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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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Rudolpha IV. Oder daß die Drüsensekretionen des endokrinen Zyklus sich nur für Vulkanier durch eine unangenehme Geruchskomponente auszeichneten, während ein solches Aroma bei Neelix’ Artgenossen als angenehm oder gar verlockend galt. Es wäre auch möglich gewesen, von einer anderen Hypothese auszugehen: Vielleicht roch der Fremde so sehr, weil er sich bis vor kurzer Zeit an Bord eines reparaturbedürftigen Raumschiffs aufgehalten hatte, dessen hygienische Situation Spekulationen aller Art zuließ. Doch als Neelix sich aufrichtete, von der Transferplattform trat und nur eine Armeslänge von Tuvok entfernt stehenbliebc Da gelangte der Vulkanier zu dem Schluß, daß alle Geruchsmoleküle direkt von dem Besucher und den vielen insektoiden Lebewesen stammten, die nun unter die schmutzige Kleidung krochen.
    Tuvok hüstelte höflich.
    »Bemerkenswert!« Neelix ging einige Schritte, reckte sich und winkte dem Transportertechniker hinter der transparenten Sicherheitsbarriere zu. »Die sogenannte Föderation ist offenbar eine sehr fortgeschrittene Kultur.«
    Tuvok drehte sich um und beobachtete, wie Neelix die Wanderung durch den Transporterraum fortsetzte. Er machte keine Anstalten, ihm zu folgen. »Die Föderation besteht aus vielen verschiedenen Kulturen. Ich bin Vulkanier.«
    »Neelix.« Der Fremde kam näher und umarmte ihn. »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen.«
    Die Berührung ließ Tuvok innerlich erzittern, und er hüstelte erneut. Eine unangemessene Reaktion, mahnte eine kühle Stimme in ihm. Die geringfügige Verletzung der vulkanischen Disziplin überraschte ihn, und um die innere Ruhe wiederzufinden, besann er sich auf die einzelnen Strophen des Pok’Tow.
    Neelix eilte unterdessen hin und her, sah sich alles an. Ein schmieriger Finger tastete über die Kontrollen des Interkoms.
    »Interessant. Welchem Zweck dient das alles?«
    »Ich versichere Ihnenc « Tuvok brauchte seine ganze vulkanische Selbstbeherrschung, um höflich vorzutreten und zur Tür des Transporterraums zu zeigen. »Alle Einrichtungen dieses Zimmers erfüllen eine bestimmte Funktion. Allerdings würde es Stunden dauern, Ihnen die Einzelheiten zu erklären.
    Ich schlage vor, daß ich Ihnen zunächst Ihr Quartier zeige.«
    Neelix trat sofort in den Korridor, was Tuvok so erleichterte, daß er hinzufügte: »Vielleicht möchten Sie die Gelegenheit nutzen und ein Bad nehmen.«
    Der Fremde richtete einen verwirrten Blick auf ihn. »Ein was?«
    Zum erstenmal bedauerte es Tuvok fast, daß er sich nicht mehr an Bord des Maquis-Schiffes befand.
    12
    Als Kim am Morgen erwachte, fühlte er Kühle, Einsamkeit und eine gewisse Schwäche. Die ersten beiden Empfindungen verdankte er dem Umstand, daß er sich in einem unbekannten Hospital befand, nur mit einer Art Kittel bekleidet, und es war niemand da, mit dem er sprechen konnte. Bisher war er nur einmal im Krankenhaus gewesen, als Kind, nachdem er mit einigen grünhäutigen orionischen Jungen Starfleet-Forscher gespielt hatte. Damals befürchtete man eine Infektion mit dem rigelianischen Fieber und brachte ihn in der Quarantänestation unter. Dabei war immer ein Elternteil zugegen, entweder der Vater oder die Mutter. Er entwickelte keine Symptome der befürchteten Krankheit, was die Familie jedoch nicht daran hinderte, ihm Bücher, Filme und multimediale Datenwürfel zur Verfügung zu stellen – mehr konnte sich ein Knabe nicht wünschen, um die Langeweile zu vertreiben. Mutter brachte ihm sogar die Klarinette, für den Fall, daß er länger als eine Woche im Krankenhaus bleiben mußte. Wie sich herausstellte, durfte er schon nach drei Tagen gehen. Trotzdem veranstalteten die Eltern eine ›Heimkehrparty‹ und luden alle seine Freunde dazu ein.
    Die Erinnerung daran ließ ihm das Hier und Heute noch trostloser erscheinen. Er rollte sich auf die Seite und mußte eine Zeitlang gegen die Tränen ankämpfen, bis schließlich der schlimmste Teil des Kummers aus ihm wich.
    Stille herrschte, schien nach und nach die Kraft aus ihm herauszusaugen. Kim verglich sie mit einer alten analogen Uhr, deren regelmäßiges Ticken jemanden am Einschlafen hinderte und den Betreffenden gleichzeitig daran erinnerte, daß die Zeit verstrich.
    Er setzte sich auf und versuchte, gelassen zu wirken, als er den Kragen des Kittels öffnete. Seit dem ersten Erwachen im Hospital hatte er die seltsamen Wucherungen schon mehrmals betrachtet. »Noch immer da«, stellte er nun fest und seufzte leise.
    Die Schwellungen schienen sich

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