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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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zu und schaute von einem Gesicht zum andern, in der Hoffnung, einen wenn auch noch so winzigen Funken von Intelligenz zu entdecken. Er fand keinen. „Meine Herren“, sagte er. „Sie haben es gehört?“
    „Sein Name ist Jonathon“, sagte einer.
    „Der Bequemlichkeit halber. Haben Sie eine wirkliche Frage?“
    „Ja“, sagte der Mann. Er sprach weiter zu Reynolds. „Wo liegt Ihre Heimatwelt?“
    Jonathon ignorierte die Unhöflichkeit des Mannes und nannte prompt einen Stern.
    „Wo ist das?“ fragte der Mann, jetzt direkt zu Jonathon gewandt.
    Reynolds sagte ihm, daß die Entfernung bis dahin etwa dreißig Lichtjahre betrug. Als Stern sei er vergleichbar mit der Sonne, nur etwas größer.
    „Wie viele Kilometer hat ein Lichtjahr genau?“ wollte ein Mann wissen.
    Reynolds versuchte, es ihm zu erklären. Der Mann behauptete, es zu verstehen, aber Reynolds war skeptisch.
    Es war Zeit für eine weitere Frage.
    „Warum sind Sie zu unserer Welt gekommen?“
    „Das Ziel unserer Mission ist ausschließlich Erforschung und Entdeckung“, antwortete Jonathon.
    „Haben Sie außer uns noch weitere intelligente Rassen entdeckt?“
    „Ja. Einige.“
    Diese Antwort rief ein überraschtes Murmeln unter den Männern hervor. Reynolds fragte sich, wer sie wohl sein mochten und wie man sie für diesen Auftrag ausgewählt hatte. Nicht was sie waren, sondern wer. Was in ihnen steckte. Was sie waren, wußte er: Politiker, NASA-Bürokraten und hier und da ein echter Wissenschaftler. Aber wer?
    „Waren aggressive Völker darunter?“ fragte einer, der mit Sicherheit ein Politiker war. „Bilden sie eine Bedrohung für Sie – oder für uns?“
    „Nein“, sagte Jonathon. „Keines von ihnen.“
    Reynolds hörte den Fragen und den Antworten kaum noch zu. Seine Aufmerksamkeit richtete sich ausschließlich auf Jonathons Augen. Er hatte jetzt aufgehört zu zwinkern. Die letzten beiden Fragen – die über die intelligenten Lebensformen – hatte er wahrheitsgemäß beantwortet. Allmählich glaubte Reynolds zu verstehen. Er hatte diese Wesen unterschätzt. Es war klar, daß sie auf ihren Reisen anderen Rassen begegnet waren, bevor sie zur Erde kamen. Sie hatten Erfahrung. Jonathon log, sicher – aber anders als vorher log er jetzt gut und überdies nur dann, wenn die Wahrheit nicht genügte.
    „Wie lange beabsichtigen Sie, unseren Mond zu umkreisen?“
    „Bis Sie und Ihre Freunde unser Schiff verlassen haben. Dann werden wir abreisen.“
    Daraufhin brach sogleich ein Aufruhr unter den Männern los. Reynolds schwenkte wie wild seine Arme und versuchte sie zum Schweigen zu bringen. Der Mann, der mit dem Ausdruck ‚Lichtjahr’ nicht vertraut gewesen war, brüllte eine Einladung an Jonathon, die Erde zu besuchen.
    Dies bewirkte, was Reynolds nicht gelungen war. Die Männer verstummten, um zu hören, was Jonathon antworten würde.
    „Das ist unmöglich“, sagte er. „Unser Zeitplan erfordert, daß wir sogleich abreisen.“
    „Ist das die Schuld dieses Mannes hier?“ rief jemand. „Er hätte Sie schon längst danach fragen sollen!“
    „Nein“, sagte Jonathon. „Ich hätte nicht kommen können – und auch sonst niemand von meinem Volk –, denn wir waren uns Ihrer friedlichen Absichten nicht sicher. Erst als wir Reynolds gut kannten, begriffen wir die ganze Gutherzigkeit Ihrer Rasse.“ Der Alien zwinkerte jetzt ziemlich schnell.
    Bei den technischen Fragen hörte er wieder auf. Die Politiker und Bürokraten zogen sich zurück, um sich zu beraten, und die Wissenschaftler traten vor. Reynolds war überrascht, wie intelligent sie fragten. Zumindest in dieser Hinsicht war die Expedition nicht ganz und gar zur Farce geworden.
    Dann waren alle Fragen gestellt, und die Männer traten vor, um Jonathons letzte Worte zu hören.
    „Wir werden bald zu unserer Heimatwelt zurückkehren, und dann werden wir den Führern unseres Volkes von der Größe und dem Ruhm der Menschheit berichten. Bei unserem Besuch hier haben wir Ihren Stern und durch ihn Ihr Volk kennengelernt, welches unter seinen sanften Strahlen lebt. Ich bin sicher, daß meine Brüder meinen Stolz teilen und es nur bedauern, daß sie ihre Dankbarkeit nicht zu äußern vermögen.“
    Dann hörte Jonathon wieder auf zu zwinkern und schaute Reynolds fest ins Gesicht. „Werden Sie auch gehen?“
    „Nein“, sagte Reynolds, „ich würde gern noch allein mit Ihnen reden, wenn ich kann.“
    „Gewiß“, antwortete Jonathon.
    Ein paar der Männer wandten sich protestierend

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