
Sein Blick schweifte wieder ab, ob aus Schüchternheit oder aus Unbehagen darüber, dass sie über dem Krankenhausnachthemd nur einen dünnen Morgenrock trug, wusste sie nicht. Schließlich sagte er: „Ist schon okay. Es war schließlich Dads Idee." ·
„Trotzdem."
Jake nickte, dann schaute er seinen Dad an. „Was ist jetzt mit Kane? Kommst du runter, oder soll ich ihm sagen, dass er raufkommen soll?"
„Ich komme." Roan schaute auf seine Uhr. „Ich muss sowieso im Büro vorbeischauen, und Donna muss sich ausruhen."
Damit verschwanden sie. Tory lag da und schaute auf das Licht hinter den Spitzenvorhängen, wobei sie beobachtete, wie sich der leichte Stoff im Luftzug der Klimaanlage bauschte, und dem schwachen Pfeifen lauschte, mit dem die Luft aus den Bodenventilen entwich. Es war im Vergleich zum Krankenhaus so still, so friedlich und so komfortabel. Sie konnte fast spüren, wie ihre Nerven sich beruhigten und wie sie in eine durch Medikamente ausgelöste Zufriedenheit trieb, die so allumfassend war, dass sie das Gefühl hatte, sie könnte für immer schlafen. Sie fühlte sich in absoluter Sicherheit. Wie kam es, dass allein Roan ihr dieses Gefühl gab? Warum?
Kane wartete am Fuß der Außentreppe auf Roan. Er lehnte an dem letzten Pfosten des schmiedeeisernen Geländers im Schatten der großen alten Eiche, die bereits in ihrer Kindheit da gewesen war, als -sie noch Räuber und Gendarm gespielt hatten. Es war eine gute Art gewesen, sich an langen Sommertagen die Zeit zu vertreiben.
Beau, der Kane schwanzwedelnd um die Beine strich, ließ ihn ohne sichtbare Verlegenheit stehen, sobald Roan am Fuß der Treppe angelangt war. Er tätschelte den Bluthund kurz, bevor er die ausgestreckte Hand seines Cousins nahm. Sie begrüßten sich und versuchten gleichzeitig die Lage einzuschätzen, und das alles in einer Zeitspanne weniger Sekunden.
„Und wie geht's?" machte Roan schließlich in seiner Eigenschaft als Gastgeber den Anfang.
„Gut, gut."
„Und Regina?"
„Noch besser." Kane grinste, seine blauen Augen leuchten. „Sie wird mit jedem Tag runder und ungeduldiger. Und schiebt mir die ganze Schuld an der Sache in die Schuhe."
Kane hat sich verändert, dachte Roan. Seine Schultern wirkten so entspannt, wie sie vor der Heirat mit Regina nie gewirkt hatten, und sein Lächeln blitzte schneller und häufiger auf. Er wirkte fast so sorglos wie in ihren Jugendtagen, als die ganze Benedict-Gang noch Bootsrennen veranstaltet, Baseball gespielt, an Autos herumgebastelt und um ein lichterloh brennendes Lagerfeuer am See gesessen hatte, wo sie sich alle Geheimnisse erzählt und halbrohen Fisch geteilt hatten. Roan hatte keinen Zweifel daran, was die Veränderung bewirkt hatte. Kane war ein glücklicher Mann, und seine Regina erwartete ihr erstes Kind.
„Und du versuchst nicht, deine Schuld zu leugnen?" fragte Roan mit gespieltem Ernst.
„Gott, nein", erwiderte Kane nachdrücklich. „Es ist alles meine Schuld, auch wenn ich Hilfe hatte."
„Solange du das nicht vergisst, wird es dir gut gehen."
„Das hat man mir schon gesagt."
„Wer? Tante Vivian und Miss Elise?" Roans Erfahrung nach waren es immer die älteren Frauen, die die besten Ratschläge gaben.
„Und Granny Mae. Ja, und sogar April, ob du es glaubst oder nicht, obwohl sie alles, was mit Schwangerschaft zu tun hat, höchstens von Katzen kennt."
Roan hob fragend eine Augenbraue. „Glaubst du, Luke und sie versuchen es?"
„Ich habe nicht gefragt und werde es auch ganz bestimmt nicht tun, weil ich nämlich die Geburt meines Kindes noch miterleben will", erklärte Kane mit einem Grinsen. „Aber schließlich werden wir alle nicht jünger."
Roan antwortete mit dem Brummen, das ein derartiger Scherz verdiente. Es wurde für einen Moment still, dann lud Roan seinen Cousin zu einer Tasse Kaffee ein. Kane lehnte mit der Begründung ab,
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