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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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daran gedacht, ins nächste Flugzeug zu steigen und mich in Ruhe zu lassen?"
    „Das geht nicht", sagte er und schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Ich kann hier erst abreisen, wenn wir beide uns unterhalten haben."
    Sie betrachtete ihn im schwächer werdenden Tageslicht, sah die dichten dunklen Augenbrauen, die statuenhaften Züge und den wie gemeißelt wirkenden Mund, der ihm ein entschlossenes Aussehen verlieh. Es war ein ausdrucksstarkes Gesicht, sogar wenn es entspannt war. Das Funkeln in seinen nussbraunen Augen verstärkte diesen Eindruck zusätzlich. „Kenne ich Sie? Habe ich Sie damals in den Staaten gekannt?" fragte sie schließlich.
    „Nein, aber ich kenne Sie seit langer Zeit, wenn auch indirekt."
    „Und deshalb stellen Sie mir nach?" Unterbewusst genoss Chloe, dass sie ihre Muttersprache wieder so sprechen konnte, wie sie es von früher gewohnt war. Sie übte zwar auch mit einigen ihrer Freundinnen Englisch, doch die langsame betonte Sprechweise entsprach dem Schulbuch-Englisch, in das sie selbst ebenfalls verfallen war, damit die anderen sie besser verstanden.
    „Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass Ihr Vater mich geschickt hat. Wenn Sie es gern dramatisch haben, kann ich auch sagen, dass es sein letzter Wunsch war, den er auf dem Sterbebett geäußert hat."
    „Ich will es weder dramatisch noch sonst ..." Sie stockte, dann fragte sie: „Sterbebett? Soll das etwa heißen ..." Ihre Kehle schnürte sich so zu, dass sie glaubte, nicht mehr atmen zu können, während tief in ihrem Inneren ein Zittern einsetzte, das sich auf den ganzen Körper ausweitete. Sie drückte den Unterarm gegen ihren Bauch und machte einen raschen Schritt auf die von der Sonne erwärmte Mauer zu, damit sie sich abstützen konnte.
    Er schwieg so lange, dass sie schon glaubte, er wollte gar nichts mehr sagen. Dann endlich fragte er: „Sie wussten nichts davon? Haben Sie in den letzten sechs Monaten keinen seiner Briefe erhalten? Er hat Ihnen geschrieben, dass er Krebs hat und nicht mehr lange leben wird."
    Sie schüttelte ruckartig den Kopf.
    „Dann darf ich annehmen, dass Sie von seinen Anwälten auch keine Nachricht erhalten haben."
    „Nichts", erwiderte sie mit gepresster Stimme. „Seit ich die Staaten verlassen habe, ist nicht ein einziger Brief von ihm bei mir angekommen."
    Er flüsterte einen Fluch. „Dann wundert es mich nicht mehr, dass Sie mich gestern angesehen haben, als wäre ich vom Himmel gefallen."
    „Ich dachte, mein Vater... ich war nicht sicher, ob er wusste, wo ich war."
    „Ihm war eine Adresse bekannt, aber auf keinen seiner Briefe hat er je eine Antwort erhalten", sagte der Amerikaner. „Ich habe es für ihn überprüft. Und die Briefe jüngeren Datums habe ich selbst abgeschickt."
    „Sie", erwiderte sie tonlos.
    „Auf seine Bitte hin."
    „Und Sie sind sicher, dass sie bis hierher gelangten, bis in dieses Haus?"
    „So sicher, wie man es in Anbetracht der gegenwärtigen Situation nur sein kann."
    Ahmad musste jeden an sie gerichteten Brief abgefangen haben, wurde Chloe klar, so wie er vor Jahren alle ihre Briefe verbrannt hatte. Der Zorn über diese Ungeheuerlichkeit jagte wie ein Gift durch ihren Körper. Sie ließ diesen Zorn zu, da sie sich ansonsten entwürdigt hätte, wenn sie vor diesem Amerikaner, der nicht zu ahnen schien, wie weh er ihr getan hatte, in Tränen ausgebrochen wäre.
    „Nun", sagte sie schließlich, hob das Kinn ein wenig an und richtete ihren Blick auf die Lichter, die durch das hohe Küchenfenster zu sehen waren. „Dann habe ich Ihnen auch etwas zu erzählen. Sie haben Ihren Auftrag erfüllt, Sie können gehen. Ich appelliere an Ihre Vernunft: Verlassen Sie bitte so schnell wie möglich den Garten, bevor Sie etwas machen, das meinen Tod bedeuten könnte."
    „Ich hoffe, ich bin sogar noch vernünftiger."
    „Ich auch, aber ich kann mich darauf nicht verlassen."
    „Ich habe Ihrem Dad versprochen, dass ich Sie aus diesem Land hole und in die USA bringe, wo Sie in Sicherheit sind", erwiderte er mit wohl überlegten Worten. „Und genau das habe ich auch vor."
    „Unmöglich."
    „Es ist alles vorbereitet. Sie müssen nur zusammenpacken, was Sie mitnehmen wollen, und mit mir mitkommen. Oder lassen Sie alles zurück und kommen Sie sofort mit."
    „Ich habe keinen Pass." Es war ein schwaches Gegenargument, wenn sie überlegte, was sie sonst alles hätte sagen können.
    „Sie hatten einen, als Sie herkamen. Er ist verlängert worden."
    „Man braucht Geld, um zu reisen, und

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