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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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würden, über all die Rädchen, bei denen er sicherstellen musste, dass sie ineinandergriffen. Wenn es in einer Mordsache zu ermitteln galt, sah Marvel sich gern als Schwan, der majestätisch dahinglitt, während unter der Wasseroberfläche sein Team wie wild paddelte, damit das Ganze glatt in die richtige Richtung lief.
    Marvel sann über Margaret Priddy nach. Es war ein seltsamer Fall. Seit seinem vierundzwanzigsten Lebensjahr hatte er Mordfälle bearbeitet, und seine Instinkte waren ziemlich ausgeprägt, doch man brauchte nicht besonders scharfsinnig zu sein, um zu wissen, dass es für eine stumme, bettlägerige alte Frau schwer ist, sich Feinde zu machen.
    Doch er wusste auch, dass Freunde ebenso gefährlich sein konnten.
    Morgen früh würde er sich mit Margaret Priddys Sohn unterhalten.
     
    Nachdem er Margaret Priddy erstickt hatte, war der Killer nach Hause gegangen, hatte geduscht und sich ein Sandwich mit Käse und Schinken gemacht. Im Fernsehen lief ein alter Schwarzweißfilm  – Hayley Mills wand sich mit großen Augen und dreisten Lügen aus einer misslichen Lage, untermalt vom Geräusch seiner Zähne auf salzigem Fleisch und pappigem Brot. Er sah zu, wie die junge Frau über Felsen kletterte,
heimlich ein Kirchenpicknick beobachtete, auf den Rücken eines weißen Ponys sprang. Der Killer machte den Fernseher aus und warf den Rest seines Sandwichs weg. Dann rollte er sich wie ein Fötus auf dem Sofa zusammen, schlief wie ein Baby, und als er erwachte, fühlte er sich wie ein neuer Mensch.

22 Tage
    Der erste Schnee dieses Winters fiel in stürmischen kleinen Flockengestöbern, als schleudere ein launischer Gott handvollweise Raureif über das Moor. Er sammelte sich nur in den Bodenvertiefungen und ließ das Moor mehr fahl als wirklich weiß aussehen. In den Dörfern ließ er die Gehsteige glatt werden, ohne sie zuerst zu verschönern, und für diese Sünde zogen die wetterharten Bewohner des Exmoors  – Ponys und Menschen gleichermaßen  – die Schultern hoch und straften die stichelnden Flocken hartnäckig mit Missachtung.
    Obwohl ihre Bekanntschaft nicht eben gut begonnen hatte, rief Jonas Marvel an, bevor er das Haus verließ, um dem Ermittlungsteam sein Wissen über Land und Leute anzubieten. Das war doch nur professionell.
    Am anderen Ende der knisternden Leitung entstand eine kurze Pause, dann erwiderte Marvel: »Ich denke, wir kommen auch ohne Sie klar …«, ehe die Verbindung abbrach. Möglicherweise war er einfach aus der Leitung geworfen worden  – auf dem Exmoor war der Empfang bekanntermaßen miserabel  –, doch Jonas war sich ziemlich sicher, dass sein Gesprächspartner gerade einfach aufgehängt hatte.
    Er legte den Hörer auf, und Lucy sah ihn neugierig an.
    »Dann eben nicht«, meinte er achselzuckend und kam sich vor wie ein Trottel.
     
    Um neun Uhr hatte es aufgehört zu schneien, und gegen zehn schmolz der Schnee allmählich weg.
    Jonas hatte eine übliche Routine. Er parkte am Rand jedes Dorfes, das zu seinem Revier gehörte, dann ging er auf einer
Seite der Hauptstraße hinauf und auf der anderen wieder hinunter, eine ungefähre Runde. Er schaute kurz in kleinen Läden oder auf Postämtern vorbei, sah nach betagten Dorfbewohnern, schlichtete Streitigkeiten zwischen Nachbarn, trank eine Cola im Pub. Erst wenn er sicher war, dass alles in Ordnung war, fuhr er weiter zum nächsten Ort. So sahen die Leute, was sie an Polizeiarbeit für ihre Steuern bekamen. Im Winter brauchte er für jedes Dorf nur halb so lange wie im Sommer. Sommer, das hieß stehen bleiben und plaudern, Touristen den richtigen Weg beschreiben, den Sonnenschein genießen, sich ein Eis kaufen. Im Winter herrschten flotte Schritte und eilige Begrüßungsworte vor, damit die Leute wieder an die Arbeit oder an den warmen Ofen zurückkehren konnten.
    Doch die Buschtrommeln des Exmoors waren nicht untätig gewesen, und heute wollte jedermann über Margaret Priddy reden. Haustüren öffneten sich, wenn er vorbeikam, und Wärme wallte aus Cottagetüren, während Hausfrauen auf der Schwelle standen und wissen wollten, was geschehen sei, und vorüberkommende Fußgänger herbeieilten, um das Neueste zu erfahren.
    Natürlich gab es nichts Neues. Jedenfalls nichts, worüber er Bescheid wusste, und am frühen Nachmittag hatte Jonas das ewige »Ich weiß es nicht« und die überraschten, verlegenen Mienen der Dorfbewohner gründlich satt.
    In Exford wies er den alten Reg Yardley an, seinen Hund am Fluss und nicht

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