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Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Titel: Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Zeichenblöcke und Papier. Daneben standen in Keramikbechern Pinsel und Stifte, und unter dem Tisch entdeckte er mehrere weiße Plastikeimer. In der Luft hing ein Modergeruch, in den sich der Geruch nach Klebstoff, Fichtennadelöl, Terpentin und anderen ätzenden Chemikalien mischte.
    Ihm war nicht klar gewesen, wie heruntergekommen die alte Hütte war, und wie dringend sie renoviert werden musste. Sie war von seinem Großvater Anfang der fünfziger Jahre gebaut worden, und Denise’ Dad hatte sie irgendwann hergerichtet und der ganzen Familie zur Verfügung gestellt. Denise nutzte sie nur noch selten. Und er selbst kam seit dem Tod seines Bruders kaum mehr hierher.
    Jetzt fiel ihm wieder das seltsame Gefühl ein, das ihn beschlichen hatte, als er mit Janna und Lainey gesprochen hatte. Es war etwas, das er schon lange nicht mehr gespürt hatte, ein Gefühl, als ob zwischen ihnen eine unsichtbare Verbindung existierte, wie er sie bis dahin nur bei einem einzigen Menschen gespürt hatte: bei seinem Zwillingsbruder Matt. Und dieses Gefühl war fast beunruhigender als alles andere.
    Unvermittelt schaute er auf die gelben Deckenplatten über sich, während in seinem Kopf ganz langsam ein Bild Gestalt annahm und von Minute zu Minute klarer wurde.
    Das war es.
    Laineys Augen waren der Schlüssel. In ihre strahlend blauen, vor Wissbegier und Lachen glitzernden Augen zu schauen war, als ob er die Spiele seiner Kindheit noch einmal erlebte. Es war genau wie damals, als er und Matt sich in die Augen geschaut hatten und derjenige verloren hatte, der als Erster lachen musste.
    Es war, als ob er in einen Spiegel schaute.
    Nein, das konnte nicht sein. Clay atmete tief durch, hielt einen Moment die Luft an und atmete dann wieder aus. Nein, es war unmöglich.
    Er hatte keine Kinder, von denen er nichts wusste, denn er hatte sich nie so weit gehen lassen, kein Kondom zu benutzen. Immer hatte er aufgepasst, er wusste verdammt gut, dass er immer aufgepasst hatte. Davon abgesehen war er sich todsicher, dass er Laineys Mutter vorher noch nie gesehen hatte.
    Damit blieben aber immer noch ein paar andere Benedicts.
    Und doch war es nicht vorstellbar, dass Matt sich vor seiner Verantwortung gedrückt hatte. Wenn Janna von ihm schwanger gewesen wäre, wären heute Mutter und Tochter Mitglieder des Benedict-Clans, davon war Clay felsenfest überzeugt. Dasselbe galt für seine beiden anderen Brüder Adam und Wade. Sie hatten sich alle vier immer wieder anhören müssen, mit welch einer Niedertracht Frauen – wie ihre Mutter – Männer mit dem ältesten Trick der Welt in die Falle der Ehe lockten. Das hatte ihre Wachsamkeit Frauen gegenüber noch verstärkt. Nein, es musste etwas anderes sein.
    Es musste etwas anderes sein, aber was? Was war es tatsächlich?
    Zwei Wochen vor seinem Tod hatte Matt ihm von einer wundervollen Frau vorgeschwärmt. Er war regelrecht trunken gewesen vor Lust, wenn nicht gar vor Liebe, doch als Clay verlangt hatte, ihm die Frau seiner Träume vorzustellen, hatte Matt ihm ins Gesicht gelacht. Er würde sie erst nach Turn-Coupe bringen, wenn er ihr den Ring an den Finger gesteckt hatte, keine Sekunde früher. Weil er keine Lust habe, das Risiko einzugehen, dass Clay ihm die Frau am Ende noch wegschnappe, da ihr Geschmack bei Frauen einfach zu ähnlich sei, hatte er gesagt. Aber sobald er sich ihrer sicher sei, würde er sie mitbringen.
    Dreizehn Tage später war die Bohrinsel, auf der er gearbeitet hatte, bei einer Explosion in Flammen aufgegangen. Das Feuer hatte wochenlang gewütet. Sie hatten ihn nie wiedergesehen.
    Das war vor neun Jahren gewesen. Neun lange Jahre, in denen kein einziger Tag vergangen war, ohne dass Clay den Verlust nicht gespürt hätte. Es war, als ob man ihm einen Arm oder ein Bein amputiert hätte, irgendeinen Teil von ihm, der unersetzlich war und den er immer als so selbstverständlich betrachtet hatte, dass der Verlust nicht zu begreifen war und es fast unmöglich schien, ohne ihn weiterzuleben.
    War Janna die Frau, von der Matt ihm erzählt hatte? Konnte das, neben der emotionalen Nähe zu seinem Zwillingsbruder, der Grund dafür sein, dass er das Gefühl hatte, sie und ihre Tochter zu kennen? Lag dies auch nur entfernt im Bereich des Möglichen?
    Janna war in der Küche, er hörte sie dort mit Geschirr herumhantieren. Er dachte daran aufzustehen und zur Tür zu gehen, um sie zu beobachten oder erst einmal auszuprobieren, ob das Seil, das man ihm um die Taille gebunden hatte, überhaupt so

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