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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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für den Metallmann, wenn er jetzt ginge, hinunter in die Tiefen des Gasozeans. Vielleicht ging er besser diesen Weg als den, dem er bisher gefolgt war.
    Bradley würde ihn gehen lassen. Er würde kein Wort sagen.
    Als er diese Entscheidung gefällt hatte, nahm er einen Schluck Kaffee. Er hatte einen seltsamen, silbrigen Geschmack, wie das Aroma, das seinen Mund erfüllte, wenn er kurz nach dem Zähneputzen Orangensaft trank. Eine ganze Weile saß er da und verband seine Beurteilung dieser Situation mit dem, was er vorher schon gewußt hatte. Es war ein komplizierter Tanz, der sich hier vor seinen Augen abspielte, eine flüchtige Mischung von talentierten, eigenwilligen Leuten. Das ganze Orb war eine rotierende Blechdose voller Primadonnen. Er hatte Monate gebraucht, um zu verstehen, wie man eine solche Gruppe beherrschte und führte, und leicht war es nie gewesen. Zuerst hatte ihn das deprimiert, denn seine Erscheinung war nicht sonderlich autoritär. Aber vielleicht hatte das auch nichts mit Führungstalent zu tun. Man kann einem Mann nicht befehlen, eine neue Idee zu haben. Aber man kann ihn auch nicht ewig treiben und gegen die Gedanken und die dünne Haut der anderen prallen lassen.
    Klick. Er schaltete auf eine andere Leitung um. Die Überwachungsanlage der Hydrokulturen. Ein paar Gestalten bewegten sich unter grünen Wedeln und gutgepflegten Pflanzungen.
    Klick. „… Modul wird erst siebzig Sekunden nach der Zonenseparation konfigurieren. Dann übernehmen die Treibstoffkammern, um eine Überlastung zu vermeiden. Falls …“
    Klick. Eine Nahansicht des schlanken Gleiters. An der Nase hantierten Männer mit Kabeln. In dem gleitenden Licht schien sich alles zu bewegen.
    Klick. „… Kompatibilität ist ja abhängig von Temperaturabstufungen quer durch das ganze Paket. Wir haben die Sache jetzt im Griff, aber ich bin nicht sicher …“
    Klick. Ein Blick in die Montage-Abteilung. Männer und Frauen bewegten sich mit schneller, knapper Effizienz. Bradley drehte den Ton auf und hörte eine Anzahl von Sprachen, die in verschiedenen Bereichen der Abteilung gesprochen wurden. Aber für ihn schienen die Worte nicht so wichtig wie die Geräusche.
    Klick. Ein Video von der Erde. Ein Unterhaltungsprogramm für die Freischichten. Zwei Männer in einer heißen Auseinandersetzung, sie gestikulierten und redeten mit lauten Stimmen. Hinter ihnen erhoben sich Brandungswellen, sie rollten und zerbrachen zu weißem Schaum. Die Sätze strotzten vor Slangausdrücken. Bradley konnte ihnen nicht folgen.
    Klick. „… Verbindungen sitzen dann nicht richtig. Ich weiß nicht, wer das entworfen hat, aber die Vibration wird …“
    Eine Handkamera spähte in ein dickes Bündel von gedruckten Schaltungen. Eine spitze Zange zog einen Draht ab und drehte ihn in das rötliche Licht. „Supplex geht hier nicht rein. Das Gruppentriebwerk wird zu früh zünden, und es gibt zu viele Vor …“
    Ein grünes Licht blinkte an der Konsole auf. Er schaltete auf den Kanal der Gegensprechanlage und sah sich Rawlins gegenüber. Das sonst trügerisch glatte Gesicht des Mannes zeigte jetzt tiefe Falten.
    „Einer meiner Männer hat mich soeben auf etwas aufmerksam gemacht.“ Rawlins sprach hastig, und seine Worte sprudelten nur so hervor. „Corey wird uns mit dem Gleiter überfliegen, nicht wahr?“
    „Natürlich. Er übernimmt die Steuerung. Das muß er.“
    „Nein, ich meine, auch wenn er noch mit uns im Orbit ist.“
    „Ja. Er soll soviel Übung wie möglich bekommen. Er muß das alles ohne jede Hilfe schaffen, wissen Sie.“ Bradleys Stimme klang mild und gleichmütig.
    „Und wenn er das Schiff nun gegen uns einsetzt?“
    „Wie denn?“
    „Indem er es ins Orb rasen läßt, wie sonst?“
    „Unwahrscheinlich. Das ist nicht Coreys Motivation. Er mag gefährlich sein, aber nicht für uns.“
    „Das ist für mich ein Haufen Blödsinn. Woher wollen Sie die Motivation von einem solchen Ding kennen?“
    „Ich kenne sie nicht. Nicht völlig. Mein Gespür muß mir sagen, was er empfindet.“
    „Eine feine Art, ein Laboratorium zu leiten.“ Bradley verkniff sich, Rawlins zu sagen, daß er mit allen so verfuhr. Tatsächlich war es die einzige Art, dieses Laboratorium zu leiten.
    „Sie wollen also nichts unternehmen?“
    Bradley lächelte; er wünschte, das würde für Rawlins genügen. Er bedauerte, daß es ihm manchmal nicht gelang, ein langes Schweigen herrschen zu lassen, und so sagte er schließlich: „Das ist unnötig. Keine

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