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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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erfüllen und gleichzeitig eine persönliche Erfahrung zu machen, die kein anderer Mensch jemals haben würde. Ob er tatsächlich die Sonne gesehen hatte, war unerheblich; die Erfahrung als solche gehörte dennoch ihm allein. Niemand würde sie ihm wieder nehmen können.
    Einige Zeit später erst begriff er, daß jemand mit der Faust gegen die Tür trommelte. Er beschloß, es einfach zu ignorieren; manchmal, wenn man etwas ignorierte, verschwand es wieder. Aber das Klopfen hörte nicht auf – im Gegenteil, es wurde immer lauter. Endlich stand er auf und öffnete die Tür.
    Kelly starrte auf seine Nacktheit und fragte: „Habe ich Sie geweckt?“
    „Nein.“
    „Darf ich hereinkommen?“
    „Nein.“
    „Ich habe Ihnen etwas zu sagen.“ Sie drängte sich an ihm vorbei ins Zimmer. Dann sah Reynolds, daß sie nicht allein war. Ein großer, fleischiger Mann mit rotem Gesicht schob sich ebenfalls an ihm vorüber.
    Reynolds schloß die Tür und sperrte das vom Gang hereinfallende Licht aus, aber der große Mann ging zum Lichtschalter und knipste die Deckenlampe an.
    „In Ordnung“, sagte er, und es klang wie ein Befehl.
    „Wer zum Teufel sind Sie?“ wollte Reynolds wissen.
    „Achten Sie nicht auf ihn“, sagte Kelly. „Ich werde reden.“
    „Reden Sie“, sagte Reynolds.
    „Der Ausschuß ist hier. Die Leute aus Washington. Sie sind vor einer Stunde angekommen, und seitdem habe ich sie beschäftigen können. Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber ich bin auf Ihrer Seite.“
    „Das hat Sims mir schon gesagt.“
    „Er hat mir gesagt, daß er es Ihnen gesagt hat.“
    „Das habe ich mir gedacht. Könnten Sie mir sagen, wieso? Er wußte es nämlich nicht.“
    „Weil ich kein Idiot bin“, sagte Kelly. „Ich habe in meinem Leben genug kleine Bürokraten kennengelernt. Diese Dinge dort oben sind außerirdische Wesen. Da kann man nicht diese Schwachköpfe hinauf schicken, damit sie ihnen auf die Füße treten.“
    Reynolds erkannte, daß dies noch eine Weile dauern würde. Erzog seine Hose an.
    „Das ist George O’Hara“, sagte Kelly. „Er ist der neue Direktor.“
    „Ich möchte meine Kündigung einreichen“, sagte Reynolds beiläufig und knöpfte sich das Hemd zu.
    „Sie müssen uns zu dem Raumschiff begleiten“, sagte O’Hara.
    „Ich brauche Sie auch“, sagte Kelly. „Sie schulden das jemandem. Wenn nicht mir, dann den Aliens. Wenn Sie mir die Wahrheit gesagt hätten, wäre das alles vielleicht nicht passiert. Wenn jemand für dieses Durcheinander verantwortlich ist, dann sind Sie das, Reynolds. Warum wollen Sie mir nicht sagen, was dort oben während des letzten Monats los war? Da muß doch etwas gewesen sein.“
    „Allerdings“, sagte Reynolds. „Lachen Sie nicht, aber ich habe versucht, mit der Sonne zu sprechen. Ich habe Ihnen schon erzählt, daß die Aliens deswegen hergekommen sind. Sie kreuzen durch die Galaxis und halten hier und da an, um ein Schwätzchen mit den Sternen zu halten.“
    „Seien Sie nicht frivol. Und ja, Sie haben es mir erzählt.“
    „Ich muß frivol sein. Sonst klingt es zu albern. Ich habe eine Vereinbarung mit ihnen getroffen. Ich wollte lernen, mit der Sonne zu sprechen. Ich sagte ihnen, ich könnte besser als sie in Erfahrung bringen, was sie wissen wollten, weil ich hier lebe. Ich merkte, daß sie unschlüssig waren, aber sie ließen mich machen. Dafür wollten sie uns dann geben, was wir verlangten, wenn ich fertig wäre, ob erfolgreich oder nicht. Ein Team von Wissenschaftlern könnte ungehindert ihr Schiff untersuchen. Sie würden uns ihre Reise schildern – wo sie waren und was sie gefunden haben. Dafür, daß ich mit der Sonne plauderte, versprachen sie, mit uns zusammenzuarbeiten.“
    „Also ist nichts passiert?“
    „Das habe ich nicht gesagt. Ich habe heute mit der Sonne gesprochen. Ich habe sie gesehen. Und jetzt werde ich keinen Finger mehr rühren. Jetzt können Sie weitermachen.“
    „Wovon sprechen Sie?“
    Er wußte, daß er darauf keine Antwort geben konnte. „Ich habe versagt“, sagte er. „Ich habe nichts herausgefunden, was sie nicht schon wußten.“
    „Also gut. Kommen Sie jetzt mit uns oder nicht? Das ist alles, was ich im Augenblick wissen will.“ Sie verlor allmählich die Geduld, aber es lag auch mehr als nur ein leises Bitten in ihrer Stimme. Er wußte, daß ihn das eigentlich mit Genugtuung erfüllen sollte, aber das tat es nicht.
    „Ach, zum Teufel“, sagte Reynolds. „Also gut. Ich komme mit. Aber fragen Sie mich nicht,

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