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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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war, so konnte er eine mobile Einsatzzentrale anfordern und von dort aus arbeiten.
    Außerdem befragte Marvel Verdächtige oder solche, die es vielleicht noch werden sollten, gern wann immer möglich direkt am Tatort. Er hatte zu viele schuldige Verbrecher unter der Last der Erinnerung straucheln sehen, um das nicht als Ermittlungsinstrument zu nutzen. Also ließ er Priddy von Reynolds ausrichten, er solle ihn vor dem Cottage erwarten, und führte ihn dann in die Küche.
    Peter Priddy war ein hochgewachsener, breitschultriger Mann, hatte jedoch bedauerlicherweise das Gesicht eines Kleinkindes. Seine Wangen waren zu rosig, sein Kinn zu pummelig, seine Augen zu blau und sein Haar zu flaumig-gelb, um Erwachsensein vorzutäuschen, selbst bei einer solchen Statur. Doch Marvel bemerkte, wie die Hand des Mannes seine eigene beim Händeschütteln schier verschluckte. Außerdem fielen ihm die blanken schwarzen Arbeitsschuhe auf, die von einer Uniform in einem anderen Kontext kündeten.

    »Gefängniswärter«, antwortete Priddy, als er fragte. »In Longmoor.«
    »Interessant«, bemerkte Marvel. Das sagte er immer, wenn ihn etwas nicht interessierte.
    Priddy sprach langsam und bedächtig, mit jenem Hinterwäldler-Näseln, das Marvel so verhasst war. Er machte Tee, stark und mit viel Milch, und suchte dann sinnlos in der unaufgeräumten Küche nach einer Schachtel Jaffa-Kekse, die er angeblich bei seinem letzten Besuch mitgebracht hätte. Marvel und Reynolds saßen unterdessen am Küchentisch.
    »Keine echten«, fügte Priddy hastig hinzu, um jegliche überhöhten Erwartungen zu dämpfen. »Aus dem Supermarkt. Kopien.«
    »Generika«, sprang Reynolds hilfreich ein, und Marvel furchte die Stirn. Reynolds konnte es einfach nicht ertragen, nicht zu zeigen, wie gebildet er war  – nicht einmal, wenn es um Kekse ging.
    »Bitte machen Sie sich keine Mühe«, sagte der DCI förmlich, doch Priddy ging in die Hocke, für den Fall, dass jemand die Kekse hinter den Putzmitteln unter der Spüle versteckt hatte.
    »Die müssen hier irgendwo sein, das weiß ich. Ich hab sie doch selber mitgebracht, und Mum hatte es nicht so mit Gebäck.«
    »Konnte sie überhaupt etwas essen? Mit ihrer Behinderung?«
    »Nur Püriertes.«
    Reynolds verzog bei dem Gedanken das Gesicht.
    »Haben Sie Ihre Mutter da zum letzten Mal gesehen?«, wollte Marvel wissen.
    »Ja.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Äh … Ungefähr zwei Wochen.« Er richtete sich auf und starrte die Kühlschranktür an. »Das ist doch bescheuert.«

    »Wenn ich es recht verstanden habe, konnte sie nicht sprechen?«
    »Das stimmt«, antwortete Priddy, den Kopf in einem anderen Schrank, »aber sie konnte mit den Augen blinzeln und lächeln und so weiter. Ich wette, diese Scheißschwestern haben die Dinger gegessen.« Er knallte die Tür zu.
    Marvel und Reynolds wechselten einen raschen Blick. Zum ersten Mal, seit sie angekommen waren, sah Peter Priddy sie richtig an. Er seufzte, lehnte sich an den Küchentresen und riss ganz kurz zornig die Hände hoch. »Haben Sie gesehen, wie fett die sind? Die Schwestern? Wundert mich ja, dass hier überhaupt noch was in den Schränken ist.« Dann verzog sich sein großes Babygesicht, und er schluchzte wimmernd auf.
    »’tschuldigung«, setzte er hinzu und schnäuzte sich in ein zerknautschtes Taschentuch.
    Marvel konnte es nicht ausstehen, wenn jemand sich seine Gefühle anmerken ließ, wenn irgend möglich ignorierte er dergleichen. »Fehlt irgendetwas aus dem Haus?«
    Priddy sah verwirrt aus. »Nicht dass mir was aufgefallen wäre. Die haben mich nicht nach oben gelassen.«
    Reynolds machte ein mitfühlendes Gesicht. »Wir können Ihnen einen Verbindungsbeamten zuweisen lassen, Mr. Priddy. Der hält Sie über die Fortschritte bei den Ermittlungen auf dem Laufenden.«
    Priddy schüttelte seinen riesigen Babyschädel und starrte den frischen Inhalt seines Taschentuchs an, ehe er es wieder in die Tasche stopfte.
    »Wer hat die Pflege Ihrer Mutter bezahlt, Mr. Priddy?«
    »Sie selbst. Sie hatte was gespart.«
    »Was kostet so was eigentlich heutzutage?«, fragte Marvel und wandte sich an Reynolds, als wüsste der es. »Fünfhundert, sechshundert Pfund die Woche? Da halten Ersparnisse nicht lange.«
    »Eher siebenhundert«, sagte Priddy und schnitt eine Grimasse.
»Sie hatte auch noch die Pension von meinem Dad, aber ewig hätte das nicht gereicht.«
    »Nein. Genau. Und was wäre dann passiert?«
    Priddy seufzte und zuckte die Achseln. »Hätte wohl

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