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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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ihn beiseite zu schieben. Erneut trafen ihre Fäuste die Tür. »Was stellt man hier mit uns an? Warum wachsen solche Dinge an uns?«
    Kim stand einige Schritte entfernt und beobachtete den Wutanfall der Frau. »Wollen Sie erneut betäubt werden?« fragte er ruhig.
    Daraufhin sah ihn die Maquisard so an, als nähme sie seine Präsenz zum erstenmal bewußt zur Kenntnis. In ihrem dunklen Gesicht rangen Ärger und Verlegenheit um Vorherrschaft.
    Nach einigen Sekunden wandte sie sich abrupt ab und schnaufte.
    »Sie haben recht, Starfleet«, gestand sie bitter. »Es ist die klingonische Hälfte meines Wesens. Manchmal kann ich sie nicht kontrollieren.«
    Es floß also auch klingonisches Blut in den Adern dieser Frau. Das erklärte ihre exotischen Züge. Kim folgte ihr vorsichtig durch den Raum. »Wie heißen Sie, Maquisard?«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und schien nicht genau zu wissen, ob er es ernst meinte oder sich über sie lustig machte.
    Schließlich schüttelte sie den Kopf. »B’Elanna. B’Elanna Torres.« Ihre Stimme klang dabei fast freundlich.
    Sie blieb kurz stehen, griff nach einem Laken und zerriß es.
    »Haben Ihnen die Fremden irgend etwas mitgeteilt?«
    Kim überlegte, ob er ihr das Laken aus den Händen ziehen sollte, entschied sich dann dagegen. Er wollte nicht riskieren, daß sie ihren Zorn an ihm ausließ. »Sie nennen sich Ocampa.
    Und eins steht fest: Ihre Medizin ist mittelalterlich.« Er nahm auf einem Bett Platz. »Heute morgen hat eine
    Krankenschwester versucht, mich zur Ader zu lassen.«
    Dieser Hinweis veranlaßte die Klingonin – beziehungsweise die halbe Klingonin – zu einem Lächeln. Seltsam, was Klingonen lustig fanden. Kim schmunzelte und sah zu, wie B’Elanna Torres auch den Rest des Lakens zerriß.
    Hinter ihm klickte es leise, doch zuerst reagierte er nicht darauf. Sein Unterbewußtsein konnte mit dem Geräusch nichts anfangen – er war viel zu sehr daran gewöhnt, daß sich Türen mit einem leisen Zischen öffneten. Die Frau hingegen versteifte sich sofort und ließ das zerfetzte Laken fallen.
    Daraufhin begriff Kim, was sich anbahnte. Er sprang vom Bett herunter und griff nach Torres’ Ellenbogen, als sie loslaufen wollte. Seine Lippen formten drei Worte: Bleiben Sie ruhig. Er hoffte inständig, daß sie diesmal die Beherrschung wahrte. Wenn nicht, wenn erneut das klingonische
    Temperament mit ihr durchgingc Er konnte sie wohl kaum festhalten.
    Sie atmete mehrmals tief durch, biß die Zähne zusammen und nickte, ohne den Blick von der Tür abzuwenden. Ein kleiner Sieg, doch er genügte vorerst. Kim schloß die Finger etwas fester um ihren Arm – nicht nur eine Warnung, sondern auch ein Zeichen der Ermutigung – und sah ebenfalls zur Tür.
    Dort stand ein Ocampa mit einem Bündel aus graugrünem Stoff in den Armen. Die dünnen Lippen deuteten ein Lächeln an, das freundlich wirken sollte, in Kim jedoch seltsamen Ärger weckte. Der Arzt, erinnerte er sich. Jener Mann, der sich ganz zu Anfang bemüht hatte, ihn mit unsicheren Worten und geschraubten Sätzen von seiner Verwirrung zu befreien.
    Der Doktor schien Kims Gedanken zu erraten, begegnete seinem Blick und entspannte sich. »Ich hoffe, es geht Ihnen besser«, sagte er, und auch diesmal gewann der junge Fähnrich den Eindruck, daß mit dem Tonfall etwas nicht stimmte. »Dies alles ist sicher sehr unangenehm für Sie. Ich habe Kleidung mitgebracht, falls Sie sich umziehen möchten.« Er hob das Bündel.
    Kims Hand ruhte noch immer an B’Elannas Arm, und er spürte nun, wie sie die Muskeln spannte.
    »Warum halten Sie uns hier fest?« fragte sie.
    Überraschung zeigte sich im Gesicht des Ocampas. »Oh, Sie sind keineswegs gefangen.« Er trat vor und bot das
    Kleidungsbündel an. »Ganz im Gegenteil: Sie sind unsere Ehrengäste. Der Beschützer hat Sie zu uns geschickt.« Er legte die Sachen aufs Bett und bedachte Torres mit einem bedeutungsvollen Blick. »Wenn Sie auf die Anwendung von Gewalt verzichten, können Sie Ihr Quartier jederzeit verlassen.«
    Quartier, wiederholte Kim in Gedanken. Die Macht der Wortec In diesem Fall führte sie eine beeindruckende Metamorphose herbei: Der Raum verwandelte sich von einem Krankenzimmer in eine Zelle und dann in eine Unterkunft.
    Der Fähnrich streckte den Arm aus und deutete auf die Wucherungen. »Was ist los mit uns? Was hat dies zu bedeuten?«
    »Wir wissen es nicht«, erwiderte der Arzt. Die Frage bereitete ihm offensichtliches Unbehagen. Er gab sich munter, als er

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