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Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Titel: Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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zusammenschnürte, als sie sich daran erinnerte, dass er sich in Lebensgefahr begeben hatte, um ihre Tochter zu retten.
    Lainey nickte verständig. „Und vorhin hat er gesagt, dass es ihm nichts ausmacht, wenn sie ihn piksen, solange ich seine Hand halte.“
    „Wirklich?“ Janna war zum Weinen zu Mute, obwohl sie nicht genau wusste, warum.
    „Ich habe Daddy zu ihm gesagt.“
    Janna kniff die Augen ganz fest zu. „Ich habe es gehört.“
    „Ich weiß, dass er nicht mein Daddy ist, aber ich hätte es gern.“
    „Das … das ist in Ordnung, Schätzchen. Ich bin sicher, dass er nichts dagegen hat.“
    „Nein, er hat gesagt, dass es ihm nichts ausmacht.“
    Janna wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Mehrere Minuten verstrichen. Als sie schon glaubte, Lainey wäre endlich eingeschlafen, erklang erneut ihre Stimme.
    „Mama?“
    „Ja, Liebes?“
    „Kranksein tut weh, aber ich will trotzdem nicht sterben.“
    „Nein, mein Schatz“, flüsterte Janna in ihr Haar, heftig an ihren Tränen schluckend, während sie ihre Tochter in den Armen wiegte. „Das will niemand von uns. Niemand.“
    Als Lainey schließlich eingeschlafen war, deckte Janna sie mit einem Laken zu, dann schlüpfte sie vorsichtig aus dem Bett und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer. Nichts rührte sich in dem Schlafzimmerflügel des weitläufigen Hauses. Sie wusste nicht, was Clay im Augenblick tat, ob er vielleicht gern etwas gegessen hätte oder ob ihm seine Schulter so zu schaffen machte, dass er beschlossen hatte, sich hinzulegen. Sie überlegte, ob sie selbst ins Bett gehen sollte, denn erschöpft genug war sie mit Sicherheit. Andererseits war sie noch viel zu aufgekratzt, um so früh schon schlafen zu gehen. In der Hoffnung, dass ihr ein kurzer Spaziergang in der Abendluft gut tun würde, ging sie durchs Wohnzimmer und schlüpfte durch die Hintertür hinaus.
    Einen Augenblick blieb sie auf der Hinterveranda stehen und suchte nach irgendeinem Anzeichen von Clay. Doch sie konnte in der Dämmerung nichts entdecken. Nachdem sie einen Moment so dagestanden hatte, ging sie die Treppe hinunter auf den See zu, der zwischen den Bäumen und dem großen Bootshaus glitzerte.
    Wenig später schaute sie vom Bootssteg aus übers Wasser, in dem sich das letzte rosarote Abendlicht spiegelte. Es hatte etwas Friedliches, aber in ihr war kein Friede. Fest schlang sie die Arme um sich, weil sie das unwirkliche Gefühl hatte, zu zerbrechen.
    Morgen oder übermorgen, sobald Lainey sich ganz erholt hatte, würde sie Grand Point und Turn-Coupe und den See mit seinen imposanten Zypressen, den Silberreihern und Alligatoren verlassen. Ebenso wie den guten alten Arty und Ringo. Und Clay. Sie würde ihre Tochter nehmen und zur Hütte fahren, ihre wenigen Habseligkeiten packen und wieder nach Hause zurückkehren, so wie sie es geplant hatte. Dort würden sie weitermachen und die gemeinsame Zeit, die ihnen noch vergönnt war, so gut wie möglich nutzen.
    Sie musste weggehen, weil Bleiben zu schmerzlich wäre und niemand sie außerdem dazu eingeladen hatte. Sicher, es tat noch mehr weh zu gehen, aber diesen Schmerz würde sie ignorieren, bis sie ihn nicht mehr spürte, auch wenn sie dann vielleicht schon eine sehr alte Dame in einem Altersheim war.
    Für die Zeit nach der illegalen Transplantation hatte sie keine Pläne gemacht; es war fast so, als ob sie geglaubt hätte, dass damit alle ihre Probleme gelöst wären. Jetzt musste sie vermutlich hart arbeiten, um die laufenden Behandlungskosten decken zu können. Und wenn sie sich in ihre Arbeit stürzte, könnte sie ja vielleicht vergessen und auch die Kraft finden, sich dem, was immer auch geschehen mochte, zu stellen. Doch die Entwürfe mit den weichen, ein bisschen gräulich schimmernden Lavendel- und Brauntönen, die sie hier gemacht hatte, würde sie verwerfen. Sie waren mit zu vielen Erinnerungen, Hoffnungen und Träumen verknüpft. Zudem war die Serie ohne diesen schwer definierbaren Blauton, der Janna vorgeschwebt hatte, nicht vollständig; und sie brauchte diese besondere Note, um sich über das Normalmaß erheben zu können. Sie würde noch einmal von vorn anfangen, nach einer neuen Vision suchen müssen. Zumindest konnte sie es versuchen.
    Janna hörte hinter sich die rückwärtige Tür des großen Hauses mit einem lauten Knall ins Schloss fallen, der zwischen den Bäumen widerhallte. Als sie einen Blick über die Schulter warf, sah sie, dass Clay mit lässiger Geschmeidigkeit, eine Hand in der Hosentasche,

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