Der Besen im System
nein.«
»Und falls sie doch fragt, soll ich sagen ... Moment, wo war das? Ach ja, ich sage, ich übersetze gerade ›Norslan: Herbizide für den Menschen‹ ins Griechische.«
»Korrekt.«
»Trotzdem verstehe ich noch nicht, warum ich ihr diesen Mist erzählen muss. Ich meine, sie ist bloß eine Angestellte. Was kümmert es sie, wenn wir auf Korfu diese nukleare Babynahrung verkaufen?«
»Leider ist mir das selber nicht ganz klar, Andrew. Und ich muss auch gestehen, diese Gemengelage macht mich nicht unbedingt ruhiger.«
»...«
»Du weißt, dass Stonecipheco nahezu vollständig von der Familie Beadsman kontrolliert wird. Aber du solltest auch wissen, dass uns Mr. Stonecipher Beadsman vertraglich untersagt hat, Lenore bis auf Weiteres über die Art des Engagements von Frequent & Vigorous in diesem Projekt zu informieren.«
»Und das kommt dir nicht ein bisschen komisch vor?«
»Ich schlage vor, wir gehen zu Mr. Beadsmans Gunsten davon aus, dass er Lenore lediglich weitere Unannehmlichkeiten ersparen will. Das Projekt Korfu ist ohnehin geeignet, die vorhandenen Zwistigkeiten im Familienkreis weiter zu verstärken, worunter Lenore sehr leidet. Dies war auch der Grund für unseren Besuch in Amherst. Lenore sollte eine Brücke zu ihrem Bruder bauen ...«
»Der Junge, der mit uns im Aqua Vitae war?«
»Ja. Stonecipher LaVache Beadsman.«
»Der hat es aber drauf. Ein ganz Wilder. Obwohl ich sagen muss, dass ich nicht mehr in der besten Verfassung war. Nach den vielen Bieren im Flange und unserem Waldspaziergang in all dem Gedränge. Shit, das dauert seine Zeit, bis du den Alk wieder aus dem System hast. Aber wie der drauf war, habe ich gleich gemerkt.«
»Ja, aber er hat es auch nicht leicht.«
»Ein teuflischer kleiner Mistkäfer war das.«
»Mistkäfer?«
»Der Kerl sah diabolisch aus. Und was sollte eigentlich die Scheiße mit seinem Bein? Die ganze Zeit redet der mit seinem Bein. Was sollte das?«
»Lenores Bruder hat nur noch ein Bein. Das andere ist eine Prothese.«
»He, du verarschst mich doch.«
»Nicht im Geringsten. Ist dir das denn nicht aufgefallen?«
»Er hat gehumpelt, ja, und er saß so komisch am Tisch. Aber sonst?«
»Er trug eine lange Hose. Aber beim ersten Mal auf dem Hügel trug er Shorts, da hättest du es sehen können.«
»R. V., da oben war es dunkler als im Arsch eines Panthers. Vor allem als die Sonne weg war. Und wenn man dazu noch völlig breit ist... Wenn Lenore nicht dieses weiße Kleid getragen hätte, ich hätte sie gar nicht gesehen. Und dann musste ich von Coach noch meinen Wagen abholen, deshalb ist mir das glatt entgangen. Trotzdem, tut mir Leid.«
»Keine Ursache. Ich habe dir nur gesagt, wie es ist.«
»Mann! Aber was ist mit seinem Bein passiert? Warum haben sie es abgesägt?«
»Das hat niemand abgesägt. LaVache wurde so geboren.«
»Shit. Im Ernst? Also ein Geburtsfehler?«
»Nicht direkt.«
»Aber was dann?«
»O Gott, wir sind über dem Eriesee. Jetzt beginnt für mich der schrecklichste Teil des Fluges. Obendrein tun mir die Ohren weh.«
»Übel. Und das ist der Eriesee?«
»Leider.«
»Das Wasser hat so eine komische Farbe.«
»Ich weiß nicht, wie viel Prozent des Wassers keine komische Farbe haben, doch dieser Prozentsatz dürfte nicht hoch sein.«
»Wie komm es eigentlich, dass es gar keine Wellen gibt? Das Wasser scheint sich gar nicht zu bewegen.«
»Das willst du nicht wirklich wissen.«
»Aber was ist dann mit seinem Bein passiert? So ein Bein geht nicht einfach von selber ab.«
»Das ist zweifellos richtig.«
»...«
»Lenore schläft immer noch, oder?«
»Hgnaa.«
»Dachte ich mir.«
»Lenore will die Geschichte nicht mehr hören.«
»Hat sie denn damit zu tun?«
»Na ja, alles begann nach dem dritten Kind, als es mit Mrs. Beadsmans Gesundheit bergab ging. Es war eigentlich nichts Schlimmes, eine leichte Anämie oder so etwas. Mr. Stonecipher Beadsman III, Lenores Vater, kam, aus falsch verstandener Sorge um die Entwicklung seiner Kinder, zu dem Schluss, dass man Mrs. Beadsman die Erziehung derselben nicht mehr anvertrauen könne, und hat eine Gouvernante eingestellt, eine Miss Malig, eine ausnehmend schöne Person, was man heute nicht mehr behaupten kann, mit Waden wie Baumstämme und überhaupt eine rechte Fregatte, aber seinerzeit eben nicht. Darüber hinaus war Miss Malig auch so etwas wie ein geschäftlicher Coup, denn nur ein Jahr zuvor war sie im Schönheitswettbewerb von Gerber Quality Brands zur Miss Gerber
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