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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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hinzufügte: »Bestimmt haben Sie Appetit. Möchten Sie mir bei einer Mahlzeit Gesellschaft leisten?«
    Plötzlich wurde sich Kim der Leere in seinem Magen bewußt. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, seit er beim
    ›Picknick‹ in der Raumstation das holographische Brot gerochen hatte. Er sah zu Torres und glaubte, in ihrem Gesicht so etwas wie Wehmut zu erkennen. »Wir ziehen uns nur schnell um«, sagte er.
    Der Ocampa nickte und verließ den Raum.
    »Bestimmt lügt er«, zischte B’Elanna, als sie wieder allein waren.
    Kim lachte leise, als er nach einer Hose griff und ihre Größe beurteilte. »Womit sollte er uns belügen? Eigentlich hat er uns noch gar nichts gesagt.«
    »Er log, als er sagte, wir könnten das Quartier jederzeit verlassen«, stieß Torres hervor. Sie kehrte Kim den Rücken zu, legte den Kittel ab und streifte einen langen Umhang über.
    »Und er log, als er meinte, nichts von der Bedeutung der Wucherungen zu wissen.« Sie zögerte kurz und starrte an sich herab. »Wenn die Ocampa nicht dafür verantwortlich sindc
    Wer dann?«
    »Vielleicht niemand.« Kim reichte ihr die zweite Hose.
    »Möglicherweise haben wir uns allein durch Zufall infiziert.«
    Torres brummte etwas Unverständliches. »Der Kerl gefällt mir nicht.«
    Sie meinte den Arzt, der ihnen die Kleidung gebracht hatte.
    I ch habe nie behauptet, ihn zu mögen, dachte Kim, als er zusammen mit der Klingonin in den Flur trat.
    Dort begrüßte sie der Doktor mit einem herzlichen Lächeln.
    Allerdings verzichtete er darauf, ihnen die Hand zu reichen.
    Aus irgendeinem Grund erinnerte sich Kim: Ocampa-Haut war warm und sehr weich.
    Er verdrängte diese Reminiszenzen.
    »Es freut mich sehr, daß Sie auf den Beinen sind«, sagte der Arzt. Er deutete durch einen nur matt erhellten Korridor und ging neben Torres. »Der Umgang mit Besuchern ist immer schwer, ganz gleich, wie vorsichtig und rücksichtsvoll wir sind.«
    Kim wechselte einen Blick mit B’Elanna. Sie schnitt eine Grimasse; offensichtlich erinnerte sie sich’ an die gleichen archaischen Behandlungen wie er.
    »Wenn wir keine Gefangenen sindc « Kim sprach möglichst freundlich. »In dem Fall würden wir gern zu unseren
    Raumschiffen zurückkehren, um uns dort behandeln zu lassen.«
    »Das ist nicht möglich«, erwiderte der Arzt kummervoll.
    »Weil es keinen Weg zur Oberfläche gibt.«
    Torres durchbohrte ihn mit einem Blick. »Zur ›Oberfläche‹? Was soll das heißen?«
    Kim sah die Antwort, noch während B’Elanna ihre Frage formulierte. Der Ocampa schwieg, als sie den Flur verließen und ins Licht eines künstlichen Tages traten.
    Die Stadt reichte weiter, als Kim sehen konnte. Sie neigte sich sanft nach unten, bis sie hinter einem verblüffend nahen Horizont verschwand. Wege, Rampen und Rolltreppen erstreckten sich zwischen den Gebäuden, wie ein Gespinst, das von zahlreichen Antigravplattformen gewoben worden war.
    Der Himmel darüber bestand aus Stein und Erde. Was die Bewohner der Stadt betrafc Sie wirkten irgendwie müde. Von Gleitbändern ließen sie sich durch die Metropole tragen, erweckten dabei den Eindruck, überhaupt nicht am Ziel ihrer individuellen Reisen interessiert zu sein. Die Kleidung zeichnete sich durch einen auffallenden Mangel an Farben aus, doch dafür gab es Unterschiede in Muster und Schnitt. Kim fragte sich, ob Vögel, Bäume, Gras oder Blumen mehr Vitalität in die Stadt gebracht hätten. Wahrscheinlich nicht. Die allgemeine Trostlosigkeit basierte im Verhalten der Ocampa, wurzelte in dem Umstand, daß jeder von ihnen freudlosen Pflichten nachzugehen schien.
    Bläuliches, indirektes Licht hielt die Dunkelheit aus der Höhlenwelt fern. Vermutlich lieferte es nicht genug
    Strahlungsenergie, um Algen am Leben zu erhalten.
    »Wir befinden uns im Planetenc « , kam es dem Fähnrich über die Lippen. Er hätte gern einen intelligenteren Kommentar abgegeben, doch ihm fehlten die Worte.
    Der Arzt nickte. Offenbar verstand er die Überraschung des jungen Mannes. »Schon seit fünfhundert Generationen leben wir in unserer Welt.«
    »Aber vorherc « Auch Torres hatte die Sehnsucht in der Stimme des Arztes gehört. »Vorher entwickelte sich Ihre Kultur auf dem Planeten?«
    Der Ocampa nickte. »Bis die Warnung begann.«
    »Die Warnung?« wiederholte Kim.
    »Als sich die Oberfläche in eine Wüste verwandelte und der Beschützer kam.« Der Arzt schritt zu einem der vielen Gleitbänder, betrat es jedoch nicht. Er sah zurück, schien von Kim und Torres zu

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