Der Beschützer
nicht ausgebreitet zu haben, aber in diesem Punkt gab es keine endgültige Sicherheit. Kim hatte seinen Zustand nur gelegentlich überprüft, und nie sehr gründlich. Vielleicht fürchtete er sich vor der Wahrheit. In diesem Zusammenhang fühlte er sich ein wenig schuldig. Paris hätte bestimmt nicht gezögert, alle Wucherungen genau zu untersuchen – um anschließend über sie zu witzeln. Bei Kim hingegen genügte es, einen kurzen Blick darauf zu werfen, um ihn in Panik geraten zu lassen. Ich bin nur ein Fähnrich und noch viel zu jung, um zu sterben!
Das stimmte zweifellos. Aber an seiner Situation änderte sich dadurch nichts.
Ein dumpfes Knurren ertönte, und Kim erstarrte förmlich. Er blickte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, spitzte die Ohren und lauschte. Kurz darauf wiederholte es sich, und Kim ließ den angehaltenen Atem entweichen, als er die Stimme erkannte: Sie gehörte jener Maquis-Frau, die versuchte hatte, aus dem Hospital zu fliehen.
Kann sie überhaupt sprechen? dachte er. Bisher hat sie nur geschrien oder geknurrt.
Kim schwang die Beine über den Rand der Liege und warf einen kurzen Blick zur geschlossenen Tür, bevor er barfuß durchs Zimmer ging und sich der Frau näherte.
Sie lag reglos auf dem Bett, wirkte jedoch nicht entspannt, sondern verkrampft – der Fähnrich vermutete, daß sie innerlich gegen die Wirkung des Betäubungsmittels ankämpfte. Er dankte dem Umstand, daß er nicht ebenfalls einen Fluchtversuch unternommen hatte. In dem Fall befände er sich jetzt in einer ähnlichen Situation.
Er betrachtete das dunkle Gesicht und die Stirnwülste, fragte sich, welchen Genen sie den Zorn in ihren Zügen und den besonderen Glanz des rabenschwarzen Haars verdankte. »Es ist alles in Ordnungc « Ein kühler Luftzug hob den hinteren Saum seines Kittels. Kim tastete danach und strich den Stoff glatt. »Es ist alles in Ordnung«, wiederholte er und schob sich näher.
Die Maquisard setzte sich ruckartig auf und schnappte entsetzt nach Luft. Kim zuckte zurück – zum Glück hatte er die Frau nicht berührt. Er fühlte ihren durchdringenden Blick und setzte eine Unschuldsmiene auf.
»Wer sind Sie?« fauchte sie und trat das Laken beiseite. »Wo sind wir hier?« Die Wucherungen an Arm und Hals waren bei ihr deutlicher ausgeprägt.
Kim zuckte mit den Achseln und rang sich ein Lächeln ab, das beruhigend wirken sollte. »Mein Name lautet Kim, Harry Kim. Ich bin Fähnrich an Bord des Raumschiffes Voyager.
Man hat mich entführt, ebenso wie Sie. Erst zur Raumstation und dann hierher.« Er blickte sich um. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo wir sind.«
Mit der Kraft eines jungen Löwen sprang die Frau aus dem Bett und eilte wie zielstrebig durch den Raum. »Was führte Starfleet zu jener Raumstation?« fragte sie und stieß mehrere Gegenstände von einem nahen Tisch.
»Wir haben nach Ihnen gesucht.« Kim beobachtete, wie die Maquisard hin und her huschte. Was er eben noch für Zielstrebigkeit gehalten hatte, erwies sich nun als Wut, die nach einem Ventil suchte. »Im einen Augenblick befanden wir uns in den Badlands. Im nächstenc « Er breitete wie hilflos die Arme aus.
Einmal mehr zupfte der kühle Luftzug an seinem Kittel, hob ihn teilweise an.
Die Frau war auf die gleiche unelegante Weise gekleidet, achtete jedoch nicht darauf. Sie zerrte an einer Schublade und untersuchte ihren Inhalt. »Sie wollten uns alle gefangennehmen.«
»Ja.« Kim lächelte schief, als er daran dachte, daß sie dadurch selbst in Gefangenschaft geraten waren. »Hiermit sind Sie verhaftet.« Er klopfte auf imaginäre Taschen. »Irgendwo habe ich einen Phaser.«
Die Maquisard warf ihm einen finsteren Blick zu, bevor sie zur Tür schritt. »Ich finde das nicht sehr komisch, Starfleet.«
Das hatte Kim befürchtet. Schade. Die Frau konnte hübsch sein – wenn sie lächelte.
»Das hat keinen Sinn«, sagte er, als sie mit beiden Händen am Knauf zog. »Die Tür ist abgeschlossen.« Er hatte selbst versucht, sie zu öffnen.
Sie gab ihm einen Stoß, als er sich ihr zu weit näherte. Der Gesichtsausdruck wies ganz deutlich darauf hin: Die Frau wollte sich von einer verriegelten Tür nicht daran hindern lassen, in die Freiheit zurückzukehren.
»Hec « Kim griff nach dem Arm der Maquisard, als sie die Fäuste ballte und damit an die Tür hämmerte. »Was wollen Sie damit erreichen?«
Sie war stärker als erwartet und schleuderte ihn fast zu Boden, obwohl es ihr eigentlich nur darum ging,
Weitere Kostenlose Bücher