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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf denen das karge Angebot - ein paar Gewürze, vertrocknetes Gemüse, etwas Reis und handgewebte Stoffe - feilgeboten wurde. Stände, die durch Stoffbahnen geschützt wurden, die den Wind abhielten. Der Fremde würde die meisten Männer um gut einen Kopf überragen, was ihn selbst dann verdächtig gemacht hätte, wären da nicht seine westliche Kleidung, das Fehlen einer Kopfbedeckung und das glatt rasierte Gesicht gewesen. Er wäre selbst dann nicht zu übersehen, wenn er sich einfach nur gegen eine Wand lehnte und die Frauen in ihren Burqas beobachtete und nach ihr Ausschau hielt. Man würde ihn anstarren und leise über ihn reden, vielleicht würde ihn sogar die Polizei behelligen.
    Chloe vermutete, dass er wohl - des Wartens leid - nach längstens einer oder eineinhalb Stunden zunächst in sein Hotel und dann in die Staaten zurückkehren würde. Sie gab ihm eine Stunde, kaum mehr. Nach der Erfahrung, die sie gemacht hatte, besaßen Männer keine Geduld, wenn es darum ging, auf eine Frau zu warten.
    Sie hatte sich richtig entschieden, sich nicht mit ihm zu treffen. Es war dumm gewesen, überhaupt einen Gedanken daran zu verschwenden. Und doch lastete das Bedauern, nicht hingegangen zu sein, mit jeder verstreichenden Minute schwerer auf ihr.
    Den frühen Morgen verbrachte sie damit, im Haus aufzuräumen und sauber zu machen und sich mit der kleinen Anashita zu beschäftigen, die zwar jammerte, sich aber von ihrem Fieber spürbar erholt hatte. Als die Sonne höher am Himmel stand, nahm Chloe ihre Bücher, den Stundenplan und die sorgfältig gehorteten Bleistiftstümpfe und das Schmierpapier, um alles in eine Stofftasche zu stecken. Die hängte sie sich um; erst dann zog sie ihre blaue Burqa an.
    Ahmad hatte wie so oft bereits bei Tagesanbruch das Haus verlassen, um in Kashi für die Taliban zu arbeiten. Treenas Ehemann Ismael war ein ruhiger junger Mann mit den Augen eines Dichters und den schlanken, stets rußigen Händen eines Silberschmieds, der unübersehbar hinkte. Er würde ebenfalls bald aufbrechen, um in das Geschäft zu gehen, in dem er und sein Bruder Schmuck und andere Gegenstände herstellten. Es war ein Handwerk, das von Generation zu Generation weitergegeben worden war. Zuvor musste er sich um die Einkäufe für die Familie kümmern. Treena und Chloe würden ihn begleiten. Seine Frau musste ihm Ratschläge für die Zutaten geben, die für das besondere Abendessen bestimmt waren, das von Ahmad angesetzt worden war, weil er Besuch erwartete. Chloe würden sie auf dem Weg dorthin an dem Haus absetzen, in dem der heimliche Unterricht für die Mädchen gegenwärtig abgehalten wurde.
    Ismael wusste sehr wohl, was sie dort machte. Er war ein außergewöhnlicher, sanftmütiger Mann. Eine durch einen Fahrradunfall verursachte Infektion hatte ihn den halben Fuß gekostet. Manchmal war er froh darüber, dass er hinkte, weil er so für den Dienst in der Taliban-Miliz untauglich war. Auch wenn er das im Scherz sagte, war Chloe sicher, dass es nicht wirklich so witzig gemeint war. Er vertrat nicht die strengen islamistischen Ansichten, die Ahmad so viel bedeuteten, und ihn störte es zutiefst, dass die wenigen Annehmlichkeiten der Zivilisation in seinem Land vernachlässigt und sogar zerstört wurden. Die Politik der gegenwärtigen Regierung, die dem Land im Zuge der Situation in Afghanistan Handelsembargos eingebracht hatte, war ihm verhasst, doch er verabscheute auch die Sanktionen des Westens, durch die der Zivilbevölkerung Lebensmittel und Medikamente vorenthalten wurden.
    Dass Ismael den Verboten, die den Frauen in jeder Hinsicht gemacht wurden, so ablehnend gegenüberstand, war vor allem den Erfahrungen seiner Mutter zuzuschreiben, die noch keine fünfzig Jahre alt war. Sie hatte unter dem vorangegangenen Regime ein Exportunternehmen geleitet, das ihr von ihrem Vater vererbt worden war. Sie war schick und weltbürgerlich und häufig auf Geschäftsreisen nach Europa und in die Vereinigten Staaten unterwegs gewesen. Dann hatten die Taliban ihr das Geschäft abgenommen und es dem jüngeren Bruder ihres Vaters übertragen. Daraufhin war sie in tiefe Depressionen verfallen, denen eine Abhängigkeit von den Medikamenten folgte, die sie dagegen einnehmen musste. Erst ihre heimliche Mitarbeit bei RAWA hatte sie nach ihrer eigenen Aussage davor bewahrt, wahnsinnig zu werden. Durch sie wurden auch Treena und Chloe für die Organisation gewonnen. Ismael war noch nie offen für die Arbeit von RAWA eingetreten, doch er

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