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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Andrew.«
    »Und sie schläft so schön. Meine Frau zum Beispiel, wenn die schläft, dann oft mit offenem Mund, und manchmal läuft ihr dann die Spucke aufs Kopfkissen. Ich hasse das.«
    »Ja, Lenore schläft wundervoll.«
    »Hör mal, R. V., erinnert sie sich jetzt an mich oder nicht? Wie ich schon sagte, ich bin absolut sicher, dass ich ihr an demselben Abend begegnet bin, an dem ich meine Frau kennen gelernt habe. Ich war zwar ziemlich blau, aber so etwas merkt man sich.«
    »Zu mir hat sie nichts gesagt. Und irgendwie hat sich gestern Abend nicht mehr die Gelegenheit ergeben, diese Frage zu klären. Sie ist sofort eingeschlafen.«
    »Die Betten in den Howard-Johnson-Hotels sind auch wirklich bequem. Die Howard Johnsons sind wirklich spitze. Und nochmals danke für das Abendessen und das Zimmer und deinen Rasierapparat. Das Flange hat mir wirklich den letzten Dollar aus der Tasche gezogen. Verstehe gar nicht, warum ich nicht mehr Geld mitgenommen habe.«
    »Keine Ursache. Stonecipheco übernimmt sämtliche Kosten. Betrachte es als Vorschuss.«
    »Die Sache ist nur die, also, ich habe darüber nachgedacht und ... hey, danke schön, sieht ja heiß aus. Das Bier übrigens auch, he-he.«
    »...«
    »Danke, Miss. Das wäre erst einmal alles.«
    »Und wenn Sie etwas brauchen, klingeln Sie einfach.«
    »Danke.«
    »Klingeln Sie einfach, sagt die. Mann, ein echter Feger, oder? Oder? Gott im Himmel, sieh dir das an. Unter diesem Rock steckt ein 1a-Arsch.«
    »Natürlich, mit Rinde! Diese Frau scheint nicht in der Lage zu sein, eine Brotrinde zu entfernen.«
    »Was?«
    »Nichts. Bitte sprich weiter.«
    »Naja, ich habe darüber nachgedacht: Der Abend, an dem ich, glaube ich, Lenore begegnet bin, also der Abend, an dem ich Melinda-Sue kennen gelernt habe, also das war irgendwie nicht so gut, was wir da gebracht haben. Ich und dieser .andere Typ, der sich später noch als der totale Loser entpuppt hat, wir sind in Mount Holyoke einfach in eines der Mädchenzimmer geplatzt. Ich weiß auch gar nicht mehr genau, warum. Wahrscheinlich irgendein Fraternity-Ding.«
    »...«
    »Aber ich weiß noch, dass Lenore echt stinkig geworden ist. Sie war noch unheimlich jung, hatte noch keine Ahnung. Aber sie hat einen Schuh nach dem Typ geworfen.«
    »Einen Schuh?«
    »Genau. Und zu Melinda-Sue sagte sie, sie, Melinda, hätte hässliche Füße.«
    »Schon wieder: Schuhe und Füße.«
    »Genau. Also weiß ich jetzt nicht, was ich tun soll. Ich weiß nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Soll ich so tun, als kenne ich sie nicht oder was? Keine Ahnung, ob sie noch immer sauer auf mich ist.«
    »Lenore ist eigentlich nicht nachtragend, wie ich festgestellt habe. Etwas anderes ist es, wenn ihr etwas peinlich ist. Ich wette, ihr ist die Geschichte einfach nur peinlich. Wenn ihr etwas peinlich ist, tut sie so, als wäre es nicht da.«
    »Glaubst du, sie tut deswegen so, als wäre sie mir noch nie begegnet? Oder Melinda-Sue?«
    »Sehr gut möglich.«
    »Du sagst, sie arbeitet bei Frequent & Vigorous. Heißt das, dass ich mit ihr zusammenarbeite?«
    »Nicht direkt. Bisher hat sie nur Anrufe entgegengenommen, unten in der Telefonzentrale. Aber auf dieser Reise ist mir eine Idee gekommen.«
    »Eine Idee?«
    »Ja. Ich glaube, die Arbeit in der Telefonzentrale ist auf Dauer nichts für eine Frau mit ihren Fähigkeiten. Sie ist frustriert, das ahne ich.«
    »Frustriert?«
    »Ja. Und so wäre allen geholfen. Der Zeitpunkt ist günstig. Lenore ist frustriert. Sie liebt Geschichten. Und sie hat erkannt, dass sie so etwas wie ein literarisches Gespür besitzt. Du und ich, hauptsächlich aber ich, sind ohnehin für längere Zeit mit dem Stonecipheco-Etat beschäftigt. Ich werde also Lenore als Lektorin einstellen, zunächst auf Teilzeitbasis.«
    »Lektorin?«
    »Ja. Sie soll die Geschichten lesen, die in der Redaktion der anspruchsvollen Literaturzeitschrift eingehen, der Frequent Review , deren Herausgeber ich bin. Sie kann die unersprießlichen und/oder ungeeigneten Beiträge aussortieren. Die gewonnene Zeit können wir dann in das Korfu-Projekt investieren.«
    »Klasse Idee, R. V.«
    »Meine ich auch.«
    »Keine Frage.«
    »Natürlich muss ich sie erst noch einweisen, damit sie ihr Talent gemäß den Standards der Review auch einbringen kann...«
    »Das heißt, sie arbeitet für uns, aber nicht unbedingt mit uns?«
    »So könnte man es ausdrücken.«
    »Das trifft sich gut. Ich darf ihr sowieso nicht sagen, woran ich arbeite.«
    »Leider

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