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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ich beschloss, sehr, sehr vorsichtig mit diesem Wissen umzugehen, denn Rose, meine Schwester, war drei Tage vor mir geboren, im Zeichen der schönheitsliebenden und empfindsamen Waage.

7. Kapitel
 
 Der Bernsteinring
    Freitagnachmittag verabschiedete ich mich von Carl, um nach Hause zurückzukehren. Die Nachuntersuchungen würde mein Hausarzt vornehmen, es sah aber wirklich so aus, als ob mein Arm bald wieder vollständig zu gebrauchen und vor allem vorzeigbar sein würde.
    »Darf ich dich in den nächsten Tagen einmal zum Essen einladen, Anita?«
    »Wenn du dir nicht zu große Hoffnungen machst, Carl.«
    Er schenkte mir ein Grinsen.
    »Die Hoffnung stirbt zuletzt!«
    »Ihr habt ja gute Herzspezialisten hier. Die werden sich wohl um dich kümmern, wenn es so weit ist.«
    »Für das Schienen gebrochener Herzen ist David zuständig, aber bisher hat er diese Fähigkeit nur bei Frauen eingesetzt!«
    »Dann wird er sein Spektrum erweitern müssen, wenn du dich nicht vorsiehst. Melde dich, wenn du Zeit hast. Meine Nummer hast du ja.«
     
    Ich war froh, wieder in meiner kleinen Wohnung zu sein. Rose hatte meine Pflanzen versorgt und mir den Kühlschrank aufgefüllt. Ein dickes Telefonbuch hatte sie mir auch aufgeschlagen auf den Tisch gelegt, ein Zettel steckte in den Seiten.
    »Hab alle C durchgeschaut. Gibt ein paar Corvinusse und Corbins, aber keinen mit V. Cilly hat das Internetdurchsucht und einen Marcus Valerius Corvus gefunden, der hat aber etwa 350 vor unserer Zeitrechnung gelebt. Hilft also auch nicht weiter.
    Sorry.
    Ruf mich an, wenn du Lust hast.
    Rose.
    P.S.: Hab wild mittelalterlich geträumt! Muss an den Bildern in dem Stundenbuch liegen.«
    Lieb war sie, meine Schwester. Und neugierig hatte sie mich auch gemacht. Denn mein Traum war mir wieder in seiner Gänze eingefallen. Ich wählte ihre Nummer.
    »Hallöchen! Na, wieder zurück im eigenen Reich?«
    »Ja, und es riecht so wundervoll unhygienisch hier. Kein bisschen nach Desinfektionsmitteln. Danke für die Telefonbuchdurchsicht. Wahrscheinlich hat er überhaupt keinen Eintrag seiner Privatnummer da drin. Hätte ich mir ja denken können.«
    »Sei nicht betrübt, Anita. Wir suchen weiter. Bist du fit genug, um Montag mit mir durch die Stadt bummeln können?«
    »Ich denke schon!«
    »Prima. Ich brauche nämlich eine Kleinigkeit für meine Mutter. Sie hat übernächste Woche Geburtstag. Da können wir das alles miteinander verbinden.«
    Wir verabredeten uns für den frühen Nachmittag.
    Der Tag war frostig, aber der Himmel war klar, und die Doppelspitzen des Kölner Doms grenzten sich deutlich von dem blassblauen Himmel ab, als wir uns der Stadt näherten. Es herrschte wie üblich viel Verkehr, behindert durch einige Baustellen und Umleitungen. Langsam schlängelten wir uns die Rheinuferstraße entlang. Am Bayenturm, wo einst die alte Befestigungsmauer geendet hatte, fuhren wir auf das Gebiet der heutigenInnenstadt. Früher bildete diese Umfassung die eigentliche Begrenzung der halbmondförmigen Stadt und hatte bis in die Neuzeit ihre Größe bestimmt. Erst mit der Anbindung an das Schienennetz der Bahn Ende des neunzehnten Jahrhunderts wurde die Stadtmauer bis auf einige wenige Reste niedergelegt. Aber die Erinnerung blieb in den Bezeichnungen der Straßen erhalten.
    »Gibt es irgendwas, woran du dich von deiner Fahrt hierher erinnerst, Anita?«, fragte Rose, die am Steuer saß.
    »Nichts. Absolut nichts. Ich glaube aber inzwischen nicht, dass es innerhalb der Ringe war. Ich habe jedoch keine Ahnung, welche Nebenstraßen er gefahren ist. Durch diese Baustelle hier sind wir jedenfalls nicht gekommen.«
    »Na gut. Parken wir erst einmal am Neumarkt, da können wir in den einen oder anderen Laden schauen.«
    »Was hast du denn vor, deiner Mutter zu schenken?«
    »Sie hätte gerne eine kleine Pendule. Ich habe sie ein paarmal dabei erwischt, wie sie ihre Nase an den Auslagen von Antiquitätenläden platt gedrückt hat. So ungefähr weiß ich, was ihr vorschwebt.«
    »Na gut, halten wir Ausschau nach Antiquitätenläden. Ich stöbere genauso gerne darin herum.«
    Wir fanden zwei, von denen einer nicht besonders ansprechenden Firlefanz anbot, und der andere hatte sich auf chinesisches Porzellan spezialisiert.
    »Nicht sehr ergiebig«, murrte Rose. »Ich habe kalte Füße.«
    »Ich auch, darum gehen wir jetzt auf die andere Straßenseite und schauen mal, was uns R&C-Antiquitäten zu bieten hat. Wenn es schon keine Kaminuhren sind, dann wenigstens geheizte

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